Der sich anbahnende "Gaskrieg"
18.10.2019 | Vertrauliche Mitteilungen
Was die Versorgungssicherheit auf den bis jetzt durchaus erprobten Wegen angeht, brauen sich über der Gasversorgung Deutschlands derzeit einige graue Wolken zusammen.
Es geht um russisches Erdgas, das zu einem erheblichen Teil noch über ukrainisches Territorium transportiert wird und das etwa 40% des deutschen Gasbedarfs deckt (europaweit sind es rund 6%). Die Gasdurchleitung über die Ukraine - wofür Moskau nach wie vor rund drei Milliarden US-Dollar jährlich an Kiew zahlt - basiert auf einem im Jahr 2009 geschlossenen Transitabkommen, das nun zum 31.12.2019 auslaufen wird.
Die jetzt anstehenden Verlängerungsverhandlungen dürften überaus zäh verlaufen, denn während Russland das Abkommen um zunächst nur ein Jahr verlängern möchte, pocht man in der Ukraine auf weitere zehn Jahre.
Man fürchtet in Kiew schließlich die durch die neue Pipeline "North Stream 2" aufkommende Konkurrenz und man möchte nun "retten", was noch zu retten ist. Für die Vertragsverhandlungen erschwerend kommt eine gewisse Verärgerung in Moskau hinzu, die auf Klagen ukrainischer Energieunternehmen auf bis zu 6 Mrd. Dollar beruht, die diese als Entschädigung für verlorene Infrastruktur auf der Krim fordern, die seitdem von russischen Unternehmen genutzt wird.
Um die Ukraine zu einem Einlenken zu zwingen, könnte Russland die für das Land selbst bestimmten Gaslieferungen alsbald reduzieren, vielleicht sogar ganz einstellen. Es käme dann zu einer Situation wie schon einmal im Jahr 2009, als die Ukraine sich einfach an dem für Westeuropa bestimmten "Durchleitungs-Gas" bediente.
In Europa kam es damals zwar zu keinen Versorgungsengpässen, aber die Gasvorräte schrumpften spürbar.
Nunmehr könnten die Ukraine und Russland vor einem zweiten "Gaskrieg" stehen, und ein auf Kiews Veranlassung zugedrehter Gashahn könnte Russland schnell als einen doch unzuverlässigen Lieferanten erscheinen lassen.
Die US-Gasindustrie würde dies erfreuen, und die Flüssiggastanker würden mit Höchstgeschwindigkeit zwischen den beiden Kontinenten pendeln.
In Europa ist man jetzt darauf bedacht, die Gasreserven so weit wie möglich auszubauen. Und die Verbraucher werden zwar nicht frieren müssen, aber sie sollten sich auf eventuell deutlich steigende Gaspreise einstellen...
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4359
Es geht um russisches Erdgas, das zu einem erheblichen Teil noch über ukrainisches Territorium transportiert wird und das etwa 40% des deutschen Gasbedarfs deckt (europaweit sind es rund 6%). Die Gasdurchleitung über die Ukraine - wofür Moskau nach wie vor rund drei Milliarden US-Dollar jährlich an Kiew zahlt - basiert auf einem im Jahr 2009 geschlossenen Transitabkommen, das nun zum 31.12.2019 auslaufen wird.
Die jetzt anstehenden Verlängerungsverhandlungen dürften überaus zäh verlaufen, denn während Russland das Abkommen um zunächst nur ein Jahr verlängern möchte, pocht man in der Ukraine auf weitere zehn Jahre.
Man fürchtet in Kiew schließlich die durch die neue Pipeline "North Stream 2" aufkommende Konkurrenz und man möchte nun "retten", was noch zu retten ist. Für die Vertragsverhandlungen erschwerend kommt eine gewisse Verärgerung in Moskau hinzu, die auf Klagen ukrainischer Energieunternehmen auf bis zu 6 Mrd. Dollar beruht, die diese als Entschädigung für verlorene Infrastruktur auf der Krim fordern, die seitdem von russischen Unternehmen genutzt wird.
Um die Ukraine zu einem Einlenken zu zwingen, könnte Russland die für das Land selbst bestimmten Gaslieferungen alsbald reduzieren, vielleicht sogar ganz einstellen. Es käme dann zu einer Situation wie schon einmal im Jahr 2009, als die Ukraine sich einfach an dem für Westeuropa bestimmten "Durchleitungs-Gas" bediente.
In Europa kam es damals zwar zu keinen Versorgungsengpässen, aber die Gasvorräte schrumpften spürbar.
Nunmehr könnten die Ukraine und Russland vor einem zweiten "Gaskrieg" stehen, und ein auf Kiews Veranlassung zugedrehter Gashahn könnte Russland schnell als einen doch unzuverlässigen Lieferanten erscheinen lassen.
Die US-Gasindustrie würde dies erfreuen, und die Flüssiggastanker würden mit Höchstgeschwindigkeit zwischen den beiden Kontinenten pendeln.
In Europa ist man jetzt darauf bedacht, die Gasreserven so weit wie möglich auszubauen. Und die Verbraucher werden zwar nicht frieren müssen, aber sie sollten sich auf eventuell deutlich steigende Gaspreise einstellen...
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Auszug aus Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4359