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Der Goldpreis steigt, der Wert von US-Dollar, Euro & Co schwindet

03.07.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: WGC; Graphik Degussa. Bis 26. Juni 2020.


(3) Gold-ETFs und -ETCs wurden in der Lockdown-Krise stark nachgefragt. Von Ende Februar 2020 stiegen die Bestände von 3.033,9 Tonnen weltweit auf 3.613,9 Tonnen am 26. Juni 2020 - ein Zuwachs von 19,1 Prozent. Es ist zu vermuten, dass die Nachfrager sowohl private Anleger als auch institutionelle Investoren sind; genaue Informationen darüber gibt es nicht. Damit ist im Goldmarkt nunmehr eine neue Nachfragekomponente entstanden, die in den kommenden Jahren vermutlich noch an Bedeutung gewinnen wird.

Gold-ETFs und -ETCs lassen sich in der Regel einfach, schnell und kostengünstig handeln; das erklärt ihre steigende Popularität bei Anlegern, die Zugang zum Goldmarkt suchen. Zudem wird dadurch der Goldmarkt für die großen Geldbeträge der institutionellen Investoren geöffnet. Gerade sie können in kurzer Zeit sehr große Volumina handeln, und dass kann natürlich vor allem in der kurzen Frist merkliche Auswirkungen auf die Volatilität des Goldpreises haben, kann die Preisausschläge nach oben wie nach unten verstärken.

(4) Aus einer Kreditkrise wird jedoch irgendwann eine Währungskrise, wenn die Zentralbanken die Zahlungsausfälle von Staaten, Banken und Unternehmen immer und immer wieder mit einem Ausweiten der Geldmenge "bekämpfen". Dann müssen die Investoren nämlich damit rechnen, dass die Kaufkraft des Geldes immer stärker fallen wird, dass der Geldwert der "Systemrettung" geopfert wird. Je stärker die Verschuldung in den Volkswirtschaften ansteigt, desto höher wird auch das Risiko einer Währungskrise.

In einer Währungskrise schwindet die Nachfrage nach Geld. Die Marktakteure verringern ihre Kassenhaltung auf ein Mindestmaß. Sie ziehen es vor, beispielsweise Aktien, Häuser oder Edelmetalle anstelle der offiziellen Währungen zu halten. Wenn die Menschen fürchten, dass die Geldmengenvermehrung sich immer weiter fortsetzt, kann eine regelrechte "Flucht aus dem Geld" einsetzen. Die Menschen bieten dann ihr Geld an, um Sachgüter aller Art nachzufragen. Deren Preise steigen an, und die Kaufkraft des Geldes schwindet dahin.


Die mittlere Frist

Die Entwicklung der Geldmenge ist für die Güterpreise von entscheidender Bedeutung. Und die Erfahrung lehrt, dass eine stark steigende Geldmenge früher oder später zu Preisinflation führt. Das kann sich in steigenden Konsumgüterprei-sen und/oder steigenden Vermögenspreisen (also in den Preisen für Aktien, Häusern und Grundstücken) zeigen oder in einer Kombination aus beiden. Ein Indikator für den Inflationsdruck in der Volkswirtschaft ist die "Überschussgeldmenge", die das Verhältnis zwischen Geldmenge und Wirtschaftsleistung beschreibt.

Abb. 4 a zeigt die Geldmenge M2 in den USA relativ zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der Wirtschaftseinbruch und die von der US-Zentralbank verursachte Geldmengenausweitung haben die Überschussgeldmenge stark in die Höhe getrieben. Abb. 4 b zeigt die Entwicklung im Euroraum. Auch hier zeigt sich ein deutliches Ansteigen der Überschussgeldmenge. Was sind die Folgen? Es ist zu vermuten, dass die Menschen nicht dauerhaft mehr Geld auf ihren Konten zu halten wünschen - vor allem nicht in Zeiten der Null- und Negativzinsen.

Zu beachten ist an dieser Stelle allerdings, dass die Überschussliquidität sich nicht nur durch Preisinflation, sondern auch durch das Wachstum des BIP abbauen kann (und teilweise wird). So gesehen könnte man durchaus argumentieren, dass die Überschussgeldmengen, wie sie in Abb. 4 a und b dargestellt wird, den Preisinflationsdruck tendenziell überzeichnet. Dabei sollte allerdings zweierlei beachtet werden:

(1) Die bereits erfolgte Geldmengenausweitung wird sehr wahrscheinlich nicht wieder rückgängig gemacht und wird noch preiswirksam.

(2) Der politische Anreiz ist sehr groß, fortan für eine stärkere Geldmengenausweitung zu sorgen, als sie in den Jahren zuvor zu beobachten war. Was ist der Grund dafür?

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Quelle: Refinitiv, Berechnungen Degussa. Geschätzt für das zweite Quartal 2020.



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