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Geldflut bringt Geldentwertung

22.05.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
(1) Die Politik der Geldmengenausweitung schafft Gewinner und Verlierer, beileibe nicht alle profitieren davon. Die Erstempfänger des neuen Geldes sind die Gewinner, die Spätempfänger und die, die gar nichts von der neuen Geldmenge abbekommen, sind die Verlierer. Der "Bail-Out" der Zentralbanken wird eine gewaltige Umverteilung von Einkommen und Vermögen verursachen - und sie wird weitaus größer sein, als sie in der Krise 2008/2009 ausgefallen ist.

(2) Wenn die Geldmengen erhöht werden, werden auch die Güterpreise höher ausfallen im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmengen nicht ausgeweitet worden wären; die Kaufkraft des Geldes wird geringer sein im Vergleich zu einer Situation, in der es keine Ausweitung der Geldmenge gegeben hätte.


Geldmengenvermehrung und Güterpreise

Allen Versprechungen zum Trotz lässt sich eine "wasserdichte" Inflationsprognose, die wissenschaftlichen Anforderungen standhält, nicht erstellen; das geben die Erkenntnisse der Volkswirtschaftslehre leider nicht her. Doch kein Grund zu verzagen. Man kann sich ein grundsätzliches Bild über den Preisdruck machen, indem man die strukturellen Zusammenhänge zwischen Produktion, Geldmenge und Güterpreisen in Augenschein nimmt. Das geschieht in der nachstehenden Abb. 4 a bis c.


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Quelle: eigene Berechnungen. - Y* = Trendproduktion, Y = tatsächliche Produktion, M = Geldmenge und P = Güterpreise. - Y fällt 10% in 2020, 80% des Einbruchs wird in 2021 aufgeholt. M steigt um 25% in 2020. - Trendwachstum Y* ist 2% p.a., für M 4% p.a. - Güterpreise reagieren mit Zeitverzögerung auf Geldüberhang M - Y.


In der Abwägung der Risiken ist man gut beraten, den Preisdruck, der aus der Geldmengenvermehrung rührt, ernst zu nehmen. Eine überschlägige Rechnung deutet darauf hin, dass beispielsweise in den Vereinigten Staaten von Amerika der "Geldüberhang", der sich allein seit Mitte März 2020 aufgebaut hat, bald 40 Prozent beträgt (Abb. 4). Er repräsentiert quasi den monetären Inflationsdruck im System, der sich wohl durch ein Ansteigen der Konsumgüter oder der Vermögensgüterpreise oder auch in einer Kombination aus beiden zu erkennen geben wird.

Selbst in einem optimistischen Szenario, in dem die Volkswirtschaft rasch wieder wächst, würde wohl ein Kaufkraftverlust des Geldes von ungefähr 30 Prozent ins Haus stehen. Ähnliches deutet sich im Euroraum an.

Um es abschließend noch einmal zu betonen: Eine wissenschaftlich wasserdichte Inflationsprognose lässt sich leider nicht vorlegen; das geben die Erkenntnisgrenzen der Volkswirtschaftslehre nicht her. Es lässt sich jedoch mit gutem Gewissen an den gesunden Menschenverstand appellieren: Man sollte sich hüten vor ökonomischen und politischen Schönfärbereien und sich bewusst machen:

Die "Inflationssteuer" wird für die strauchelnden Staaten und die von ihnen begünstigten Interessengruppen zusehends attraktiver und drängt jetzt darauf, zum Einsatz zu kommen - weil die Besteuerungs- und auch Verschuldungsmöglichkeiten der Staaten auf den Kapitalmärkten weitestgehend ausgereizt sind. Es bleibt quasi nur noch der "Ausweg" der Geldmengenvermehrung, der bewusst herbeigeführten Inflation, der willentlichen Entwertung des Geldes. Die "Lockdown-Krise" hat diese leidvolle Dynamik nicht verursacht, sondern nur beschleunigt.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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