Inflation und Geldpolitik - Das Märchen von den stabilen Preisen
24.07.2007 | Daniel Haase
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Geldmengenwachstum = InflationsursacheUwe Bergold, Fondsmanager von Global Resources Invest, lehnt die Warenkorbinflation aus einem anderen Grund ab: "Die Leute verwechseln hier die Ursache mit der Wirkung." Bergold präferiert die klassische Definition der österreichischen Volkswirtschaftslehre: Inflation entsteht, wenn die Geldmenge (M) schneller erhöht wird als die Gütermenge (BIP). Dabei ist es unerheblich, dass die Konsumgüterpreise zumeist nicht sofort steigen, sondern die Inflation zuerst in den sogenannten Vermögensgütern, also Aktien, Renten, Immobilien und/oder auch Rohstoffen, sichtbar wird und erst später von dort auf die Erzeuger- und die Konsumgüterpreise überspringt.
Quelle: Uwe Bergold, GR Invest
Wer also nur auf den Preis eines Warenkorbes schaut, um die ihn betreffende Inflation zu ermitteln, vergisst, die entscheidende Frage nach der Ursache der Preissteigerung zu stellen. Die klassische Definition liefert die Antwort: Es ist die Steigerung der Geldmenge, die zum Anziehen der Preise führt.
Die EZB hat sich offiziell ein Inflationsziel von maximal 2% pro Jahr gesetzt. Da sie für die Eurozone von einem Wirtschaftswachstum von real etwa 2,5% pro Jahr ausgeht, soll die Geldmenge (M3) um nicht mehr als 4,5% pro Jahr erhöht werden. Und nun raten Sie mal, wie hoch das Wachstum von M3 laut EZB tatsächlich ist: +10,9% p. a. (Stand März 2007). In den USA ist das Bild noch dramatischer (s. Abb. 5).
Ausdehnung der Geldmenge in den USA mit +13% als in Europa;
M3 SGS Continuation: Fortführung der seit März 2006 fortgesetzten M3-Berechnung
Quelle: SGS, FRB
Inflation der Eurozone: 8%
Gemäß ihrer eigenen, klassischen Geldmengentheorie beträgt die Inflation derzeit mehr als 8%. Das unterscheidet sich doch etwas von der offiziellen Warenkorbinflation, die bekanntlich nur mit ca. 2% angegeben wird. In der Tat tobt sich die Inflation bisher kaum in den Warenkörben aus, wohl aber in einigen Vermögensgütermärkten. So stiegen die durchschnittlichen Immobilienpreise in Spanien seit 1997 um mehr als 180%, Kunst hat sich dramatisch verteuert. So erzielte erst kürzlich eine Moderne-Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s in New York mit 278,6 Mio. USD den zweithöchsten jemals erzielten Wert (Im Mai 1990 trieben japanische Käufer die Versteigerungserlöse auf den immer noch gültigen Höchstwert von 286 Mio. USD). An den Tankstellen hat der ein oder andere Europäer vermutlich bemerkt, dass auch Energierohstoffe etwas im Preis angestiegen sind. Nicht zuletzt ziehen seit 2003 auch die Aktienmärkte wieder deutlich an.
Selbst einige Lebensmittel halten sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr an die offizielle Inflationsrate. So ist der Bierpreis auf dem Münchner Oktoberfest 2006 um 4,7% avanciert, und für dieses Jahr sind bereits Preiserhöhungen von glatt 5% auf 7,45-7,90 EUR pro Maß Bier angekündigt. Aber vielleicht hat sich ja die Qualität des Bieres - von vielen bisher unerkannt - entsprechend verbessert?
Quellen: Historisches Archiv Spaten-Löwenbräu-Gruppe München, www.muenchen.de,
Bayerischer Rundfunk (www.br-online.de)