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USA verschärfen Tonalitäten - determinierte Antwort der Welt nötig!

23.07.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1738 (07:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1634 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.20. EUR-CHF oszilliert bei 1.1631.

Zum Wochenschluss beglückte die Regierung der USA den Rest der Welt erneut mit Drohkulissen. Psychologisch mag das aus Sichtweise der USA verständlich sein, vor bedeutenden Wochenenden Druck zu verstärken.

Trump zeigte sich vor dem G-20 Finanzministertreffen in Argentinien bereit, das Warenvolumen, auf das gegenüber China Zölle erhoben wird, auf 500 Mrd. USD hochzuschrauben. Er legte dann nach, indem er China und die Eurozone der Währungsmanipulation bezichtigte.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier von Seiten der USA Verhandlungselemente der Spieltheorie mit Usancen aus Las Vegas gekoppelt werden. Dieser Versuch hat jedoch nicht viel mit Logik oder Rationalität zu tun. Es mangelt an sachlich unbestechlicher Überzeugungskraft.

Wenn die USA die Wirtschaftsbedingungen dritter Länder beeinträchtigen wollen und das auch offen kundtun, indem die USA diesen Ländern oder Regionen einen Feindstatus zuerkennen, dann ist es nicht unüblich, dass derartige Währungen unter Druck kommen.

Vor diesem Hintergrund ist das Maß an Dreistigkeit, das uns am Freitag aus den USA erreichte, bemerkenswert hoch und deswegen nicht ansatzweise akzeptabel!

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zeigt sich beeindruckt und nahezu ängstlich. Erwarnte vor einer Verschärfung des Handelsstreits mit den USA.

Heißt das, dass wir bezüglich der US-Absurditäten einknicken sollen Herr Altmaier?

Altmaier: Der Handel zwischen Europa und den USA umfasse ungefähr ein Drittel des gesamten Welthandels.

Unsere Replik. Stimmt! Der Handel wird dann dank Zöllen teurer, aber er fällt nicht vollständig weg. Die US-Verbraucher zahlen die Zeche, da US-Produktionsstätten für diese Produkte weitgehend fehlen. Anders ausgedrückt sorgte Trump bei Umsetzung der Maßnahmen durch steigende Preise für Importgüter für eine US-Konjunkturentschleunigung bei ohnehin massiv gestressten Finanzen der US-Haushalte (Konsumverschuldung auf Allzeithochs!).

Altmaier: "Sie können sich vorstellen, wenn wir einen Schnupfen bekommen im deutsch-amerikanischen oder im europäisch-amerikanischen Verhältnis, dann bekommen viele um uns herum eine Lungenentzündung. Deshalb ist es eine hochriskante Sache. Der Konflikt müsse so schnell wie möglich beendet werden."

Unsere Replik: Wir stimmen zu, dass der Konflikt beendet werden muss - aber auf Augenhöhe Herr Altmaier, denn die ökonomische Zukunft auch für Europa liegt im Osten!

Altmaier: "Wichtig sei, dass die EU weiter geschlossen auftrete."

Unsere Replik: In der Tat ist das unumgänglich!

Altmaier: Ob man aus der Spirale gegenseitiger Drohungen herauskomme, könne er nicht sagen. "Wir müssen jede Möglichkeit nutzen."

Unsere Replik: Nein Herr Altmaier, wir müssen nur Sinn stiftende Möglichkeiten nutzen, die auf keinen Fall dem Begriff Unterordnung unter die absurden Forderungen der USA entsprechen. Da sind wir ganz nah an der Position aus Paris!

Deutsche Wirtschaftsverbände untermauern ihre Kritik an der amerikanischen Handelspolitik in sachlicher und pointierter Weise.

BDI-Chef Kempf: "Die Zölle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit gehören abgeschafft. Es sei klug, dass die EU und die USA ihre Gespräche fortsetzen. Europa darf sich nicht erpressen lassen und sollte in den USA selbstbewusst auftreten. Allein die deutsche Automobilindustrie beschäftige über 118.000 Mitarbeiter in den USA. 60% ihrer Produktion werde aus den USA in andere Länder exportiert."

O-Ton DIHK Präsident Schweitzer: Argumente für solche Zölle sind konstruiert und letztlich an den Haaren herbeigezogen. Täglich spüren deutsche Unternehmen, wie der transatlantische Graben breiter wird. Politik und Wirtschaft müssten sich geschlossen für das Welthandelssystem einsetzen.


Fazit:

Europa muss gemeinschaftlich auftreten. Vor den Verhandlungen seitens der EU-Delegation bitte noch einmal das Regelbuch der Spieltheorie genaustens studieren. Unterordnung gilt es um jeden Preis zu vermeiden! Trump wird seine Konjunktur nicht selbst zerstören wollen (Las Vegas!). Determiniertes Auftreten ist geboten!


Brexit-Kapriolen:

Dominic Raab droht, die EU-Rechnung (44 Mrd. Euro) nicht zu begleichen. Schuld daran trüge allein die EU. Es könne nicht sein, dass eine Seite ihren Teil der Abmachung erfüllt und die andere Seite nicht oder langsam vorangeht oder sich nicht auf ihrer Seite festgelegt", sagte Raab.

Wir fragen: Was hat das UK bisher an Abmachungen erfüllt?

Wir wissen nicht, womit sich Herr Raab bisher beschäftigt hat, es muss aber überschaubar gewesen sein. Das UK will die EU verlassen. Dafür gibt es Regeln. Diese Regeln waren (hoffentlich) allen Beteiligten im UK bewusst. Die aktuell erkennbare Erwartung Londons, dass es nicht nur während der Mitgliedschaft, sondern auch noch bei dem britischen Exit Extrawürste höchster Güte gibt, ist gelinde gesagt ambitioniert.

Kontinentaleuropa freut sich auf Produktionsstättenverlagerungen mit entsprechenden Lohnsummen und Sozialleistungen aus dem UK nach Kontinentaleuropa und verzichtet gerne auf Exporte im entsprechenden Umfang. Mehr gibt es nicht zu sagen!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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