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Fed hebt die US-Zinsen nicht (mehr) an

02.05.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Am 1. Mai 2019 hat der Offenmarktauschuss der US-Zentralbank (Fed) beschlossen, den Leitzins unverändert zu halten. Er befindet sich damit weiterhin in einer Bandbreite von 2,25-2,50 Prozent.

Wie in der Sitzung zuvor auch beruft sich die Fed auf "gedämpften Inflationsdruck", der eine "geduldige", eine "abwartende" Haltung der Geldpolitiker rechtfertige.

Die Zinsmärkte sprechen eine deutliche Sprache: Die Rendite der 2-jährigen US-Staatspapiere liegt nun etwa bei 2,21 Prozent und damit 0,24 Prozentpunkte unter dem Leitzins; und die Rendite der 10-jährigen Schuldpapiere ist auf 2,50 Prozent zurückgefallen.

Die Investoren erwarten ganz offensichtlich, dass der Hochpunkt des Zinszyklus‘ durchschritten ist, und dass die nächste Zinsbewegung der Notenbanken sehr wahrscheinlich nach unten gerichtet ist.

Im ersten Quartal 2019 wuchs die US-Wirtschaft zwar um 3,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr (annualisiert) und damit recht kräftig; und auch der US-Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor freundlich.


Ausblick

Dennoch ist es aus unserer Sicht relativ wahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen noch in diesem Jahr wieder absenkt. Man erinnere sich: Die Fed hat bereits im März verkündet, die Schrumpfung ihrer Bilanz zu verlangsamen beziehungsweise zu beenden.(*)

Damit hat die Fed die Zinserhöhungserwartungen aus den Märkten herausgenommen. Gleichzeitig lässt sie die Liquidität im Interbankengeldmarkt auf einem sehr hohen Niveau. Zusammengenommen lässt das den Schluss zu: Die Fed-Geldpolitik ist bereits wieder gelockert worden.

Vermutlich wird die Fed nicht nur recht rasch zu Zinssenkungen greifen, wenn die Konjunktur lahmen sollte, sondern vor allem auch wenn die Finanzmärkte – die Aktien- und Kreditmärkte - in Schwierigkeiten geraten sollten.

Die Aussicht auf geldpolitische Lockerung „im Notfall“ dürfte die Aktienkurs- und Häuserpreissteigerungen in den USA weiter anheizen. Denn in Zeiten des Niedrigzinses (beziehungsweise unter der Erwartung wieder sinkender Zinsen) erscheinen diese Vermögensbestände besonders attraktiv zu sein.

Allerdings dürfte genau diese Geldpolitik der Fed auch die Risikosorgen in den Finanzmärkten niedrig halten. Das wiederum reduziert die Nachfrage nach Versicherungsschutz für das Portfolio - und das dürfte tendenziell den Goldpreis belasten, zumindest kurzfristig.

Langfristig gesehen sind die Perspektiven für den Goldpreis jedoch weiter positiv und nach oben gerichtet. Siehe hierzu unseren neuesten Aufsatz: "Das Goldgeld: eine unterbewertete Versicherung" vom 25. April 2019.

Nicht übersehen werden sollte: Das Fortführen der Niedrigzinspolitik lässt bestehende ökonomische Ungleichgewichte noch größer werden, es sät gewissermaßen die Saat für die nächste Krise.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt Degussa Goldhandel GmbH


(*) Hier der Link zu unserem Kommentar der Fed-Entscheidung im März 2019


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