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Griechenland ist noch nicht "gerettet"

18.09.2018  |  Vertrauliche Mitteilungen
Vor einigen Tagen ist das letzte Rettungspaket für Griechenland ausgelaufen und die Krise wurde offiziellfür beendet erklärt. Vordergründig betrachtet kommt dies für Brüssel wie auch die griechische Führung einem Befreiungsschlag gleich. In Brüssel ist man froh, Athen nach immer neuen Hilfsmilliarden nun zunächst einmal los zu sein.

Und Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras hofft, seine auf kaum mehr als 10 % gesunkenen Zustimmungswerte nun wieder steigern zu können. Bisher nahm eine Mehrheit der Griechen ihm übel, als Hoffnungsträger gekommen zu sein und dann doch nur eine Sparmaßnahme nach der anderen verfügt zu haben.

Doch nur weil die meisten Beteiligten eine Krise für beendet erklären, muß diese noch längst nicht überstanden sein, wie ein Blick auf wichtige volkswirtschaftliche Rahmendaten Griechenlands zeigt. Das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist beispielsweise zwischen 2008 und 2017 von rund 350 Mrd. € auf nur noch 200 Mrd. € geschrumpft.

Wenn nun für das Jahr 2018 ein BIP-Wachstum von 2% in Aussicht steht, bleibt doch zu bedenken, auf welch geschrumpfter Basis dieses beruht und daß deshalb von einer Normalisierung oder gar Erreichen des Vor-Krisenstandes noch längst nicht gesprochen werden kann.

Ähnliches gilt für das Verhältnis zwischen Staatsschuldenstand und jährlicher Wirtschaftsleistung, das bei Beginn der Krise (2008) bei rund 109% lag, bis zum Jahr 2017 auf 180% stieg und auch im ersten offiziellen "Nach-Krisenjahr" 2019 noch auf mindestens 190% steigen wird!

Die Arbeitslosigkeit liegt noch immer bei über 20% und ist vor allem unter den jungen Griechen (unter 25 Jahre) weit verbreitet. Dies erschreckt insbesondere angesichts der Tatsache, daß während der akuten Krisenjahre bereits 400.000 junge Menschen Hellas verließen, um andernorts ihr ökonomisches Glück zu suchen.

Noch immer liegt deshalb eine verbreitete Perspektivlosigkeit wie Mehltau über dem Land. Nach den von den Geldgebern geforderten - und wohl auch alternativlosen - Kürzungen bei Renten, Löhnen und Sozialleistungen müssen heute rund 1,5 Millionen Griechen (das sind mehr als 10% der Bevölkerung) von weniger als 176 € monatlich leben, was auch in Griechenland extremer Armut entspricht.

Die wenigen Unternehmens-Neugründungen, die es zu verzeichnen gibt, betreffen hauptsächlich den Gastronomie- und Tourismussektor sowie den weiteren Dienstleistungsbereich. Im für jede Volkswirtschaft wichtigen Technologiesektor etc. herrscht dagegen eine anhaltende Grabesruhe. Nicht wenige griechische Unternehmensgründer machen darüber hinaus den Fehler, zu sehr auf die heimische Nachfrage zu setzen, die aus den oben genannten Gründen nicht so recht „anspringen“ will.

Griechenlands Krise ist mithin noch längst nicht überwunden. Sie wurde lediglich von den "Schaufenstern" der Europäischen Union und des Euroraumes in die "Hinterzimmer" verlegt, wo sie nun von der breiten Öffentlichkeit weniger als bisher beachtet weiterschwelen wird. Die davon für Anleger, Banken und die Kunstwährung Euro ausgehenden Gefahren halten unvermindert an.


© Vertrauliche Mitteilungen

Auszug aus den wöchentlich erscheinenden Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr.4303



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