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Schwäche am US-Immobilienmarkt? - IFO schaut auf US-Leistungsbilanz!

20.11.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1453 (07:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1394 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.88. EUR-CHFoszilliert bei 1.1366.


Schwäche am US-Immobilienmarkt?

Der NAHB Housing Market Index, der als Frühindikator des US-Wohnimmobilienmarkts interpretiert werden kann, sank unerwartet von zuvor 68 auf 60 Punkte (Prognose 67) und markierte damit den niedrigsten Stand seit August 2016.

Nachfolgender Chart bildet den NAHB-Index (Grün) ab und den von Bloomberg ermittelten "Suprise Index" (rot) für den US-Wohnimmobilienmarkt. Beide Entwicklungen liefern markante Schwächesignale.

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© Zerohedge


Wir haben uns mit diesem Thema an dieser Stelle mehrfach auseinandergesetzt. Einerseits belastet der Zinsanstieg, der durch die Zinspolitik der Federal Reserve forciert wird, andererseits ist eine eklatante Divergenz zwischen den hohen Wertsteigerungen der US-Wohnimmobilien und drastisch geringer zunehmenden nominalen mittleren Einkommen zu verzeichnen gewesen. Das schließt immer mehr potentielle Käufer trotz erleichterten Kreditzugangs vom Markt aus (Affordability Gap).

Diese Entwicklung darf als eine Warnung an die Federal Reserve interpretiert werden, denn sie ist anders als die EZB eben auch für Wachstums verantwortlich. Ob das Sinn stiftend ist, darf hinterfragt werden.


IFO: Defizit in US-Leistungsbilanz steigt trotz Trumps Zollpolitik

Das Defizit in der US-Leistungsbilanz wird laut Prognose des Ifo-Instituts 2018 trotz der von den USA verhängten Zölle steigen. Es wird wohl 464 Mrd. USD betragen und damit 2,5% des BIP ausmachen. 2017 waren es "nur" 449 Mrd. USD. In die Leistungsbilanz fließen der gesamte Waren- und Dienstleistungsverkehr, die Entwicklungshilfe und im Ausland erzielte Vermögen.

Grund für das US-Ungleichgewicht ist der Handel mit Gütern, unter ihnen Autos und Maschinen. In diesem Jahr werden die USA Waren im Wert von 857 Mrd. USD mehr importieren als exportieren.

Anders als mit Waren erzielen die USA Überschüsse mit Dienstleistungen unter anderem in der Finanz- und Softwarebranche. Diese sollen sich auf 259 Mrd. USD summieren. Die Erträge aus Auslandsvermögen werden sich laut IFO auf 252 Mrd. USD stellen.

Der Blick auf das bilaterale Verhältnis USA/EU ist bezüglich der US-Leistungsbilanz vollständig unproblematisch. So ist auffällig, dass die USA hohe Erträge aus Investitionen in der EU beziehen, insbesondere aus den Niederlanden und aus Irland. Deshalb wies die US-Leistungsbilanz gegenüber der EU im 1. Halbjahr 2018 einen Überschuss von 7 Mrd. USD aus. Auch im Gesamtjahr dürften die USA gemäß der Progn0se des IFO-Instituts einen Überschuss erzielen.

Vor diesem Hintergrund wird der Angriff der Trump-Administration auf die EU faktisch noch absurder, als er ohnehin schon ist, lautet unser Urteil! Wenn etwas faktisch nicht untermauert ist, geht es um Geopolitik, ergo das US-Interesse, Europa zu schwächen. Ob das mit dem Begriff "Partnerschaft" kompatibel ist, darf mehr als hinterfragt werden!



Fazit für die Eurozone:

Vor diesem Hintergrund wird noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass Kontinentaleuropa sich formiert, da in der Einzelstaatlichkeit kaum eine Chance bestünde, diese US-Agressionen angemessen abzuwehren.

Die weitere Integration in der Eurozone mit einem gemeinsamen Budget, einem eigenen Währungsfonds und einer eigenen Verteidigung muss voran getrieben werden. Ebenso gilt das für das Europa der zwei Geschwindigkeiten!


Bundesbank zur Konjunkturlage in Deutschland und der Eurozone

Die Einlassungen der Bundesbank im aktuellen Monatsbericht zu dieser Thematik finden unsere vollste Zustimmung.Wir hätten es nicht besser formulieren können.

Der Aufschwung in Deutschland hätte im 3. Quartal eine Pause eingelegt. Die Bundesbank erwartet, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende kräftig expandieren wird. Die Schwäche im 3. Quartal wird mit Sondereffekten begründet. So belastete der heiße Sommer. Wesentlicher waren erhebliche Produktionsausfälle in der Autoindustrie wegen des neuen Abgasmessverfahrens.

Losgelöst von diesen Einflüssen dauere die Hochkonjunktur in Deutschland an. Die Produktionskapazitäten würden weiterhin überdurchschnittlich ausgelastet. Es sei mit einer Normalisierung der Produktion und der Ausfuhren zu rechnen. Auch soll der private Verbrauch die Rolle als konjunkturelle Triebkraft dank der ausgezeichneten Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven wiedererlangen.

Für die Eurozone ist die Bundesbank optimistisch (3. Quartal BIP +0,2%). Deutschland wird dann die Performance nicht mehr stören (3. Quartal BIP -0,2%). Stützend wirkten die Finanzierungsbedingungen, die Verbesserung am Arbeitsmarkt und die lebhafte globale Konjunktur. Sofern Disruptionen ausbleiben, sollte die Wirtschaftsleistung im 4. Quartal 2018 verstärkt zulegen.


Die gestern veröffentlichten Daten der Eurozone waren erfrischend:

Die Leistungsbilanz lieferte in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 16,9 Mrd. Euro nach zuvor 24,3 Mrd. Euro. Das darf als Ausdruck von Konkurrenzfähigkeit und Attraktivität der Produktpalette interpretiert werden. Die Leistungen der Bauwirtschaft der Eurozone legte im Monatsvergleich per September um 2,04% zu, nachdem es im Vormonat zu einem Rückgang um 0,55% kam (Chart Reuters).

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1200 - 1.1500 eröffnet neue Chancen.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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