Ein kleines Dorf namens Griechenland
12.01.2019 | Vertrauliche Mitteilungen
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist fast weltweit aktiv, wenn es u.a. um regulatorische Eingriffe in das Finanzwesen einzelner Staaten oder sogenannte "Rettungsaktionen" geht. Das Vorgehen dieser internationalen Institution folgt dabei fast immer einem ganz bestimmten Schema, wie es vor einiger Zeit der Publizist und Buchautor Ernst Wolff ("Weltmacht IWF - Chronik eines Raubzugs") zutreffend feststellte.
Es sind laut Wolff die sogenannten "Strukturanpassungsprogramme" des IWF mit den Schwerpunkten Stabilisierung, Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung, denen sich an einer IWF-Finanzierung interessierte Länder stets und immer unterwerfen müssen. Worum es dabei geht, das illustriert Wolff gerne am Beispiel eines kleinen Dorfes - z.B. in Griechenland gelegen -, das wir uns nachstehend sehr frei nachzuerzählen gestatten:
Es geht dabei, wie gesagt, um ein kleines fiktives Dorf auf einer griechischen Insel, dessen Bewohner bisher ein ruhiges und von bescheidenem Wohlstand geprägtes Leben führten. Doch nun wurde die kleine Dorfschule bei einem Sturm beschädigt und sie muß neu errichtet werden. Die dafür veranschlagten Kosten liegen bei etwa 100.000 Euro.
Weil der Neubau dringend erforderlich ist und in der Gemeindekasse nur etwa 50.000 Euro liegen, beauftragen die Bürger ihren Bürgermeister, die örtliche Sparkasse um einen Kredit zu bitten. Wegen des vorhandenen Eigenkapitals ist dies alles kein Problem und die Gemeinde erhält sofort eine Kreditzusage über die erforderlichen 50.000 Euro.
Beim eher korrupten Bürgermeister, der schon bei seiner Wahl mit Bestechung arbeitete, setzt wegen dieses problemlos erlangten Gemeindekredites ein verhängnisvoller Denkprozeß ein. Er bespricht sich alsbald mit einem befreundeten Bauunternehmer, der leider als ebenso korrupt einzustufen ist.
Die beiden beschließen, von dem alsbald der Gemeinde zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag von 100.000 Euro kurzerhand jeweils 25.000 Euro abzuzwacken und der Gemeindeversammlung mitzuteilen, daß der Schulneubau leider 50.000 Euro teurer wird als bisher erwartet. Der erforderliche Gesamtkredit steigt damit auf 100.000 Euro und der Bürgermeister begibt sich wieder zur örtlichen Sparkasse, um die Kreditsumme entsprechend aufzustocken.
Dort erlebt er eine böse Überraschung: Einen Schulbau mit 50% Eigenkapital zu finanzieren, dazu war die Sparkasse gerne bereit. Doch jetzt erscheint ihr der Eigenkapitalanteil angesichts des Vorhabens und des späteren Gebäudewertes viel zu gering und sie zieht sich aus der Finanzierung vollständig zurück.
Kein Problem, denkt sich der Bürgermeister und fährt in die Kreisstadt. Doch auch die dortigen Banken winken aus vorgenanntem Grund alle ab. Anschließend werden die Städte, in die der Bürgermeister reist, genauso wie die von ihm angesprochenen Banken immer größer. Aber niemand möchte der kleinen Gemeinde so viel Geld leihen.
Schließlich wendet sich der Mann an den sogenannten "Kreditgeber in letzter Instanz" - den IWF selbst. Schon beim ersten Kontakt mit dessen Mittelsmännern erlebt der korrupte Kommunalpolitiker eine aus seiner Sicht erfreuliche Überraschung:
Sie interessieren sich nämlich überhaupt nicht dafür, ob ihr neuer potentieller Geschäftspartner (die kleine Gemeinde bzw. ihr korrupter Bürgermeister) seriös ist und ob der gewünschte Kredit überhaupt mit hinreichend Eigenkapital unterlegt ist. Sie bewilligen den Kredit statt dessen sehr bereitwillig und "bitten" lediglich darum, vor der Auszahlung noch ein kleines "Expertenteam" in das Dorf senden zu dürfen, das dort ein paar "Vorschläge" unterbreiten wird. Der Bürgermeister willigt nur allzu gerne ein.
