Autobauer Tesla: "Luftschloß" in Grünheide?
04.02.2020 | Vertrauliche Mitteilungen
Als der US-amerikanische Autobauer Tesla im vergangenen Herbst seine Pläne für den Bau einer Fabrik im brandenburgischen Grünheide öffentlich machte, kannte der mediale Jubel keine Grenzen. Man träumte von 12.000 Mitarbeitern, die jährlich bis zu 500.000 Autos bauen könnten.
Jetzt liegen den Behörden die ersten Antragsunterlagen vor, in denen allerdings nur noch von etwa 4.000 Stellen und einer Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen die Rede ist. Und auch dieser Wert scheint manchen Branchenkennern viel zu hoch und optimistisch.
Denn Tesla setzte im vergangenen Jahr weltweit gerade einmal gut 360.000 Fahrzeuge ab und auf welch geringe Nachfrage reine Elektrofahrzeuge in Deutschland stoßen können, zeigt der bisherige Mißerfolg, den Mercedes mit seinem "EQC" erlitt (vgl. "Vertrauliche" vom 14.1.2020, Tz. 1).
Die frühere Aussage, daß das Werk in Grünheide vor allem den deutschen und europäischen Markt bedienen soll, erscheint vor diesem Hintergrund mehr als fragwürdig und führt zu der weitergehenden Frage, wo die dort produzierten Fahrzeuge denn abgesetzt werden sollen?
Kritiker gaben in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, daß Tesla bisher noch keinen einzigen Dollar verdient hat und daß deshalb der anhaltend hohe Kapitalbedarf - nicht nur für Investitionen, sondern auch zur Deckung von Verlusten - bisher im Wesentlichen nur durch die Herausgabe immer neuer Aktien bedient werden konnte.
Es bleibt deshalb abzuwarten, wie lange die internationalen Investoren hier noch geduldig einzuzahlen bereit sein werden.
Und selbst wenn es tatsächlich zur Neueinstellung von bis zu 4.000 Arbeitskräften kommen sollte, könnte der deutsche Arbeitsmarkt hiervon eventuell weitaus weniger als erhofft profitieren.
Bisher sind jedenfalls gerade einmal 35 Stellen ausgeschrieben, und dies auch nur in englischer Sprache. Darunter die eines Personalreferenten ("Recruiter"), der neben deutsch und englisch auch polnisch sprechen soll. Nur zur Erinnerung: Grünheide liegt lediglich 60 Kilometer von Polen entfernt, wo die Industrie-Löhne nur bei einem Fünftel der deutschen Werte liegen.
Ohne dies an dieser Stelle tarifrechtlich beurteilen zu können, liegt schon der Verdacht nahe, daß man bei Tesla hofft, auch in Deutschland vom niedrigen Lohnniveau im benachbarten Polen profitieren zu können. Die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt könnten also auch von daher geringer ausfallen als erhofft.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4375
Jetzt liegen den Behörden die ersten Antragsunterlagen vor, in denen allerdings nur noch von etwa 4.000 Stellen und einer Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen die Rede ist. Und auch dieser Wert scheint manchen Branchenkennern viel zu hoch und optimistisch.
Denn Tesla setzte im vergangenen Jahr weltweit gerade einmal gut 360.000 Fahrzeuge ab und auf welch geringe Nachfrage reine Elektrofahrzeuge in Deutschland stoßen können, zeigt der bisherige Mißerfolg, den Mercedes mit seinem "EQC" erlitt (vgl. "Vertrauliche" vom 14.1.2020, Tz. 1).
Die frühere Aussage, daß das Werk in Grünheide vor allem den deutschen und europäischen Markt bedienen soll, erscheint vor diesem Hintergrund mehr als fragwürdig und führt zu der weitergehenden Frage, wo die dort produzierten Fahrzeuge denn abgesetzt werden sollen?
Kritiker gaben in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, daß Tesla bisher noch keinen einzigen Dollar verdient hat und daß deshalb der anhaltend hohe Kapitalbedarf - nicht nur für Investitionen, sondern auch zur Deckung von Verlusten - bisher im Wesentlichen nur durch die Herausgabe immer neuer Aktien bedient werden konnte.
Es bleibt deshalb abzuwarten, wie lange die internationalen Investoren hier noch geduldig einzuzahlen bereit sein werden.
Und selbst wenn es tatsächlich zur Neueinstellung von bis zu 4.000 Arbeitskräften kommen sollte, könnte der deutsche Arbeitsmarkt hiervon eventuell weitaus weniger als erhofft profitieren.
Bisher sind jedenfalls gerade einmal 35 Stellen ausgeschrieben, und dies auch nur in englischer Sprache. Darunter die eines Personalreferenten ("Recruiter"), der neben deutsch und englisch auch polnisch sprechen soll. Nur zur Erinnerung: Grünheide liegt lediglich 60 Kilometer von Polen entfernt, wo die Industrie-Löhne nur bei einem Fünftel der deutschen Werte liegen.
Ohne dies an dieser Stelle tarifrechtlich beurteilen zu können, liegt schon der Verdacht nahe, daß man bei Tesla hofft, auch in Deutschland vom niedrigen Lohnniveau im benachbarten Polen profitieren zu können. Die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt könnten also auch von daher geringer ausfallen als erhofft.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4375