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Eine Rezession, wie keine andere

05.07.2020  |  John Mauldin
Wie haben uns gerade die bessere Hälfte des Jahrzehnts gefragt, wann die nächste Rezession wohl zuschlagen wird. In den letzten zwei Monaten haben wir aufgehört, uns diese Frage zu stellen. Sie ist hier und der große Rat der angesehenen Volkswirtschaftler hat dies bestätigt. Am 8. Juni fand das Business Cycle Dating Committee des National Bureau of Economic Research (NBER) heraus, dass die monatliche Wirtschaftsaktivität im Februar 2020 eine Spitze gebildet hatte. Auf quartalsweiser Basis lag die Spitze in Q4 2019, doch die Rezession ist nun so oder so im Gange. Es ist wichtig, zu verstehen, wie sie "Rezession" definieren.

Eine Rezession ist ein deutlicher Rückgang der Wirtschaftsaktivität über die Wirtschaft hinweg, üblicherweise sichtbar bei der Produktion, den Beschäftigtenzahlen und anderen Indikatoren. Eine Rezession beginnt, wenn die Wirtschaft eine Spitze der Wirtschaftsaktivität erreicht und endet, wenn die Wirtschaft eine Talsohle erreicht.

Wenn die Talsohle noch nicht erreicht wurde, wann wird das der Fall sein? Das wissen wir nicht. Das Komitee des NBER identifiziert diese im Nachhinein. Wenn alles gut läuft, dann blicken sie zurück und erklären, dass im März oder April der Boden auftrat, was dies zu eine der kürzesten Rezession überhaupt machen würde. Doch sie wird auch eine der merkwürdigsten Rezessionen überhaupt sein. Denn selbst wenn wir uns "erholen", so werden wir dennoch weiter von der vorherigen Spitze entfernt sein als zuvor und mit weit über 10 Millionen Arbeitslosen. NBER erklärte ebenfalls, dass es diesmal anders sei:

Das Komitee erkennt an, dass die Pandemie und die Reaktion auf diese zu einem Abschwung mit anderen Charakteristika und Dynamiken führte, als zu vorherigen Rezessionen vorherrschten.

Darüber nachzudenken, auf welche Art und Weise diese Rezession anders ist, verschafft uns etwas Einblick darüber, wie lange sie andauern könnte.


Corona-Rezession

Viele Volkswirtschafter dachten selbst vor der Pandemie, dass eine Rezession bevorstünde. Die Expansion lief weiter als jede andere. Risse bildeten sich und die wichtigste Frage lautete, was einen Abschwung auslösen würde. Ich dachte, dass wir uns auf eine Kreditkrise zubewegen würden, fokussiert auf Unternehmensschulden anstatt Hypotheken, wie 2008. Die jahrzehntealte einfache Geldpolitik der Fed hat viele Unternehmen bis in den Himmel gehebelt. Das bleibt der Fall und könnte sich zu einem größeren Problem entwickeln. Doch bis dahin befinden wir uns in etwas Einzigartigem: eine durch Angebot und Nachfrage angetriebene Rezession.

Das Angebot an Dienstleistungen versiegte aufgrund Virusängste und Quarantäneverordnungen fast vollständig über Nacht. Die Verbrauchernachfrage kollabierte, während Menschen ihre Arbeitsplätze verloren und - wie wir sehen werden - begannen diejenigen, die mehr Geld besaßen, deutlich mehr zu sparen, was die Nachfrage weiter reduzierte. Mein Freund, der Volkswirtschaftler Woody Brock, zieht einen hilfreiche Vergleich zwischen dieser Rezession und anderen. Ich verlasse mich hierbei auf einige seiner Einblicke und verbinde diese mit anderen Analysen und meinen eigenen Ansichten.

