Wer hat schon Angst vor Strafzöllen?
09.07.2018 | Vertrauliche Mitteilungen
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Trotzdem - wir befinden uns in einer Spätphase des aktuellen Konjunkturzyklus. Zudem hat die Fed vor einem Jahr begonnen, ihre Bilanz zu verkürzen und wird diesbezüglich in Kürze „einen Zahn zulegen“ (siehe hier!). Sie baut Anleihen-Bestände ab, bzw. ersetzt fällig werdende Anleihen nicht mehr durch neue Käufe. Das nimmt Liquidität aus dem System. Die Basisgeldmenge ist im Jahresvergleich im Juni um 3% geschrumpft, die (immer noch üppigen) Gesamtreserven des Bankensystems sind in einem Jahr um 9,6% zurückgegangen, sie liegen mit 2,053 Bill. Dollar jetzt etwa auf dem Niveau von Juni 2013 und mehr als 25% unter dem Hoch aus September 2014.Das Geldmengenaggregat MZM, das die Entwicklung bei liquiden Finanz-Assets anzeigt, ist im Mai im Jahresvergleich um 3,7% angewachsen. Ein beschleunigter Anstieg weist gewöhnlich darauf hin, dass andere Vermögensgegenstände gemieden werden, insbesondere, wenn sein Multiplikator zur Basisgeldmenge ebenfalls deutlich steigt. Diese Situation ist aktuell aber nach historischen Vergleichen nicht gegeben.
Damit gilt: Bisher hat die Politik der Fed noch keine wesentlichen Bremsspuren hinsichtlich Liquidität hinterlassen. Die Liquiditätsaussattung ist nun mal einer der wesentlichen Treiber für Bewegungen in den Finanzmärkten. Das sollte allerdings nicht als Ruhekissen angesehen werden, die Fed verstärkt ihren Kurs der Sterilisierung von Liquidität immer weiter. Und weitere Zinsschritte wirken prinzipiell in die gleiche Richtung. Wir laufen hier allmählich auf einen kritischen Punkt zu.
In der aktuellen Situation liefert auch der Dollar wichtige Hinweise auf die Entwicklung der Finanzmärkte. Der Dollar-Index hatte kürzlich seine Abwärtslinie aus Ende 2016/Anfang 2017 nach oben aufgehebelt, liegt mittlerweile aber wieder (wenn auch noch nicht signifikant) darunter (Chartquelle).
Quelle: http://www.incrediblecharts.com
Der Trump-Administration ist aus verschiedenen Gründen (siehe z.B. hier!) an einem schwächeren Dollar gelegen. Wenn sich die Abwärtsbewegung im Dollar-Index jetzt fortsetzt, wäre das ein Hinweis, dass internationale Dollar-Liquidität womöglich doch noch nicht die Heimreise antritt. Zudem würde das das Vertrauen in die Fähigkeit der Trump-Administration wieder festigen, die Dinge in ihrem Sinne zu bewegen.
Damit die Gemengelage aber wieder etwas stabiler in Richtung wirtschaftlichem Optimismus geht, müssen sich auch die Rohstoffpreise verstärken. Die Musik spielt hier gegenwärtig beim Öl, wichtige Widerstandspegel werden spekulativ attackiert. Hohe Ölpreise gelten aber häufig als Konsumsteuer, weil sie schnell auf die Energiepreise durchschlagen, was die Konsumfähigkeit bei anderen Gütern einschränkt.
Im Falle von Kupfer, das aufgrund seiner vielfältigen Verwendung in der modernen Produktion eine wichtige Rolle spielt, sieht es aktuell nicht gut aus. Sein Preis ist in den zurückliegenden Wochen um rund 15% zurückgegangen - hier haben sich vermutlich der Handelsstreit und der zuletzt feste Dollar niedergeschlagen. Eine Erholung beim Kupferpreis wäre hilfreich, Zutrauen in eine robuste Wirtschaftsentwicklung zu festigen und den Aktienkursen “Phantasie” einzuhauchen.
Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden
© Klaus G. Singer
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