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2020: Welt weiter im Umbruch

17.12.2019  |  Folker Hellmeyer
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Exkurse zu bekannten Problemen und Chancen 2020:

Das Maß an Unprofessionalität, das uns aus London erreichte, war sportlich:

Das Brexit-Drama hält an. Ein Ende ist aber absehbar. Die Wiederwahl Johnsons deutet auf einen Exit des UK in geordneter Form. Gleichwohl ist dieses Resultat nicht garantiert, da der Pfad dorthin weiter mit Unwägbarkeiten gepflastert ist, weniger ob der Abstimmung im britischen Parlament, mehr ob des ambitionierten Zeitplans bis Ende 2020. Die europäische Wirtschaft hat sich auf den Brexit eingestellt. Nachhaltig negative Folgen sind für Kontinentaleuropa nicht absehbar. Im Gegenteil wird der Kontinent von Verlagerungen der Produktionsstätten aus dem UK heraus perspektivisch gewinnen (Kapitalstockbetrachtung). Ergo steht das Thema Chance des Brexit für die EU im Fokus.


Frankreich in zunehmend überzeugender Rolle

Frankreichs Wirtschaft gewinnt an Fahrt. Als Folge bewegt sich die französische Arbeitslosenquote auf dem geringsten Niveau seit 2011. Die sukzessive Reformpolitik der letzten Jahre zeigt Wirkung. Dennoch ist die Rentenreform für weitere Fortschritte von höchster Bedeutung. Das Gelbwestenproblem sollte sukzessive abnehmen. Politisch nimmt die Regierung Macrons eine Führungsrolle innerhalb der EU/Eurozone ein. Paris setzt die Akzente, die Berlin nicht zu setzen gewillt scheint. Merci Paris!


Italien bleibt ein Risikofaktor

Italien wirtschaftliche Lage bleibt labil, das gilt auch für die politische Lage. Unverändert ist die Reformwilligkeit weder in der Bevölkerung noch in der Politik ausgeprägt. Italien bleibt das Sorgenkind in der Eurozone.


Der Nahe Osten bleibt ein Unruheherd

Der Nahe Osten bleibt geprägt von dem Konflikt Saudi-Arabien/Iran. Das beste denkbare Szenario unterstellt einen eingefrorenen Konflikt, der nicht außer Kontrolle gerät. Grundsätzlich ist eine Abkehr vom Westen zu konstatieren, da der Westen vor Ort geringe Glaubwürdigkeit nach den Erfahrungen der letzten 30 Jahre genießt. Man wendet sich eher Peking und Moskau zu, die bezüglich Verlässlichkeit einen guten Ruf genießen, da sie keine politischen Forderungen stellen und sich primär auf Wirtschaftsbeziehungen fokussieren.


Ukrainekrise vor Entschärfung?

Hoffnungswerte auf eine Entschärfung der Krisensituation in der Ukraine sind nach dem jüngsten Normandie-Gipfel in Paris begründbar. Der Weg zu einer ultimativen Lösung bleibt aber lang. Die Ukrainekrise löst man mit der EU und mit Russland und ohne ...


Honkong: Wie lange noch?

Die Unruhen in Hongkong dauern an. China wird Hongkong nicht aufgeben. Ein Ende des Konflikts wird mit dem weiteren Einbruch der Wirtschaft vor Ort wahrscheinlicher.


Länderbetrachtungen

Bevor das Augenmerk auf quantitative Prognosen fällt, bedarf es einer Betrachtung des qualitativen Hintergrunds der wirtschaftlichen Expansion. Dabei muss das Augenmerk auf die Reife des Kreditzyklus geworfen werden. Ist der Kreditzyklus in der Privatwirtschaft ein maßgeblicher Treiber der Konjunkturlage, greift die These, dass nach 7 bis 8 Jahren der Expansion Ermüdungserscheinungen mit dem Risiko rezessiver Entwicklungen zunehmen oder wahrscheinlich werden.


USA:

In den USA war der Kreditzyklus der entscheidende Treiber. Konsum- und Unternehmensverschuldung markieren im Monatsrhythmus neue historische Höchstmarken. Die mittleren Löhne (Median Personal Income) nahmen nominal im Zeitraum 2008 2019 um circa 30% zu, während Konsumverschuldung bei extrem laxen Kreditvergabestandards im Konsumsektor nominal um 54,3% zulegte.


Zu den Fakten: Quellen Eigene Recherchen SOLVECON

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In dem Jahresausblick 2019 gingen wir deswegen von dem Ende des Zinserhöhungs- und dem Beginn des Zinssenkungszyklus aus. Bisher wurden drei Zinssenkungen geliefert. Wegen der abnehmenden Konjunkturdynamik im 2. Halbjahr 2019 wird sich der Zyklus der Zinssenkungen fortsetzen, um möglichen Stresszuständen im privaten Konsum (korreliert mit knapp 70% des BIP) und auf Unternehmensseite entgegen zu wirken.

Weitere Zinssenkungen sind im Wahljahr 2020 essentiell, um Wachstumsimpulse für die US-Wirtschaft zu liefern, indem dadurch diskretionäre Einkommen freigesetzt werden. Der industrielle Sektor steht in den USA unter Abwärtsruck. Die binnen Jahres von 79,6% auf 76,7% gesunkene Kapazitätsauslastung ist Ausdruck der Problematik. Aber auch die privaten Nettoinvestitionen zeichnen ein prekäres Bild. Seit Anfang 2019 ergibt sich eine negative Tendenz, die mit der US-Handelspolitik eng korreliert ist.

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Chart: St. Louis Federal Reserve


Die US-Handelspolitik belastet den US-Standort quantitativ durch die Zölle. Damit wird ein Standortnachteil für die USA kreiert. Die qualitative Belastung ist jedoch ungleich größer. Da die USA losgelöst von internationalen Normen die Handelsaggression gegenüber Dritten, ob Ländern oder Unternehmen, ausleben, kann kein Investor in den USA morgen noch sicher sein, ob seine Lieferketten Bestand haben oder ob aus den USA die Absatzmärkte bedient werden können, die man bedienen will.

Mit anderen Worten unterminiert die US-Handelspolitik das angestrebte Ziel, Investitionen in die USA zu locken. Bisher haben die US-Arbeitsmärkte bestenfalls tentativ reagiert. Bekanntlich sind Arbeitsmarktdaten nachlaufende Indikatoren. Die verfügbaren Datensätze implizieren perspektivisch eine Abschwächung am US-Arbeitsmarkt. Insgesamt sind selbsttragende Elemente des US-Wachstums unausgeprägt.

Qualitätsurteil US-Konjunktur: Anfällig



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