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Wohlstand und Freiheit oder Staatswirtschaft und Armut. Wie kommen wir aus der Krise?

10.10.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Sie denken: „Wie kann es sein, dass diese Geschäftemacher und Krämerseelen viel höher entlohnt werden als ich, wo ich doch so wichtiges tue? Da kann doch etwas nicht richtig sein mit diesen freien Märkten! Nicht wenige Intellektuelle verbreiten daher die Botschaft: In freien Märkten geht es nicht mit rechten Dingen zu! Freie Märkte sind nichts Gutes. Sie führen zu übersteigertem Konsum, zu Ungleichheit. Dagegen muss was getan werden! Der Staat muss die freien Märkte zähmen!

Es ist so gesehen kein Zufall, dass der Sozialismus eine Erfindung der Intellektuellen ist. Die Arbeitenden haben ihn nicht ersonnen. Er entspringt vielmehr wirren und verdrehten Gehirnen, die in Intellektuellenkreisen zuhauf anzutreffen sind.


Die Rolle der Intellektuellen

Die marktfeindliche Einstellung der Intellektuellen weiß der Staat für sich zu nutzen. Vorrausschauend hat er daher die meisten Intellektuellen auf seine Lohnliste genommen. Der Staat erkennt: Die Intellektuellen arbeiten besonders gut in seinem Sinne, wenn er sie bezahlt, ihnen Anstellung und Prestige verschafft.

Dass die Intellektuellen einen großen Einfluss auf die Meinung der breiten Bevölkerung haben, liegt daran, dass die meisten Menschen nicht eigene Ideen entwickeln, sondern den Ideen von „Experten“ folgen. Das ist nicht verwerflich: Beispielsweise folgt man bei Gesundheitsfragen auch dem Ratschlag der Experten, also der führenden Ärzte. Die Voreingenommenheit der Intellektuellen gegen die freien Märkte entfaltet nun aber eine besondere Breitenwirkung, färbt negativ auf die gesamte Gesellschaft ab.

Denn die Intellektuellen schieben alle Übelstände - ob Finanz- und Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Einkommensungleichheit, Altersarmut und Umweltprobleme - den freien Märkten in die Schuhe. Auch viele Ökonomen tun sich dabei hervor. Sie reden einer Politik das Wort, die das System der freien Märkte aushöhlen oder im Extremfall ganz abschaffen wird - und dem Sozialismus den Boden bereitet.


Der Interventionismus

Diese weit verbreitete marktfeindliche Haltung, die antikapitalistische Mentalität, hat mittlerweile ganze Arbeit geleistet. Weltweit findet man kein System der freien Märkte mehr vor, sondern nur noch Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, die man als "Wirtschaft der staatlichen Eingriffe" oder im Fachjargon "Interventionismus" bezeichnen muss. Wenn heute auf das freie Marktsystem geschimpft wird, der "Kapitalismus" für irgendwelche Übelstände verantwortlich gemacht wird, dann ist das Etikettenschwindel!

Nirgendwo gibt es freie Märkte, überall greift der Staat ein - mit Steuern, Ge- und Verboten, Verordnungen, Gesetzen, Regulierungen. Bildung (Kindergarten, Schule, Universität), Gesundheit, Pensionen, Medien, Recht und Sicherheit, Geld und Kredit, Verkehrswege, Umwelt. Überall ist der Staat zum dominanten Akteur aufgestiegen. Kein Bereich bleibt vor ihm verschont. Der Interventionismus (in Deutschland ist er als "soziale Marktwirtschaft" bekannt) ist das vorherrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell auf der Welt geworden. Es findet sich in den USA, Europa, Asien, Lateinamerika, Afrika.

Der Interventionismus breitet sich wie ein Tintenfleck immer weiter aus. Im Zuge einer Salamitaktik - Stück für Stück, Schritt für Schritt - schafft er die freie Marktwirtschaft ab, überführt sie - wenn man sich nicht vom Interventionismus abkehrt - in eine Befehls- und Lenkungswirtschaft, eine sozialistische Planwirtschaft.


Unmöglichkeit des Sozialismus

Doch der Sozialismus muss scheitern. Das hatte der Ökonom Ludwig von Mises (1881-1973) bereits 1919 abschließend erklärt. In aller Kürze lautet Mises‘ Erklärung wie folgt: Im Sozialismus gibt es kein Privateigentum. Daher können die Produktionsmittel nicht auf Märkten gehandelt werden. Es gibt folglich auch keine Marktpreise für sie. Ohne Marktpreise für die Produktionsmittel kann man keine Wirtschaftsrechnung betreiben. Man kann nicht wissen, welche Güter knapp sind, und wie und wann die verfügbaren Mittel einzusetzen sind, um die gewünschten Güter zu produzieren. Weil die Wirtschaftsrechnung im Sozialismus unmöglich ist, führt der Sozialismus zu Mangel, Verarmung, aber auch zu Zwang und Gewalt.

Das ist eine Erkenntnis, die Mises vor mehr als 100 Jahren formulierte! Sie ist bis heute unwiderlegt. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man beim nächsten Sozialismusversuch nur bessere und klügere Personen an die Schaltstellen der Macht setzen muss, und dass der Sozialismus dann funktionieren wird. Nein, der Sozialismus ist unmöglich, er ist undurchführbar, endet in einer humanen Katastrophe, wie Mises es aufgezeigt hat.


Das ungedeckte Geldsystem

Eine der wohl dramatischten Auswüchse des Interventionismus findet sich im Geld- und Kreditsystem. Ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen oder Schweizer Franken: Sie alle sind staatliches Monopolgeld. Die Zentralbanken haben das Geldmonopol inne, und sie Vermehren die Geldmenge fortlaufend (in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken). Bei US-Dollar, Euro und Co handelt es sich um ungedecktes Geld (man kann es auch als Fiat-Geld bezeichnen), und es wird per Kreditvergabe in Umlauf gebracht. Das ungedeckte Geld leidet unter ökonomischen und ethischen Defekten.

(i) Fiat-Geld ist inflationär. Es verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf, weil seine Menge von den staatlichen Zentralbanken unablässig vermehrt wird.

(ii) Fiat-Geld begünstigt einige auf Kosten vieler. Es sorgt für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen, indem es die Erstempfänger des neuen Geldes begünstigt auf Kosten derjenigen, die die neue Geldmenge erst später erhalten oder gar nichts von ihr abbekommen (das ist der "Cantillon Effekt").

(iii) Fiat-Geld sorgt für Wirtschaftsstörungen, für schädliche Boom-und-Bust-Zyklen.

(iv) Das ungedeckte Geld treibt die Volkswirtschaften in die Überschuldung: Die Schuldenlasten wachsen im Zeitablauf stärker an, als die Einkommen zunehmen.

(v) Das Fiat-Geld lässt den Staat auswuchern - zu Lasten der Freiheit der Bürger und Unternehmer; es ebnet den Weg in den "tiefen Staat".

(vi) Das ungedeckte Geld beschädigt die Moral- und Wertevorstellungen der Menschen, führt zu einer "Umwertung aller Werte", um eine Formulierung von Friedrich Nietzsche (1844-1900) zu gebrauchen.



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