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Normalerweise führt eine Art Auslöser oder "Schock" dazu, dass die Wirtschaftsaktivität kontrahiert. Knappe Kredit oder höhere Zinsen sind oftmals die Täter und keine fallenden Verkaufszahlen. Da sie nicht in der Lage sind, ihre anhaltenden Operationen zu finanzieren, schließen Unternehmen und kündigen Mitarbeitern, die dann ihren Verbrauch reduzieren. Die Auswirkungen ziehen sich wie Wellen durch die Wirtschaft und die Rezession beginnt.

Diesmal trat der Schock mit dem Coronavirus und unserer Reaktion auf. Beachten Sie, dass es nicht nur die von den Regierungen angeordneten Quarantänen waren. Daten zeigen nun, dass die Verbraucherausgaben einige Wochen vor Regierungsreaktion fielen. Einzelhandel und Dienstleistungsunternehmen verzeichneten weniger Ladenverkehr und aufgrund zunehmender Risiken für Angestellte und Verbraucher schlossen viele Läden, auch wenn sie nicht dazu gezwungen waren. Doch das Ergebnis war dasselbe: Die Wirtschaftsaktivität kontrahierte und löste die Rezession aus.

Woody erklärt - und dem stimme ich zu - dass dies den Schwachpunkt unserer Wirtschaft wie eine lasergesteuerte Rakete erwischt hat. Anders als die 1800er, die 1930er oder die 1980er Jahre dominieren Produktions- und Agrarsektor nicht länger. Nun ist es der Dienstleistungssektor, der den Großteil der Arbeitsplätze und des BIPs ausmacht. Der plötzliche Stopp war katastrophal. Wie Woody beschrieb:

Die gute Nachricht der letzten hundert Jahre (wie wir oft dokumentiert haben) ist die Tatsache, dass die Auswirkungen der meisten Verbraucherschocks um etwa 90% zurückgegangen sind. Es gibt zwei Hauptgründe für diesen unglaublichen Rückgang. Erstens: Die Einführung der Arbeitslosenversicherung und Familien mit Doppeleinkommen bremsten den Effekt der Kündigungen auf den Verbrauch.

Zweitens: Der Prozentsatz an Arbeitsplätzen in zyklischen Industrien und der Agrarbranche ist um etwa 70% zurückgegangen, eine Abnahme, die durch einen Anstieg der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor ausgeglichen wurde, in dem nun 86% von uns arbeiten. Was wichtig ist, ist natürlich die Tatsache, dass der Dienstleistungssektor so stabil und zyklenfrei ist, wie die anderen zwei Sektoren es nicht sind. Das ist der Hauptgrund dafür, dass die Volatilität des BIPs über das letzte Jahrhundert um 85% zurückgegangen ist. Vor allem Nachkriegskonjunkturzyklen waren weniger heftig als vor dem Krieg.


Laut dieser Analyse traditioneller Rezessionen hätten die Arbeitslosenrate und der Verbrauchsrückgang nach dem anfänglichen Schock zunehmend sollen, wie sie es taten - nicht gleichzeitig. Die Arbeitslosenrate erreichte ebenfalls eine Spitze, nachdem die Erholung bereits begonnen hatte.

Anmerkung: Das ist der Grund, warum die aktuelle Rezession anders ist als andere. Die meisten Wirtschaftsanalysen, die ich lese, unterscheiden nicht zwischen dieser Implosion des Dienstleistungssektors und vorherigen Rezession der letzten 200+ Jahre. Deshalb werden lächerliche Gespräche über eine V-förmige Erholung geführt. Sie betrachten historische Modelle, wenn nichts in der Geschichte der derzeitigen Rezession ähnelt. Dieser Schock, so schlimm er auch ist, ist nur der Anfang. Mehr von Woody:

Auf kausaler Ebene sorgte dieser anfängliche Schock dafür, dass die Arbeitslosenrate sofort vor irgendeiner formellen Rezession auf präzedenzlose Niveaus stieg. Der persönliche Kontakt, der notwendig ist, um viele Waren und Dienstleistungen im Dienstleistungssektor zu produzieren, kam zum abrupten Stopp, sobald sich die Leute dazu entschieden, zu Hause zu bleiben.


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