Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Inflation und Geldpolitik - Das Märchen von den stabilen Preisen

24.07.2007  |  Daniel Haase
- Seite 3 -
Lockere Geldpolitik & Staatsverschuldung = Inflation

Das 20. Jahrhundert kann man getrost als das Jahrhundert der Inflationen bezeichnen. Ausnahmslos jede große Inflation wurde durch die jeweilige Regierung/Zentralbank induziert. Banken können zwar auch eigenständig die Kreditmenge vergrößern, ohne Rückendeckung durch die Zentralbank stoßen sie aber schnell an ihre Grenzen. Jede Zentralbank kann das Wachstum der Geldmenge aktiv begrenzen. Hierzu stehen ihr unter anderem zwei wesentliche Instrumente zur Verfügung: Mit den Leitzinsen steuern die Notenbanker direkt die Finanzierungskosten der leihenden Banken. Über die Festlegung des Mindestreservesatzes gibt sie den Banken vor, welchen Teil ihrer Einlagen diese bei ihr hinterlegen müssen. Spätestens bei einem Satz von 100% (aktuell: Eurozone 2%, China 11%) wäre keine einzige Bank mehr in der Lage, neue Kredite zu vergeben, da alle Einlagen unverzinst bei der Notenbank hinterlegt werden müssten. Ohne die Duldung der Zentralbanker geht daher nichts.

Eine große Rolle bei der Verursachung der Inflation spielt der Staat. Hinlänglich bekannt ist die Tatsache, dass Politiker und Sparsamkeit ebenso gut zusammenpassen wie Jugendliche und Keuschheit. Möglicherweise finden sie einige gut, manche reden gar darüber, die allermeisten aber praktizieren sie nicht. Durch das Streben, ihre Wiederwahl durch Geschenke zu sichern, die über das hinausgehen, was die Wähler durch Steuern bereit wären zu finanzieren, ist der Weg in die Staatsverschuldung vorgezeichnet.

Da diese Schulden aber praktisch nie zurückgezahlt werden, erhöhen sie unwiderruflich die Geldmenge (siehe Abb. 7). Anders als häufig behauptet, sind es nicht zukünftige Generationen, die belastet werden, sondern es sind die Sparsamen von heute, die mit dem Kaufkraftverlust ihrer Sparguthaben unfreiwillig - vielfach auch unbewusst - die Zeche zahlen.


Ökonomische Auswirkungen der Inflation

In einem freien Geldmarkt ohne eine zentrale Institution wäre Inflation nur als kurzes, vorübergehendes Phänomen denkbar. Der Zinssatz, der Preis des Geldes, bringt als Signalgeber die Sparpläne mit den Investitions- und Ausgabeplänen langfristig immer in Einklang und verhindert, dass es zu großen, dauerhaften Über bzw. Untertreibungen kommen kann. Wird dieser Zinssatz aber nicht am Markt gefunden, sondern durch eine zentrale Planungsbehörde für den Geldmarkt diktiert, sind Fehlsignale vorprogrammiert (s. Interview mit Claus Vogt).


Niedrige Zinsen lösen inflationären Boom aus

Ist der Zins zu niedrig, so sinkt der Anreiz zu sparen und gleichzeitig werden Verbraucher animiert, per Kredit bereits heute zukünftiges Einkommen zu verkonsumieren. Gleichzeitig signalisieren der niedrige Zins und die unnatürlich hohe Konsumnachfrage den Unternehmen ein scheinbar günstiges Umfeld, um in den Ausbau ihrer Produktionskapazität zu investieren. Die Basis für einen inflationären Boom ist gelegt.

"Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten."
- Wladimir I. Lenin -


Spätestens wenn die Verbraucher ihre Verschuldungsgrenze erreicht haben und vorsichtiger werden, merken auch die Unternehmer, dass sie in eine Zukunft investiert haben, die weniger schön aussieht als sie dachten. Um dem Konkurs zu entgehen, müssen sie nun ihre Investitionen möglichst schnell zusammenstreichen. Gäbe es keine Notenbank, folgte dem schönen Boom jetzt ein bereinigender Zusammenbruch.


Für die Notenbank gibt es kein Zurück

Doch das zu verhindern, ist die wahre Aufgabe aller Notenbanker. Der einfachste Weg: Die Zinsen müssen runter, damit sich die Verbraucher noch mehr Schulden leisten und die Unternehmer weiterhin an eine rosige Zukunft glauben können und nicht aufhören zu investieren. Statt also eine realistische Lageeinschätzung durch den Markt zuzulassen, setzt die Notenbank neue, stärkere Fehlsignale. Im Ergebnis wird so eine sofortige Anpassung der Wirtschaft an die Wirklichkeit um den Preis einer schlimmeren, aber eben erst später kommenden Krise hinausgeschoben.

Auf Dauer führen die durch den niedrigen Zins ausgesandten Fehlsignale zu immer größerem Fehlverhalten der Marktteilnehmer. Es werden Investitionen getätigt, die sich später als wertlos herausstellen, und Verbraucherkredite aufgenommen, die bei weitem nicht durch tatsächliches Einkommen ausreichend gedeckt sind. Früher oder später sind Enttäuschungen unvermeidlich.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"