Schon wenige Tage später erscheinen die sogenannten "IWF-Experten". Sie schauen sich in dem Dorf ein wenig um und unterbreiten dem Bürgermeister dann drei Vorschläge, deren Umsetzung vor der endgültigen Kreditbewilligung und -auszahlung bitte einzuleiten sei. Es geht um folgendes:
1. Einer internationalen Großbank soll gestattet werden, neben der örtlichen Sparkasse - die bis dahin die bescheidenen Vermögen der Dorfbewohner und ihre Kreditwünsche stets gut unter einen Hut brachte - eine eigene Filiale zu errichten und dort "moderne" Finanzprodukte anzubieten. Auf diese Weise soll, so die IWF-Experten, auch in diesem Dorf der Wettbewerb im Finanzwesen zum Vorteil der Dorfbewohner intensiviert werden.
2. Auf dem Wochenmarkt, auf dem bisher die Bauern der Gegend jeden Samstag ihre Produkte anboten, soll ab sofort ein gut gelegener Standort für einen großen internationalen Nahrungsmittelkonzern freigehalten werden. Auch damit soll angeblich der Wettbewerb gefördert werden, damit die Dorfbewohner langfristig gesehen Nahrungsmittel zu dann niedrigeren Preisen kaufen können.
3. Und schließlich soll der Brunnen in der Dorfmitte, über den die meisten Bewohner kostenlos ihr Trinkwasser beziehen, einem im Wasserbereich tätigen, internationalen Investor überschrieben werden. Und auch dies natürlich nur, weil ein solcher Investor effizienter und damit wirtschaftlicher arbeiten könne als der Gemeindemitarbeiter, der bisher von Zeit zu Zeit die zum Brunnen
führende Rohrleitung reinigte.
Weil der Bürgermeister noch ganz erfreut über die Tatsache war, daß der IWF den Kredit sofort bewilligen wollte, ohne z.B. ihn und seinen korrupten Partner (den ausführenden Bauunternehmer) auf ihre Seriosität zu überprüfen oder gar die veranschlagte (überhöhte) Bausumme zu hinterfragen, wollte er den Kreditvertrag sofort unterzeichnen.
Doch da gebe es vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen, bremsten ihn die IWF-Vertreter. Aus "natürlich" nur rein formalen Gründen lege man beim IWF Wert darauf, daß die Gemeinde die vorstehend skizzierten "Verbesserungsvorschläge" der IWF-Experten als ihre eigenen deklariere und in einem "Letter of Intent" (Absichtserklärung) dem IWF vorschlage, damit dieser sie nur noch "akzeptieren" müsse.
Das Geld vor Augen akzeptiert der Bürgermeister auch noch diesen "Vorschlag", und der Kredit wird alsbald ausgezahlt. Kurz vorher, bei der Unterzeichnung des Kreditvertrages, mußte die Gemeinde allerdings noch eine kleine Zusatzbedingung schlucken. Sollte das Dorf einmal in Zahlungsschwierigkeiten geraten, heißt es nun im Kreditvertrag mit dem IWF, muß es diesen vor allen anderen möglichen Gläubigern des Dorfes auszahlen.
Die anschließenden Pressemeldungen kennt man zur Genüge: Der IWF brüstete sich wieder einmal, die Finanzsituation unseres "Beispieldorfes" mit seinem Kredit "stabilisiert" und damit die Wiedererrichtung einer Dorfschule überhaupt erst ermöglicht zu haben. Die erwachsenen Dorfbewohner freuen sich und die Kinder - zumindest manche von ihnen - bedauern das nun nahende Ende der schulfreien Zeit. Doch schon wenig später kommt es zu erheblichen Veränderungen im bisher beschaulichen und weitgehend konfliktfreien Dorfleben.
