Abschwung, aber (noch) keine Flaute
13.11.2019 | John Mauldin
Wenn Sie ein Computer sind, dann ist Ihre gesamte Welt binär. Alles besteht aus irgendeiner Kombination von Nullen und Einsern. Die Maschinen könnten mit diesen zwei Zahlen wirklich wunderbare Dinge anstellen, doch auch sie haben Einschränkungen.
Wir Menschen müssen nicht entweder/oder denken, und trotzdem tun wir das oftmals. Das erkenne ich in den Wirtschaftsprognosen, die über meinen Bildschirm wandern. Einige prognostizieren drohendes Verderben, andere endlosen Boom. Doch in Wirklichkeit gibt es eine Menge Raum zwischen den beiden Extrema.
Ich bin als derjenige bekannt, der sich "durchwurstelt", was so viel heißt, dass ich in Sachen "sowohl/als auch" anstatt "entweder/oder" denke. Wir können sowohl ein erfolgreiches Ergebnis erhalten als auch Schwierigkeiten haben, dieses zu erreichen. Und das ist seit langer Zeit meine Wirtschaftsprognose. Wir betreten eine harte Zeit und letztlich wird eine Rezession anbrechen, doch diese wird überlebbar sein.
Der echte Schaden wird mit dem "Echo" der Rezession kommen, das auf diese folgen wird. Politische Veränderungen, größtenteils politische Rückwirkungen, werden sicherstellen, dass die Mitte der 2020er Jahre nicht lustig werden. Ray Dalio schrieb kürzlich einen neuen Artikel und ich war überrascht davon, wie ähnlich unsere Sorgen und Bedenken sind. Wir bewegen uns auf eine Krise zu, die anders ist als alles, was wir bisher gesehen haben - ich nenne sie den großen Neustart - ohne irgendeinen reellen Plan bereit zu haben.
Doch das liegt noch einige Jahre entfernt. Heute möchte ich mich darauf fokussieren, mich mit "der harten Zeit" zu befasse, die zuerst folgen wird. Die Anzeichen werden klarer und die Erschütterungen größer.
Eine eigentliche Rezession
Aktuell ist der weltweite Abschwung in den Vereinigten Staaten weniger sichtbar. Das bedeutet nicht, dass er uns niemals erreichen wird. Es bedeutet nur, dass andere Leute den Weg, auf dem wir uns befinden, bereits weiter entlang gegangen sind.
Deutschland könnte sich beispielsweise bereits in einer Rezession befinden. Das dortige BIP ist um 0,1% im zweiten Quartal dieses Jahres zurückgegangen; wobei wenig Grund besteht, ein besseres Ergebnis für Q3 zu erwarten. (Einigen Definition gemäß stellen zwei aufeinanderfolgende Quartale negativen BIP-Wachstums eine Rezession dar...)
Wie man es auch immer nennen mag, Deutschland befindet sich in keiner guten Position. Es hängt sehr stark von Exporten ab, die aus verschiedenen Gründen schwächer ausfallen; vor allem in der Automobilindustrie. Das gesamte Eurowährungsprojekt wurde letztlich - obwohl es gut gemeint war - zu einer essentiellen Verkäuferfinanzierung für den Rest des Kontinents, um deutsche/nordeuropäische Waren zu kaufen.
Es ging zu weit, wie wir bei Griechenland gesehen haben, und nun befinden sich Deutschlands beste Kunden metertief in Schulden und in keiner Position weiter zu kaufen. Währenddessen könnte der Brexit (abhängig davon, wie dieser endet) die UK-Käufe von deutschen Waren stark reduzieren.
Zusätzlich halten Unsicherheiten, die durch den Handelskrieg von Präsident Trump ausgelöst wurden, Unternehmen in Europa (sowie hier) davon ab, in zukünftige Wachstumsprojekte zu investieren. Und über dem Ganzen steht der von der Technologie angetriebene Rückgang des globalisierten Produktionssektors.
