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Große Krisen sind Folge der Zentralbankpolitiken

16.11.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Wenn der Urzins null wäre, dann würde der Preis für Boden ins Unermessliche steigen. Die Bodenerträge, die sich über eine unendliche Nutzungsdauer erstrecken, würden dann mit einem Nullzins abgezinst, und das liefe auf einen Barwert und damit einen Marktpreis von Unendlich hinaus!

Boden könnte dann gar nicht mehr gegen Geld gekauft und verkauft werden, sondern liesse sich nur noch tauschen gegen andere Grundstücke. Und weil der Preis für Boden natürlich in alle anderen Güterpreise eingeht, würden auch diese Güter unbezahlbar.

Oder: Wenn der Urzins null wäre, dann würden Sie zwei Äpfel, die Sie erst in 10 Jahren oder in 1 000 Jahren bekommen, einem Apfel heute vorziehen.

Wenn Ihr Urzins null wäre, dann zählt für Sie nämlich nur noch «Mehr ist besser als weniger». Das «Früher ist besser als später» hat hingegen keine Bedeutung mehr für Ihr Werten und Handeln.

Das klingt nicht nur grotesk, das ist es auch - weil es ein Beispiel ist, das auf einer logisch unsinnigen Aussage aufbaut - dass nämlich der Urzins null sei.


Politik des Rückschritts

Die Idee einer Null- oder gar Negativzinspolitik entpuppt sich bei genauem Nachdenken als eine Politik zur Zerstörung des kapitalistischen Systems - beziehungsweise der Überbleibsel, die davon heute noch übrig sind.

Die Null- und Negativzinspolitik - konsequent zu Ende gedacht - ist der Weg in die De-Zivilisation, in den Rückbau der modernen Volkswirtschaften, wie wir sie heute kennen.

Einerseits mag es sein, dass die Befürworter der Null- und Negativzinsen einem intellektuellen Irrtum unterliegen - so wie es ihn schon oft in der Wissenschaftsgeschichte gegeben hat.

Andererseits wird die Null- und Negativzinspolitik aber auch von sozialistischen Kräften bewusst vorangetrieben, um die freie Marktwirtschaft zu zertrümmern.

Marxistische Umstürzler sind vermutlich zutiefst erfreut und voller Unterstützung für das, was die grossen Zentralbanken der Welt derzeit anrichten.

Das sollte uns nicht erstaunen, denn in seinem «Manifest der Kommunistischen Partei» nennt Karl Marx «Massregeln, die die gesellschaftliche Umwälzung zum Kommunismus möglich machen sollen». Eine davon lautet: «Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschliesslichem Monopol».

Der Ökonom Joseph Alois Schumpeter (1883-1950) schrieb: «Der Zustand des Geldwesens eines Volkes ist ein Symptom aller seiner Zustände.»

Wie treffend, könnte man sagen. Doch halt: Vielleicht verleiten Schumpeters Worte uns dann doch zu voreiligen Schlüssen.

Denn man könnte mit Schumpeter meinen, dass das heutige Geldsystem, ein staatlich geführtes Geldmonopol, genau das ist, was die Mehrheit der Menschen wollte und auch bekommen hat. Aber vielleicht stehen die Dinge auch anders. Und zwar so: Ein ungedecktes Geldsystem in staatlicher Hand, das anfänglich harmlos und akzeptabel erschien, ist nach und nach zu einem wahren Monstrum mutiert.

Es hat die Volkswirtschaften und die Menschen zusehends von sich abhängig gemacht - von immer mehr Kredit und Geld zu immer tieferen Zinsen.

Vermutlich liegt die Wahrheit, wie so häufig im Leben, in der Mitte: Das Problem ist zweifelsohne entstanden durch die Zustimmung und Duldung vieler. Es hat nunmehr aber eine Dimension angenommen, die viele sich vermutlich nicht herbeigewünscht haben.


Notwendigkeit einer marktwirtschaftlichen Geldreform

Die grossen Finanz- und Wirtschaftskrisen haben ihre Ursache im staatlichen Geldmonopol, das ungedecktes Geld - produziert durch Kreditvergabe «aus dem Nichts» - in Umlauf bringt.

Es sorgt nicht nur für finanzielle und wirtschaftliche Störungen, es beschädigt auch das gesamte gesellschaftliche-kulturelle Werte- und Moralsystem.

Das staatliche Geldmonopol ist mit einer dauerhaft freiheitlichen und produktiven Gesellschaft nicht vereinbar; es erweist sich vielmehr als ihr Totengräber.

Es ist eine der ganz grossen Aufgaben der Zeit, dem Staat das Geldmonopol zu entziehen und zu einer natürlichen Geldordnung zurückzukehren.

Das kann nur gelingen, wenn die Menschen erkennen und akzeptieren, dass es keine gute Idee ist, dem Staat die Hoheit über das Geld zu gewähren; und dass es keine ökonomischen und ethischen Gründe gibt, den Staat zum Herren über das Geld zu machen.

Was dringend gebraucht wird, ist ein freier Markt für Geld.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


Dieser Vortrag wurde am 17. Oktober 2019 beim Liberalen Institut in Zürich gehalten.


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