Als erstes fällt den Dorfbewohnern auf, daß ihr Brunnen nunmehr abgedeckt und mit einem Schloß versehen ist. Das bisher kostenlose Wasser muß nun, in Flaschen abgefüllt, gegen Bezahlung in einem nahe gelegenen Laden abgeholt werden. Nach der Übergabe des Dorfbrunnens an einen internationalen Investor müssen die Dorfbewohner also nun für ein Gut, das ihnen bisher so gut wie kostenlos (sieht man vom anteiligen Lohn des Gemeindearbeiters einmal ab) zur Verfügung stand, bezahlen. Noch ist das Wasser für sie erschwinglich, doch erste Preiserhöhungen sind bereits angekündigt.
Wenig später folgt auf dem Wochenmarkt der nächste Schock: Die ersten örtlichen Bauern mußten bereits ihre Stände schließen, weil auf dem neuen Marktstand des internationalen Nahrungsmittelkonzerns ähnliche Waren zu weitaus geringeren Preisen angeboten wurden. Doch sobald die letzten Marktbauern das Handtuch geworfen haben werden, das steht fest, dürften auf dem Stand des Nahrungsmittelkonzerns die Preise kräftig anziehen.
Und schließlich trifft es auch die örtliche Sparkasse. Sie muß schließen, weil sie mit den bis dahin überaus günstigen Konditionen der Großbank nicht mithalten konnte. Doch kaum sind die Sparkassen Schalter geschlossen, wen wundert es noch, verteuert die Großbank ihre Dienstleistungen erheblich.
Während die meisten Dorfbewohner nun den Gürtel immer enger schnallen müssen, fällt ihnen auf, daß es dem Bürgermeister und dem Bauunternehmer erstaunlich gut geht. Doch sie können sich dies nicht erklären, ahnen sie doch nichts von den jeweils 25.000 Euro, die beide für sich ergaunert haben.
Weil für die Masse der Dorfbewohner die finanziellen Probleme immer erdrückender werden, kommt es schließlich zu offenen Protesten gegen den IWF. Doch das lassen dessen Vertreter nicht auf sich sitzen - sie präsentieren den Dorfbewohnern schließlich den vorgenannten "Letter of Intent" und verkünden mit Unschuldsmine, daß sie nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und ausschließlich Maßnahmen umgesetzt hätten, die ihnen kein anderer als der demokratisch gewählte Vertreter der Dorfbewohner (der korrupte Bürgermeister) aus völlig freien Stücken vorgeschlagen habe...
Soweit dieses zugegebenermaßen stark vereinfachte und teilweise auch etwas übertriebene Beispiel für die Arbeit des IWF.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4319
Es sind laut Wolff die sogenannten "Strukturanpassungsprogramme" des IWF mit den Schwerpunkten Stabilisierung, Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung, denen sich an einer IWF-Finanzierung interessierte Länder stets und immer unterwerfen müssen. Worum es dabei geht, das illustriert Wolff gerne am Beispiel eines kleinen Dorfes - z.B. in Griechenland gelegen -, das wir uns nachstehend sehr frei nachzuerzählen gestatten:
Es geht dabei, wie gesagt, um ein kleines fiktives Dorf auf einer griechischen Insel, dessen Bewohner bisher ein ruhiges und von bescheidenem Wohlstand geprägtes Leben führten. Doch nun wurde die kleine Dorfschule bei einem Sturm beschädigt und sie muß neu errichtet werden. Die dafür veranschlagten Kosten liegen bei etwa 100.000 Euro.
Weil der Neubau dringend erforderlich ist und in der Gemeindekasse nur etwa 50.000 Euro liegen, beauftragen die Bürger ihren Bürgermeister, die örtliche Sparkasse um einen Kredit zu bitten. Wegen des vorhandenen Eigenkapitals ist dies alles kein Problem und die Gemeinde erhält sofort eine Kreditzusage über die erforderlichen 50.000 Euro.
Beim eher korrupten Bürgermeister, der schon bei seiner Wahl mit Bestechung arbeitete, setzt wegen dieses problemlos erlangten Gemeindekredites ein verhängnisvoller Denkprozeß ein. Er bespricht sich alsbald mit einem befreundeten Bauunternehmer, der leider als ebenso korrupt einzustufen ist.
