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Den Zentralbanken sollten Sie besser nicht vertrauen. Setzen Sie auf Gold

09.10.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Zentralbanken sorgen für Geldwertschwund und Vermögensumverteilung. Das ist nichts Neues. Neu ist jedoch, dass es noch schlimmer wird. Eine Möglichkeit, den Folgen zu entgehen, ist das Halten von Gold.

"Es kann nicht alles ganz richtig sein in der Welt, weil die Menschen noch mit Betrügereien regiert werden müssen." - Georg Christoph Lichtenberg


Was man sieht, und was man nicht sieht

Es gibt Handlungen, deren Folgen man sehen kann. Beispiel: Die Zentralbank weitet die Geldmengen aus, und die Güterpreise steigen. In einem solchen Fall wird man sagen: Die Geldmengenausweitung verteuert die Güterpreise. Es gibt allerdings auch Handlungen, deren Folgen nicht sichtbar sind. Beispiel: Die Zentralbank erhöht die Geldmenge, und die Güterpreise bleiben unverändert oder fallen gar. Hier würden die meisten sagen: Die Geldmengenvermehrung hat keine oder eine negative Wirkung auf die Güterpreise. Doch das wäre vorschnell geurteilt. Denn ohne Geldmengenausweitung wären die Güterpreise gefallen beziehungsweise noch stärker gefallen, als sie es getan haben.

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Quelle: Refinitiv, Degussa; Graphik Degussa.


Das nennt man kontrafaktisches Denken: nach dem Motto "Was wäre gewesen wenn?"; ein Denken, das sich nicht an die wahrgenommene Realität hängt. Das ist nichts Esoterisches. Kontrafaktisches Denken ist hilfreich um zu verstehen, welche Konsequenzen beispielsweise die Ausweitung der Geldmenge tatsächlich hat. Abb. 1. zeigt die Entwicklung der Geldmengen in den USA und im Euroraum sowie die jeweiligen Aktienmarktindices von Januar 1999 bis Oktober 2020. In den USA zeigt sich ein Anstieg der Geldmengen und Aktienkurse im Trendverlauf, im Euroraum war das Ansteigen der Geldmengen mit im Trendverlauf fallenden Aktienkursen verbunden. Was könnte die Erklärung sein?

Die Wachstumskräfte in den USA und das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der US-Unternehmen sind im Betrachtungszeitraum vermutlich relativ hoch gewesen. Die Ausweitung der Geldmenge konnte sich so unter anderem auch in eine relativ starke Nachfrage nach Aktien übersetzen und die Kurse in die Höhe befördern. Zudem haben die Finanz- und Wirtschaftskrisen (2000/2001, 2008/2009 und die noch andauernde Lockdown-Krise seit März 2020) das US-amerikanische Produktivkapital und die Innovationskräfte nicht übermäßig (sichtbar) geschädigt.

Ganz anders das Bild im Euroraum. Vermutlich startete die Währungsunion mit einer Übertreibung an der Böse ("Euro-Euphorie"), die 2000/2001 platzte. Zwar setzte ab 2003 eine Erholung ein. Aber sie war nur kurz. Mit der Krise 2008/2009 offenbarte sich dann eine gewaltige Kapitalzerstörung - beispielsweise im Bau- und Bankensektor -, und die Kurse der Aktiengesellschaften gingen in die Tiefe. Wären die Euro-Geldmengen nicht "inflationiert" worden, würden die Euro-Aktienkurse vermutlich (noch viel) niedriger sein, als sie es heute sind.


Wer gewinnt, und wer verliert

Man erkennt an diesen zwei Beispielen: Ein Ansteigen der Geldmengen kann, muss aber nicht in steigenden Güterpreisen zutage treten. Das führt zu einer wichtigen Einsicht: Ökonomisch gesehen ist die Erhöhung der Geldmenge als "Inflation" zu bezeichnen. Steigende Güterpreise sind lediglich ein mögliches Symptom einer steigenden Geldmenge. Für Anleger heißt das: Behalten Sie die Geldmengenausweitung im Blick - berücksichtigen Sie die zu erwartende Geldmengenausweitung bei ihren Investitionen!

Die Ausweitung der Geldmenge hat Konsequenzen für die Einkommens- und Vermögensverteilung der Menschen. Schließlich bekommen nicht alle von der neuen Geldmenge zur gleichen Zeit gleich viel ab. Vielmehr gibt es Erstempfänger des neuen Geldes. Sie können mit dem neuen Geld Güter kaufen, deren Preise noch unverändert sind. Wenn nachfolgend das neue Geld von Hand zu Hand wandert, also nachfragewirksam eingesetzt wird, steigen auch die Güterpreise - beziehungsweise sie fallen höher aus im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmenge nicht ausgeweitet worden wäre.

Das führt zu einer Umverteilung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse: Die Erstempfänger des neuen Geldes werden bessergestellt auf Kosten der Spätempfänger des neuen Geldes beziehungsweise auf Kosten derjenigen, die gar nichts von der neuen Geldmenge abbekommen. Als Daumenregel gilt: Je stärker die Geldmenge steigt, desto größer fällt tendenziell auch der Umverteilungseffekt aus. Wer konkret sind nun die Gewinner und Verlierer der Geldmengenausweitung?

In der Lockdown-Krise sind es vor allem Staatsangestellte, deren Einkommen auf Pump finanziert werden; Personen, deren Einkommen (wie zum Beispiel Kurzarbeitergeld) der Staat mit neu geschaffenem Geld finanziert; Unternehmer, die Subventionen und Unterstützungskredite erhalten. Gewinner sind auch diejenigen, deren Vermögen (in Form von Aktien, Häusern, Grundstücken etc.) aufgrund der Geldmengenvermehrung im Preis ansteigen.

Auf der Verliererseite stehen diejenigen, die kein neues Geld erhalten - weil sie nicht auf der staatlichen Liste der Bedürftigen stehen beziehungsweise keinen Zugang zu neuen Bankkrediten haben, durch die sie in den Besitz von neuem Geld kommen könnten. Kurzum: Wer feststellen muss, dass seine Lohn- und Gehaltssteigerungen oder der Zuwachs seiner Kontoguthaben und Wertpapierdepots nicht Schritt hält mit der Ausweitung der Geldmenge, der fällt einkommens- und vermögenstechnisch hinter den anderen zurück.



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