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Der "Mega-Bail-Out": Wie die Weltwirtschaftskrise bekämpft wird

27.03.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Wie es ablaufen kann

Führen wir uns vor Augen, welche Konsequenzen das Folgende Szenario hat. Die EZB (1) kauft 20% der Kredite auf, die die Euro-Banken in ihrer Bilanz aus weisen; (2) übernimmt 50% der Kapitalmarktfinanzierung der Banken; und (3) refinanziert einen 50% Eigenkapitalverlust der Euro-Banken.

Zunächst zeigt Abb. 2 die Ausgangsposition mit den Bilanzen des Eurosystems (das heißt EZB plus nationale Zentralbanken) und des Euro-Bankensektors. Abb. 3 zeigt die Bilanzen, nachdem die voranstehend genannten Transaktionen durchgeführt wurden. Die Bilanzsumme des Bankensektors ist angeschwollen, weil die EZB die Kapitalmarktfinanzierung der Banken übernommen hat und ihnen dafür neues Zentralbankgeld zugeführt hat.

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Quelle: Eigene Darstellung.


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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa.


Die Bilanz der EZB hat sich in dieser Beispielrechnung fast verdoppelt, weil sie Kredite der Banken in ihre Bilanz übernommen hat, und weil sie zudem noch neues Geld ausgegeben hat, um annahmegemäß einen Verlust des Eigenkapitals der Banken in Höhe von 50 Prozent aufzufangen. Durch das starke Anwachsen der Zentralbankgeldmenge ist das Eigenkapital der EZB negativ geworden. Das führt allerdings nicht (wie es bei normalen Firmen der Fall ist) zu einem Bankrott, denn die EZB kann als Geldproduktionsmonopolist weiterhin ihre Rechnungen bezahlen, indem sie neue Euro ausgibt. Das hier skizzierte "Banken-Bail-out" ist prinzipiell übertragbar auf andere Währungsräume der Welt.

Die Fähigkeit der Zentralbanken, das Bankensystem solvent und liquide zu halten, stößt im Grunde nur an eine harte Grenze: Und das ist die Bereitschaft der Menschen, das Geld, das die Zentralbanken und Geschäftsbanken ausgeben, weiterhin zu akzeptieren. Wie das voranstehende Beispiel illustriert hat: Der Bankensektor, das Finanzsystem lässt sich durch einfallsreiche Transaktionen über Wasser halten, und die dazu erforderliche Geldmengenausweitung würde nicht per se die Preisinflation der Lebenshaltungsgüter anheizen (wohl aber neue Liquidität für die nächste Spekulationsblase in das Finanzsystem bereitstellen).

Der wahre Inflationsfall tritt aber dann ein, wenn die Staaten neue Schulden ausgeben, die von den Zentralbanken und Geschäftsbanken aufgekauft und mit neu geschaffenem Geld bezahlt werden. Das neue Geld wird von den Staaten weitergereicht an Unternehmen und Konsumenten. Dadurch steigt die monetäre Nachfrage; und je größer und andauernder die Geldmengenausweitung, desto stärker und andauernder wird auch die Inflation der Güterpreise angeheizt. Die "Daumenregel" ist hier: Je früher der Lockdown endet, desto geringer fällt die Inflation(sgefahr) aus; und je länger er dauert, desto höher wird sie sein.



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