Die beiden beschließen, von dem alsbald der Gemeinde zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag von 100.000 Euro kurzerhand jeweils 25.000 Euro abzuzwacken und der Gemeindeversammlung mitzuteilen, daß der Schulneubau leider 50.000 Euro teurer wird als bisher erwartet. Der erforderliche Gesamtkredit steigt damit auf 100.000 Euro und der Bürgermeister begibt sich wieder zur örtlichen Sparkasse, um die Kreditsumme entsprechend aufzustocken.
Dort erlebt er eine böse Überraschung: Einen Schulbau mit 50% Eigenkapital zu finanzieren, dazu war die Sparkasse gerne bereit. Doch jetzt erscheint ihr der Eigenkapitalanteil angesichts des Vorhabens und des späteren Gebäudewertes viel zu gering und sie zieht sich aus der Finanzierung vollständig zurück.
Kein Problem, denkt sich der Bürgermeister und fährt in die Kreisstadt. Doch auch die dortigen Banken winken aus vorgenanntem Grund alle ab. Anschließend werden die Städte, in die der Bürgermeister reist, genauso wie die von ihm angesprochenen Banken immer größer. Aber niemand möchte der kleinen Gemeinde so viel Geld leihen.
Schließlich wendet sich der Mann an den sogenannten "Kreditgeber in letzter Instanz" - den IWF selbst. Schon beim ersten Kontakt mit dessen Mittelsmännern erlebt der korrupte Kommunalpolitiker eine aus seiner Sicht erfreuliche Überraschung:
Sie interessieren sich nämlich überhaupt nicht dafür, ob ihr neuer potentieller Geschäftspartner (die kleine Gemeinde bzw. ihr korrupter Bürgermeister) seriös ist und ob der gewünschte Kredit überhaupt mit hinreichend Eigenkapital unterlegt ist. Sie bewilligen den Kredit statt dessen sehr bereitwillig und "bitten" lediglich darum, vor der Auszahlung noch ein kleines "Expertenteam" in das Dorf senden zu dürfen, das dort ein paar "Vorschläge" unterbreiten wird. Der Bürgermeister willigt nur allzu gerne ein.
Schon wenige Tage später erscheinen die sogenannten "IWF-Experten". Sie schauen sich in dem Dorf ein wenig um und unterbreiten dem Bürgermeister dann drei Vorschläge, deren Umsetzung vor der endgültigen Kreditbewilligung und -auszahlung bitte einzuleiten sei. Es geht um folgendes:
1. Einer internationalen Großbank soll gestattet werden, neben der örtlichen Sparkasse - die bis dahin die bescheidenen Vermögen der Dorfbewohner und ihre Kreditwünsche stets gut unter einen Hut brachte - eine eigene Filiale zu errichten und dort "moderne" Finanzprodukte anzubieten. Auf diese Weise soll, so die IWF-Experten, auch in diesem Dorf der Wettbewerb im Finanzwesen zum Vorteil der Dorfbewohner intensiviert werden.
2. Auf dem Wochenmarkt, auf dem bisher die Bauern der Gegend jeden Samstag ihre Produkte anboten, soll ab sofort ein gut gelegener Standort für einen großen internationalen Nahrungsmittelkonzern freigehalten werden. Auch damit soll angeblich der Wettbewerb gefördert werden, damit die Dorfbewohner langfristig gesehen Nahrungsmittel zu dann niedrigeren Preisen kaufen können.
3. Und schließlich soll der Brunnen in der Dorfmitte, über den die meisten Bewohner kostenlos ihr Trinkwasser beziehen, einem im Wasserbereich tätigen, internationalen Investor überschrieben werden. Und auch dies natürlich nur, weil ein solcher Investor effizienter und damit wirtschaftlicher arbeiten könne als der Gemeindemitarbeiter, der bisher von Zeit zu Zeit die zum Brunnen
führende Rohrleitung reinigte.
Weil der Bürgermeister noch ganz erfreut über die Tatsache war, daß der IWF den Kredit sofort bewilligen wollte, ohne z.B. ihn und seinen korrupten Partner (den ausführenden Bauunternehmer) auf ihre Seriosität zu überprüfen oder gar die veranschlagte (überhöhte) Bausumme zu hinterfragen, wollte er den Kreditvertrag sofort unterzeichnen.
