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Dollar-Dominanz - und kein Ende in Sicht

24.05.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Box 2: "Dollar-Knappheit" - ein denkbares Szenario?

Das Ausland kommt in den Besitz von US-Dollar vor allem dadurch, dass es mehr Güter in die USA exportiert, als es aus den USA importiert. So gesehen stellt das Handelsbilanzdefizit der USA bislang dem Rest der Welt eine beträchtliche "Dollar-Liquidität" bereit. Was würde passieren, wenn es der US-Administration unter Präsident Trump gelingt, die Produktion vieler Güter, die die USA bisher importieren, in die USA zu verlagern?

Das US-Handelsbilanzdefizit würde tendenziell abnehmen und damit auch die weltweit verfügbare Dollar-Liquidität. Aus "Dollar-Überfluss" würde wohlmöglich "Dollar-Knappheit". Ein solches Szenario würde den chronischen Abwertungstrend des US-Dollar-Außenwertes, der in den letzten Jahrzehnten zu beobachten war, vermutlich beenden, wenn nicht gar umkehren. Präsident Trumps "America First"-Politik könnte, wenn sie erfolgreich ist, so gesehen auch für die internationalen Finanzmärkte äußerst weitreichende Folgen haben.


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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa. (1) Steigt (fällt) die Linie, so wertet der US-Dollar auf (ab). Gestrichelte Linie: linearer Trend.


US-Dollar und Gold

Die US-Finanzmärkte sind weltweit die größten und liquidesten, und der US-Dollar ist nach wie vor die bedeutendste Währung der Welt, ob nun als Anlage- oder Transaktionswährung. Zudem ist der US-Dollar die Basis (das "Grundgeld") für viele andere Währungen, und eine ganze Reihe von Ländern hat sogar den Wechselkurs ihrer Währung direkt an den US-Dollar gekoppelt (wie zum Beispiel Hong Kong, Saudi Arabien und einige afrikanische Länder).

Aus dem Umfeld der offiziellen ungedeckten Währungen ist derzeit kein ernster Konkurrent zum US-Dollar in Sicht; selbst der chinesische Renminbi kann dem US-Dollar nicht das Wasser reichen - zumindest auf absehbare Zeit nicht. Weiterhin gilt es zu bedenken: Die Geschicke vieler Währungen hängen direkt oder indirekt am US-Dollar. Eine "Dollarkrise" würde daher nicht notwendigerweise die übrigen Währungen begünstigen.

Sollte der US-Dollar in Probleme geraten, wäre vielmehr damit zu rechnen, dass eine allgemeine Währungskrise losgetreten wird, die das Vertrauen in die Währungen, die auf dem US-Dollar aufgebaut sind, besonders stark schwächt. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nach wie vor auf etwa 261,50 Millionen Feinunzen Gold sitzen, das sind etwa 8.400 Tonnen Gold. Der US-Dollar verfügt damit "im Fall der Fälle" über eine Golddeckung, die in dieser Höhe keine andere Währung aufweisen kann.

Selbstverständlich ist die Vormachtstellung des US-Dollar nicht in Stein gemeißelt. Der US-Dollar hat zwar derzeit keine Wettbewerber aus der Welt der ungedeckten Währungen. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch, dass Neuerungen aus der Welt der Kryptoeinheiten dem US-Dollar Paroli bieten könnten - anfänglich im kleinteiligen Zahlungsverkehr, später vielleicht auch in Handels- und Finanztransaktionen. Aber das ist aktuell noch Zukunftsmusik.

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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa. (1) Je höher (niedriger) der Wert auf der horizontalen Achse ist, desto stärker (schwächer) ist der Außenwert des US-Dollar. Periode: Januar 1973 bis April 2019.


Anders beim Gold. Das Gold ist seit je her das "Grundgeld" der Menschen - auch wenn es in den letzten knapp 50 Jahren des ungedeckten Papiergeldsystems in den Hintergrund gedrängt wurde. Das Gold wäre in Zeiten einer US-Dollar-Krise sehr wahrscheinlich die einzige Geldart, die noch Vertrauen genießen würde - national wie international -, zumal sich auch ein goldgedecktes Zahlungssystem mit relativ wenig Aufwand wiederbeleben ließe.

Abb. 6 zeigt den Wechselkurs des US-Dollar auf der horizontalen Achse und den Goldpreis (USD/oz) auf der vertikalen Achse für die Zeit Januar 1973 bis Mai 2019. Es zeigt sich ein negativer Zusammenhang: Ein aufwertender (abwertender) US-Dollar ging einher mit einem sinkenden (steigenden) Goldpreis. Ganz offensichtlich gilt das Gold aus Sicht der Anleger als "sicherer Hafen", es wird in Zeiten eines schwachen US-Dollar verstärkt nachgefragt.

Seit etwa 2014 ist nun aber zu beobachten, dass sich die Relation zwischen Gold und US-Dollar verändert hat: Die Aufwertung US-Dollar ist nicht wie bisher mit einem niedrigeren Goldpreis einhergegangen, der Goldpreis ist vielmehr unverändert geblieben. Wird diese Verschiebung in der Relation, die zwischen Goldpreis und Außenwert des US-Dollars aufgetreten ist, sich als dauerhaft erweisen?

Ja, das ist wahrscheinlich - gerade wenn die Stellung des US-Dollar als Weltleitwährung künftig tendenziell noch weiter zunehmen sollte. Denn dann wäre das Gold die verbleibende Alternative zur Weltleitwährung, die ultimative Absicherung und Diversifikationsmöglichkeit. Die andauernde Dollar-Dominanz sollte sich für die Marktbewertung des Goldes als positiv erweisen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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