Die Produktion wird näher an die Verbraucher verlagert, was viele Vorteile, jedoch auch Probleme für exportintensive Volkswirtschaften schaffen wird, vor allem Schwellenländer, die billige Arbeitskräfte anbieten. Derartige Arbeit wird zunehmend automatisiert und näher an den tatsächlichen Kunden verlagert. Das ist, wie wir unten sehen, in den Daten sichtbar.
Wenn Deutschlands "eigentliche Rezession" zu einer echten Rezession wird, dann wird der Rest Europas sicherlich folgen. Und eine Rezession in Europa - und die Maßnahmen, die Zentralbanken ergreifen werden, um diese zu bekämpfen - werden die US-Wirtschaft nicht unversehrt lassen.
Nicht zufällig sehen sich Rohstoff produzierende Schwellenländer ebenfalls Schwierigkeiten gegenüber. Ebenso ergeht es fortschrittlicheren Rohstoffexporteuren wie Australien und Kanada. Deren Problem entstammt den niedrigen Rohstoffpreisen, doch spezifisch China. Sam Rines befasste sich erst kürzlich damit:
Ein Großteil des Rohstoffpreisdrucks kann dem schwächeren Wirtschaftswachstum Chinas zugeschrieben werden, doch das ist nicht alles. China nimmt grob 20% des weltweiten BIPs auf einer Kaufkraftparitätsbasis ein und macht einen Großteil des schrittweisen Wachstums der Weltwirtschaft aus. Wenn das chinesische Wachstum nachlässt, dann spürt man die Auswirkungen davon anderorts.
Rohstoffpreise und Chinas Wachstumsrate hängen verständlicherweise zusammen und es könnte schwierig sein, diese Korrelation aufzuspalten. Warum? Es ist schwierig, den nächsten großen Rückenwind zu bestimmen. Und - selbst wenn man auf den nächsten Rückenwind spekuliert - ist das Timing eine weitere Hürde, die es zu meistern gilt.
Doch versuchen wir es mal. Von den drei großen Gegenwinden für die Rohstoffbepreisung in der dual stimulierten Welt (Ende von Chinas Baurausch, US-Dollar folgt QE und allgemein schwächeres Weltwachstum) ist der US-Dollar der wahrscheinlichste Gegenwind, der kurzfristig nachlassen wird.
Wir Menschen müssen nicht entweder/oder denken, und trotzdem tun wir das oftmals. Das erkenne ich in den Wirtschaftsprognosen, die über meinen Bildschirm wandern. Einige prognostizieren drohendes Verderben, andere endlosen Boom. Doch in Wirklichkeit gibt es eine Menge Raum zwischen den beiden Extrema.
Ich bin als derjenige bekannt, der sich "durchwurstelt", was so viel heißt, dass ich in Sachen "sowohl/als auch" anstatt "entweder/oder" denke. Wir können sowohl ein erfolgreiches Ergebnis erhalten als auch Schwierigkeiten haben, dieses zu erreichen. Und das ist seit langer Zeit meine Wirtschaftsprognose. Wir betreten eine harte Zeit und letztlich wird eine Rezession anbrechen, doch diese wird überlebbar sein.
Der echte Schaden wird mit dem "Echo" der Rezession kommen, das auf diese folgen wird. Politische Veränderungen, größtenteils politische Rückwirkungen, werden sicherstellen, dass die Mitte der 2020er Jahre nicht lustig werden. Ray Dalio schrieb kürzlich einen neuen Artikel und ich war überrascht davon, wie ähnlich unsere Sorgen und Bedenken sind. Wir bewegen uns auf eine Krise zu, die anders ist als alles, was wir bisher gesehen haben - ich nenne sie den großen Neustart - ohne irgendeinen reellen Plan bereit zu haben.
Doch das liegt noch einige Jahre entfernt. Heute möchte ich mich darauf fokussieren, mich mit "der harten Zeit" zu befasse, die zuerst folgen wird. Die Anzeichen werden klarer und die Erschütterungen größer.