Doch da gebe es vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen, bremsten ihn die IWF-Vertreter. Aus "natürlich" nur rein formalen Gründen lege man beim IWF Wert darauf, daß die Gemeinde die vorstehend skizzierten "Verbesserungsvorschläge" der IWF-Experten als ihre eigenen deklariere und in einem "Letter of Intent" (Absichtserklärung) dem IWF vorschlage, damit dieser sie nur noch "akzeptieren" müsse.
Das Geld vor Augen akzeptiert der Bürgermeister auch noch diesen "Vorschlag", und der Kredit wird alsbald ausgezahlt. Kurz vorher, bei der Unterzeichnung des Kreditvertrages, mußte die Gemeinde allerdings noch eine kleine Zusatzbedingung schlucken. Sollte das Dorf einmal in Zahlungsschwierigkeiten geraten, heißt es nun im Kreditvertrag mit dem IWF, muß es diesen vor allen anderen möglichen Gläubigern des Dorfes auszahlen.
Die anschließenden Pressemeldungen kennt man zur Genüge: Der IWF brüstete sich wieder einmal, die Finanzsituation unseres "Beispieldorfes" mit seinem Kredit "stabilisiert" und damit die Wiedererrichtung einer Dorfschule überhaupt erst ermöglicht zu haben. Die erwachsenen Dorfbewohner freuen sich und die Kinder - zumindest manche von ihnen - bedauern das nun nahende Ende der schulfreien Zeit. Doch schon wenig später kommt es zu erheblichen Veränderungen im bisher beschaulichen und weitgehend konfliktfreien Dorfleben.
Als erstes fällt den Dorfbewohnern auf, daß ihr Brunnen nunmehr abgedeckt und mit einem Schloß versehen ist. Das bisher kostenlose Wasser muß nun, in Flaschen abgefüllt, gegen Bezahlung in einem nahe gelegenen Laden abgeholt werden. Nach der Übergabe des Dorfbrunnens an einen internationalen Investor müssen die Dorfbewohner also nun für ein Gut, das ihnen bisher so gut wie kostenlos (sieht man vom anteiligen Lohn des Gemeindearbeiters einmal ab) zur Verfügung stand, bezahlen. Noch ist das Wasser für sie erschwinglich, doch erste Preiserhöhungen sind bereits angekündigt.
Wenig später folgt auf dem Wochenmarkt der nächste Schock: Die ersten örtlichen Bauern mußten bereits ihre Stände schließen, weil auf dem neuen Marktstand des internationalen Nahrungsmittelkonzerns ähnliche Waren zu weitaus geringeren Preisen angeboten wurden. Doch sobald die letzten Marktbauern das Handtuch geworfen haben werden, das steht fest, dürften auf dem Stand des Nahrungsmittelkonzerns die Preise kräftig anziehen.
Und schließlich trifft es auch die örtliche Sparkasse. Sie muß schließen, weil sie mit den bis dahin überaus günstigen Konditionen der Großbank nicht mithalten konnte. Doch kaum sind die Sparkassen Schalter geschlossen, wen wundert es noch, verteuert die Großbank ihre Dienstleistungen erheblich.
Während die meisten Dorfbewohner nun den Gürtel immer enger schnallen müssen, fällt ihnen auf, daß es dem Bürgermeister und dem Bauunternehmer erstaunlich gut geht. Doch sie können sich dies nicht erklären, ahnen sie doch nichts von den jeweils 25.000 Euro, die beide für sich ergaunert haben.
Weil für die Masse der Dorfbewohner die finanziellen Probleme immer erdrückender werden, kommt es schließlich zu offenen Protesten gegen den IWF. Doch das lassen dessen Vertreter nicht auf sich sitzen - sie präsentieren den Dorfbewohnern schließlich den vorgenannten "Letter of Intent" und verkünden mit Unschuldsmine, daß sie nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und ausschließlich Maßnahmen umgesetzt hätten, die ihnen kein anderer als der demokratisch gewählte Vertreter der Dorfbewohner (der korrupte Bürgermeister) aus völlig freien Stücken vorgeschlagen habe...
Soweit dieses zugegebenermaßen stark vereinfachte und teilweise auch etwas übertriebene Beispiel für die Arbeit des IWF.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4319