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Was uns der Goldpreis über die Krisengefahren des Geldsystems sagt

20.12.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Das änderte sich ab 2001, also nach dem Platzen des "New Economy"-Booms. Nun entstand eine große Lücke zwischen Leitzins und Wirtschaftswachstum. Sie vergrößerte sich noch weiter als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Seither liegt der Leitzins chronisch unterhalb der BIP-Wachstumsrate. Das ist ein wichtiger Befund. Denn er weist darauf hin an, dass die US-Geldpolitik die Zinsen seit Anfang des 21. Jahrhunderts übergebührlich niedrig gehalten hat - im Vergleich zur geldpolitischen Praxis in den Jahrzehnten zuvor.

Wenden wir uns nun Abb. 2 zu. Sie zeigt zum einen das Kreditangebot der US-Banken in Mrd. US-Dollar, zum anderen die Lücke zwischen US-Zins und US-BIPWachstum für die Zeit von (a) 1991 bis 2000 sowie (b) 2001 bis 2019, dargestellt jeweils als rote gestrichelte Linie. Von 1991 bis 2000 lag der Leitzins im Durchschnitt etwa 0,6 Prozentpunkte unter der BIP-Wachstumsrate, begleitet von einem (kräftigen) Zuwachs der US-Bankkredite. Von 2001 bis 2019 fiel die Lücke zwischen Zins-BIP-Wachstum auf minus 2,4 Prozentpunkte - und der US-Bankkreditzuwachs nahm deutlich an Fahrt auf.

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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa.


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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa.


Abb. 3 baut auf Abb. 2 auf, indem hier die US-Bankkredite durch den Goldpreis (USD/oz) ersetzt wurden. Wie zu erkennen ist, blieb der Goldpreis von 1991 bis 2000 relativ unverändert, er gab zum Ende hin sogar merklich nach. (Das lag vermutlich an den Netto-Goldverkäufen der Zentralbanken, die zu dieser Zeit stattfanden.) Von 2001 bis 2019 (in der Phase, in der auch die Zuwachsrate der US-Bankkredite stieg) legte der Goldpreis kräftig zu. Von 2001 bis 2019 stieg der Goldpreis um jahresdurchschnittlich etwa 9,7 Prozent (übrigens: Für den Langfristanleger war das die Rendite nach Steuern!).

Diese Beobachtungen lassen sich wie folgt deuten: Die zusehends expansivere US-Geldpolitik hat die Wirtschaftslage zwar gestützt. Gleichzeitig hat sie jedoch die Risikosituation im internationalen Finanz- und Wirtschaftssystems merklich verschärft - vor allem indem sie die Verschuldung der Volkswirtschaften in die Höhe getrieben hat. Die Investoren haben erkannt, dass die Geldpolitiken gefahrvolle Konsequenzen haben, und dass das Gold eine der ganz wenigen verbliebenen Instrumente ist, um sich vor den Negativfolgen zu schützen. Das sollte erklären, warum der Goldpreis in den letzten zwei Dekaden stark zugelegt hat.



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