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Gold - Trendwende immer wahrscheinlicher

20.04.2020  |  Florian Grummes
1. Rückblick

Seit dem letzten großen Tiefpunkt bei 1.160 USD am 16. August 2018 konnte der Spot-Goldpreis innerhalb von knapp 20 Monaten bis auf 1.747 USD ansteigen. Vom damaligen Tiefpunkt bis zum aktuellen Hochpunkt am 14. April 2020 konnte Gold demnach um 587 USD bzw. 50,6% zulegen. Theoretisch entspricht dies einer atemberaubenden Jahresrendite von über 30% p.a.. Langfristig betrachtet steigt der Goldpreis jedoch "nur" um durchschnittlich ca. 7-9% pro Jahr an. Die letzten eineinhalb Jahre waren also von einem außerordentlich starken Goldpreis geprägt.

In den letzten 20 Monaten waren insgesamt auch nur relativ geringe Kursrücksetzer zu beobachten. Meist wurde der aufgestaute Korrekturbedarf primär über die Zeitachse in Form einer länger gezogenen Konsolidierung gespielt. Erst seit Ende Februar kommt es am Goldmarkt zu deutlich schärferen Rücksetzern und einer stark erhöhten Volatilität. So folgte auf das Hoch vom 24.Februar bei 1.689 USD ein schneller Rücksetzer um 126 USD bis auf 1.563 USD.

Ausgehend vom nächsten Hochpunkt am 9. März bei 1.703 USD kam es im Zuge der Corona Panik zu einem noch krasseren Rücksetzer um 252 USD bis auf 1.451 USD. Seit diesem Ausverkauf konnte der Goldpreis aber erneut stark ansteigen und erreichte am vergangenen Dienstag mit 1.747 USD nochmals ein neues Hoch.

Seitdem sind die Notierungen am Spotmarkt aber schon wieder um 69 USD zurückgekommen und schlossen die Handelswoche mit 1.681 USD klar unterhalb der psychologischen Marke von 1.700 USD. Insgesamt durchläuft der Goldpreis also seit fast zwei Monaten eine brutale Achterbahnfahrt. Investoren, die frühzeitig in physisches Gold investiert haben, können die aktuellen Kurskapriolen problemlos aussitzen und sich derzeit zudem über die explodierten Aufgelder für ihre physischen Bestände freuen.

Wer bislang nicht investiert ist, hat momentan nur geringe Chancen in diesem Umfeld einen halbwegs sinnvollen Einstieg in die Edelmetalle hinzukriegen. Trotzdem sollte jeder Anleger unabhängig vom Preis zumindest ein Minimum von 5% seines Vermögens in Edelmetallen als Versicherung halten. Wer hingegen in dieser heißen Phase mit Hebel und Papierprodukten auf den Goldpreis spekuliert, spielt mit dem Feuer und geht vor allem auf der Long-Seite mittlerweile unkalkulierbare Risiken ein. Die stark angestiegene Volatilität macht jedenfalls keinen vertrauenserweckenden Eindruck, sondern ist eher als ein deutliches Warnsignal zu verstehen.


2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

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Quelle: Tradingview


Auf dem Wochenchart sind zwei Aufwärtstrendkanäle für den Goldpreis maßgeblich. Der erste, in dunkelgrün, läuft relativ flach seit dem Dezember 2015 nach oben. Im September 2019 testete der Goldpreis erstmals seit dem Sommer 2016 wieder dessen Oberkante. Seit Jahresbeginn findet am Goldmarkt ein Kampf an dieser oberen Begrenzung statt, der zuletzt zu diesen stark volatilen Schwüngen geführt hat. Trotz des zwischenzeitlichen Rücksetzers konnten sich die Bullen hier in den letzten Wochen durchsetzen, so dass der Goldpreis derzeit klar oberhalb der Oberkante (aktuell ca. 1.590 - 1.595 USD) des Aufwärtstrendkanals handelt.

Der zweite Aufwärtstrendkanal beginnt mit dem letzten Paniktief bei 1.160 USD im August 2018. Dieser Trendkanal ist wesentlich steiler und hat in den letzten 20 Monaten eine starke Aufwärtsbewegung in seinen Bahnen gelenkt. Auch hier attackieren die Bullen seit einigen Wochen die Oberkante des Trendkanals. Allerdings sind ihnen abgesehen von mehreren Preisspitzen bislang keine nachhaltigen Wochenschlusskurse oberhalb der Kanalbegrenzung gelungen.

Am Freitag ist die aktuelle Wochenkerze mit einem potenziell bärischen "Shooting Star" aus dem Handel gegangen. Eröffnungs- und Schlusskurs der Handelswoche liegen deutlich unter dem Höchstkurs. In Verbindung mit der Oberkante des Aufwärtstrendkanals als Widerstand sowie den offensichtlichen Divergenzen bei der Stochastik könnte am Goldmarkt damit nun wirklich das Hoch für dieses Frühjahr erreicht worden sein.

Insgesamt ist es aber noch zu früh, um ein klares Top am Goldmarkt für die nächsten Monate auszurufen. Die Wahrscheinlichkeit einer Trendwende hat aber mit der abgelaufenen Handelswoche deutlich zugenommen. Denkbar wäre, dass der impulsive Aufwärtstrend schon bei 1.703 USD sein Ende gefunden hat und wir uns dank Corona bereits seit über vier Wochen in einem ABC-Korrekturmuster befinden. Dabei hätte die Welle A bei 1.451 USD ihr Ende gefunden.

Die irreguläre Welle B hätte mit einem leicht höheren Hoch bei 1.747 USD nochmals alle Marktteilnehmer verwirrt und auf die falsche Fährte gelockt. Im Anschluss wäre jetzt Welle C mit Kursen unterhalb von Welle A, also unterhalb von 1.451 USD zu erwarten. Die langjährige ehemalige Widerstandszone und jetzige Unterstützung 1.350 - 1.400 USD wäre als Kursziel für die Welle C prädestiniert.

Fundamental betrachtet wären für dieses starke Korrekturszenario am Goldmarkt aber entweder stark haussierende Aktienmärkte oder ein deflationärer Zusammenbruch am gesamten Finanzmarkt notwendig. Getrieben durch die gewaltigen Geldmengenausweitungen erscheint eine von der Realwirtschaft losgelöste starke Erholung an Aktienmärkten möglich. Einen deflationären Total-Zusammenbruch der Finanzmärkte dürften die Zentralbanker hingegen mit ihren heiß laufenden Druckerpressen verhindern.


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