Eine eigentliche Rezession
Aktuell ist der weltweite Abschwung in den Vereinigten Staaten weniger sichtbar. Das bedeutet nicht, dass er uns niemals erreichen wird. Es bedeutet nur, dass andere Leute den Weg, auf dem wir uns befinden, bereits weiter entlang gegangen sind.
Deutschland könnte sich beispielsweise bereits in einer Rezession befinden. Das dortige BIP ist um 0,1% im zweiten Quartal dieses Jahres zurückgegangen; wobei wenig Grund besteht, ein besseres Ergebnis für Q3 zu erwarten. (Einigen Definition gemäß stellen zwei aufeinanderfolgende Quartale negativen BIP-Wachstums eine Rezession dar...)
Wie man es auch immer nennen mag, Deutschland befindet sich in keiner guten Position. Es hängt sehr stark von Exporten ab, die aus verschiedenen Gründen schwächer ausfallen; vor allem in der Automobilindustrie. Das gesamte Eurowährungsprojekt wurde letztlich - obwohl es gut gemeint war - zu einer essentiellen Verkäuferfinanzierung für den Rest des Kontinents, um deutsche/nordeuropäische Waren zu kaufen.
Es ging zu weit, wie wir bei Griechenland gesehen haben, und nun befinden sich Deutschlands beste Kunden metertief in Schulden und in keiner Position weiter zu kaufen. Währenddessen könnte der Brexit (abhängig davon, wie dieser endet) die UK-Käufe von deutschen Waren stark reduzieren.
Zusätzlich halten Unsicherheiten, die durch den Handelskrieg von Präsident Trump ausgelöst wurden, Unternehmen in Europa (sowie hier) davon ab, in zukünftige Wachstumsprojekte zu investieren. Und über dem Ganzen steht der von der Technologie angetriebene Rückgang des globalisierten Produktionssektors.
Die Produktion wird näher an die Verbraucher verlagert, was viele Vorteile, jedoch auch Probleme für exportintensive Volkswirtschaften schaffen wird, vor allem Schwellenländer, die billige Arbeitskräfte anbieten. Derartige Arbeit wird zunehmend automatisiert und näher an den tatsächlichen Kunden verlagert. Das ist, wie wir unten sehen, in den Daten sichtbar.
Wenn Deutschlands "eigentliche Rezession" zu einer echten Rezession wird, dann wird der Rest Europas sicherlich folgen. Und eine Rezession in Europa - und die Maßnahmen, die Zentralbanken ergreifen werden, um diese zu bekämpfen - werden die US-Wirtschaft nicht unversehrt lassen.
Nicht zufällig sehen sich Rohstoff produzierende Schwellenländer ebenfalls Schwierigkeiten gegenüber. Ebenso ergeht es fortschrittlicheren Rohstoffexporteuren wie Australien und Kanada. Deren Problem entstammt den niedrigen Rohstoffpreisen, doch spezifisch China. Sam Rines befasste sich erst kürzlich damit:
Ein Großteil des Rohstoffpreisdrucks kann dem schwächeren Wirtschaftswachstum Chinas zugeschrieben werden, doch das ist nicht alles. China nimmt grob 20% des weltweiten BIPs auf einer Kaufkraftparitätsbasis ein und macht einen Großteil des schrittweisen Wachstums der Weltwirtschaft aus. Wenn das chinesische Wachstum nachlässt, dann spürt man die Auswirkungen davon anderorts.
Rohstoffpreise und Chinas Wachstumsrate hängen verständlicherweise zusammen und es könnte schwierig sein, diese Korrelation aufzuspalten. Warum? Es ist schwierig, den nächsten großen Rückenwind zu bestimmen. Und - selbst wenn man auf den nächsten Rückenwind spekuliert - ist das Timing eine weitere Hürde, die es zu meistern gilt.
Doch versuchen wir es mal. Von den drei großen Gegenwinden für die Rohstoffbepreisung in der dual stimulierten Welt (Ende von Chinas Baurausch, US-Dollar folgt QE und allgemein schwächeres Weltwachstum) ist der US-Dollar der wahrscheinlichste Gegenwind, der kurzfristig nachlassen wird.