Suche
 
Folgen Sie uns auf:

2020: Welt weiter im Umbruch

17.12.2019  |  Folker Hellmeyer
- Seite 4 -
Eurozone:

Die Eurozone bewegt sich seit sechs Jahren im Wachstumsmodus. Anders als in den USA erfolgte in der Eurozone eine strukturelle Bereinigung von unterschiedlichsten Fehlentwicklungen.

In der Folge der Strukturreformen wurde zu größten Teilen die internationale Konkurrenzfähigkeit wieder hergestellt. Die Entwicklung der Handelsbilanz der Eurozone von Defiziten hin zu soliden Überschüssen ist Ausdruck der Strukturmaßnahmen.

Auch die öffentlichen Haushaltsdefizite konnten markant reduziert werden. Laut der Prognose des IWF aus dem Fiscal Monitor per Oktober 2019 wird sich das öffentliche Haushaltsdefizit der Eurozone auf lediglich 0,9% des BIP per 2020 stellen. Daran und noch wesentlicher an dem Überschuss im konjunkturell bereinigten Primärhaushalt in Höhe von 0,6% des BIP lässt sich festmachen, dass die selbsttragenden Kräfte des Konjunkturaufschwungs in der Eurozone gegeben sind, nicht jedoch in den USA.


Haushaltsdefizite im Vergleich:

Open in new window

Per 2019 litt die Konjunktur der Eurozone unter der erhöhten Risikoaversion in der Realwirtschaft im Rahmen der US-Handels- und Geopolitik, die sich negativ auf den Investitionsgütersektor und damit auf die Industrieproduktion auswirkte. Deutschland und die Eurozone sind in diesem Sektor stark aufgestellt. Seit 18 Monaten dauert diese Negativentwicklung an. Die Welt wächst weiter, die Weltbevölkerung nimmt zu. China treibt die Belt and Road Initiative voran, die Teile der Weltbevölkerung enger an die Strukturen der Weltwirtschaft führt. Maschinen und Anlagen nutzen sich ab oder verlieren im Zeitverlauf ihre Konkurrenzfähigkeit. Sie müssen irgendwann ersetzt werden.

Spätestens im 2. Halbjahr 2020 sollte der Investitionsgütersektor wieder positive Impulse für die Wirtschaftsleistung der Eurozone und Deutschlands liefern. Mit anderen Worten kommt zu dem wachsenden Konsum und der zunehmenden Baukonjunktur der Investitionsgütersektor als weiterer Wachstumstreiber. Exporte sollten vor diesem Hintergrund dann zusätzlich positive Akzente für das BIP setzen.

Anders als in den USA ist der seit 2013 andauernde konjunkturelle Aufschwung maßgeblich von wiederkehrenden Einkommen geprägt. Der Kreditzyklus spielt bislang eine untergeordnete Rolle. Dieser Zyklus darf metaphorisch bestenfalls als pubertär klassifiziert werden. Wiederkehrende Einkommen sind der primäre Treiber, nicht Kredit!


Kreditvergabe an Unternehmen der Eurozone 2004-2019

Open in new window
© Reuters


Die Arbeitslosenquote fiel 2019 auf 7,5% (Allzeittief 7,3% 2007). Die Beschäftigung legte 2019 von 159 auf mehr als 160 Millionen zu und markierte einen neuen Rekordwert.


Anzahl der Beschäftigten in der Eurozone 1995 2019

Open in new window
© Reuters


Damit ergibt sich im Unterschied zu den USA ein völlig anderes qualitatives Gesamtbild. Die selbsttragenden Kräfte sind ausgeprägt und der Kreditzyklus steht in den Anfängen.

Qualitätsurteil Konjunktur der Eurozone: Widerstandsfähig und nachhaltig


China:

Seit Jahren wird China seitens der westlichen Finanzmärkte besonders kritisch begleitet. Heraufbeschworene Krisenszenarien traten bislang nicht ein. Das hat gute Gründe:
  • 1. China ist mit Devisenreserven von zuletzt 3.096 Mrd. USD (Stand November 2019) von außen nicht angreifbar.
  • 2. Die autokratische Regierung kann kontraproduktive Marktmechanismen unterbinden, die im zumeist greifen (z.B. Schattenbanken).
  • 3. Die Erschließung des eigenen Humankapitals ist in China nicht beendet.
  • 4. Das Projekt and Road ist und bleibt ein nachhaltiger Wachstumstreiber.
  • 5. Die Aktienmärkte sind unterbewertet (Shenzen. KGV 12,5, KBV 1,7, Dividendenrendite 2,5%).
  • 6. Die Sparquote in Prozent der Arbeitseinkommen stellt sich auf circa 45%.
  • 7. Die Staatsverschuldung ist mit 55,6% des BIP unkritisch.
  • 8. Die Gesamtverschuldung Chinas hat im Gegensatz zu westlichen Ländern vornehmlich investiven und nicht konsumtiven Hintergrund.

In dem Handelskrieg mit den USA hat China diverse Maßnahmen verfügt, die perspektivisch weitere ökonomische Stabilität versprechen.

Open in new window

Die strukturpolitischen Maßnahmen erhöhen den Potentialwachstumspfad Chinas und des Rests der Welt ex USA.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"