Auflösungserscheinungen bedingen Krisenmodus
03.06.2019 | Folker Hellmeyer
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Strukturen bedingen Konjunkturlagen und in der Folge die Cash-Flows. Diese Regel gilt seit Menschengedenken. Es gibt positive und negative Strukturveränderungen mit entsprechenden Folgen. Es gibt evolutionäre Anpassungen von Strukturen, unser bisher präferiertes Modell, oder es gibt disruptive Veränderungen mit höheren Kollateralschäden, die die USA wählten und weiter wählen!
Die US-Politik zwingt der Welt derzeit das disruptive Muster auf. Das Ziel der US-Administration ist es, den Rest der Welt der US-Interessenlage unterzuordnen.
Das passiert in einer vermeintlich vergleichsweise guten US-Konjunkturlage. Das Fundament basiert jedoch auf sehr schwachen Strukturdaten im Rahmen von Verschuldungsdynamik von Staat, Verbrauchern und Unternehmen. Auch ist man in den USA von Importen aller Art abhängiger als der größte Teil der restlichen Welt, weil bewusst aus Ertragsgründen in den letzten knapp 30 Jahren Produktionskapazitäten freiwillig (!) in den Rest der Welt verlagert wurden.
In dieser Phase, insbesondere in den 90er Jahren, wurde Deutschland als "Old Europe" arrogant abgekanzelt, da wir den Weg in die reine Dienstleistungsgesellschaft (USA und UK) nicht wählten. Dieser massive Irrtum Washingtons und auch Londons mündete in den Handelsbilanzdefiziten. Jetzt Kontinentaleuropa und dem Rest der Welt die Schuld für die eigenen Fehlentwicklungen im Mix der Volkswirtschaft vorzuwerfen, stellt eine Beleidigung unterdurchschnittlicher Intelligenz dar.
Fakt ist, dass sich die USA bemühen, die Strukturen (u.a. WTO) und die strukturell stärker aufgestellten Wirtschaftsregionen dieser Welt unilateral losgelöst von Verträgen, internationalem Recht und Regeln anzugreifen. Man will US-Paladine!
Wer sich dem im restlichen Rest des Westens unterwürfe, stellte die Souveränität und die so genannten westlichen Werte zur Disposition. Diese Protagonisten würden das Prinzip der Demokratie, die explizit die Selbstbestimmung inkludiert, in ihrem eigenen Land angreifen. Bedienen wir uns eines Beispiels. Lassen wir US-Außenminister Pompeo zu Wort kommen (aktuelles Interview mit Rheinischer Post): Er fordert die EU auf, Zölle für US-Produkte zu streichen.
O-Ton: "Wir wollen, dass die EU damit aufhört, Strafzölle auf amerikanische Produkte zu erheben beziehungsweise amerikanische Produkte nicht zuzulassen.
Unsere Einlassung: Das sind keine Strafzölle, sondern Zölle, die ihr Fundament auch im Verbraucherschutz haben, der reine Innenpolitik ist.
Wir wollen, dass Europa das unfaire Handelsgebaren gegenüber den USA unterlässt.
Unsere Einlassung: Das Handelsgebaren zwischen USA und EU ist langjährig entwickelt worden und hat ein WTO-Fundament, zu dem kein Land gezwungen wurde. Deswegen erheben die USA 25% Zolle auf SUVs, weil sie die Produktion der SUVs (höchste Veredelungsstufe PKW) in die USA ziehen wollten (ist gelungen, siehe BMW, Mercedes).
Wir wollen unsere Agrarprodukte in Europa sehen. Das ist für uns eine wesentliche Voraussetzung für Fairness und wechselseitiges Geben und Nehmen.
Unsere Einlassung: Die USA wollen unsere Agrarstandards ohne politisches Mandat determinieren. Das hat weder etwas mit Fairness oder Nehmen und Geben zu tun. Wir könnten ja auch die grotesken Strafzahlungen in den USA primär gegen ausländische Unternehmen (BNP,VW, Bayer etc.) europäischem Recht anpassen wegen Geben und Nehmen?
Es geht darum, echten Wettbewerb zu ermöglichen, und Präsident Trump möchte genau das. Deshalb hoffen wir, dass die europäische Führung einsieht, dass Demokratie nunmal so funktioniert, dass Volkswirtschaften wachsen, wenn sie offene Märkte haben und freien Handel betreiben.
Unsere Einlassung: Warum werden europäische Produkte in den USA gekauft, wegen des Preises oder Qualität? Sie sind konkurrenzfähig! Nicht Europa untergräbt die weitgehend freien Märkte und etablierten Lieferketten, sondern die USA!
Wir hoffen, dass die EU ihre Zollschranken und sonstigen Handelsbeschränkungen auf faire und gegenseitige Weise senken wird.
Unsere Einlassung: dafür müssten die USA erst einmal internationales Recht respektieren. Sie müssten die Rolle der etablierten Strukturen (u.a. WTO) anerkennen. Sie müssten zum regelbasierten System zurückkehren. Totalitarismus hilft da nicht!