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Das Überleben der Größten

23.12.2020  |  John Mauldin
"Das Essentielle, das man bei der Handhabung von Kapitalismus verstehen muss, ist die Tatsache, dass man hier mit einem evolutionären Prozess umgeht... Im Herzen des Kapitalismus steckt die kreative Zerstörung.

... im Vorgang der kreativen Zerstören treten Situationen auf, in denen viele Unternehmen vielleicht untergehen müssen, die nichtsdestotrotz energisch und nützlich überleben könnten, wenn sie einen bestimmten Sturm überwinden könnten." - Joseph A. Schumpeter

"Das wichtigste Feature einer Informationswirtschaft, in der Informationen als Überraschung definiert werden, ist der Umsturz, nicht das Erreichen, eines Gleichgewichts. Die Wissenschaft, die wir als Informationstheorie kennengelernt haben, etabliert die Vorherrschaft des Unternehmers, weil sie die mächtige Verbindung zwischen Zerstörung und dem, was Schumpeter als "kreative Zerstörung" wertschätzt; die Verbindung zwischen Chaos und Kreativität." - George Gilder


In seiner reinsten Form ist der Kapitalismus ein evolutionärer Vorgang. Unternehmen, die sich am besten an verändernde Konditionen anpassen, überleben und wachsen. Üblicherweise bedeutet dies neue Produkte oder Dienstleistungen, die besser als vorherige sind, oder das Anbieten weiterer Optionen für Kunden. Schwächere oder schlecht verwaltete Unternehmen, die sich nicht an die neue Situation anpassen, verkümmern und sterben letztlich.

Das ist nicht immer angenehm, doch so funktioniert die Natur. Joseph Schumpeter führte den Begriff "kreative Zerstörung" ein, um diesen Vorgang zu beschreiben. Es ist nicht sonderlich angenehm, wenn man sich auf der Zerstörungsseite der Gleichung befindet, doch die kreative Seite kann zahlreiche Freuden und manchmal sogar Reichtum mit sich bringen.

Der Unterschied ist jedoch, dass wir keinen Kapitalismus in seiner reinsten Form unterhalten - oder dem überhaupt ansatzweise nahe sind. Er wurde angepasst, modifiziert, korrumpiert und/oder reguliert, um zu etwas anderem zu werden; wobei die Details schwammig sind. Der rote Faden ist, dass das Überleben nicht nur von der unpersönlichen Natur, sondern auch anderen nicht-zufälligen Kräften abhängig ist, die manipuliert werden können. Regierungen können Einstiegsbarrieren erschaffen (was sie auch oft tun), um bevorzugte Rechtsprechungen und Gruppierungen vor den Konkurrenten zu schützen.

Nun befinden wir uns in einer merkwürdigen Situation, in der etwas aus der Natur ein unnatürliches, negatives Resultat für die Wirtschaft erschafft. Das Virus - oder insbesondere die politische Reaktion darauf - sorgt für Massentode kleiner Unternehmen in bestimmten Sektoren. Zeitgleich ernten einige große Unternehmen einen Geldsegen an Umsatz aus derselben Pandemie.

Es sind weder Zufälle noch Talent, die bestimmen, wer gewinnt. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist die Größe. In den betroffensten Sektoren gewinnen die größten Spieler, während die kleinsten sterben. Anstatt einem Überleben des Stärkeren beobachten wir hier ein Überleben der Größten. Das Problem ist hierbei: Der Größte zu sein, ist nicht immer das Beste.


Das Auslöschen kleiner Unternehmen

Sie kennen die schlechten Neuigkeiten bereits: Diese Pandemie löscht kleine Unternehmen aus. Nicht alle Kleinunternehmen. Einigen von ihnen geht es gut. Diese Pandemie scheint sich genau auf denjenigen zu fokussieren, die persönlichen Kontakt involvieren; diejenigen, deren Besitzer und Angestellte uns tatsächlich persönlich sehen, uns zulächeln und sogar manchmal berühren: Restaurants, Bars, Hotels, Friseure, Fitnessstudios, Wellnesszentren und Läden. Viele Arten des Gesundheitswesens.

Die Liste geht immer weiter. Dies sind die primären Opfer, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Und oft auch aus medizinischer Sicht, da derselbe persönliche Kontakt für Besitzer und Arbeiter ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich bringt. Ich möchte hier teilweise das obige Zitat von Schumpeter erwähnen:

"... im Vorgang der kreativen Zerstören treten Situationen auf, in denen viele Unternehmen vielleicht untergehen müssen, die nichtsdestotrotz energisch und nützlich überleben könnten, wenn sie einen bestimmten Sturm überwinden könnten."

Der COVID-Sturm war für viele äußerst brutal. Anfänglich unternahmen die USA zumindest einige Versuche, eine vernünftige, politische Reaktion zu zeigen. Das Paycheck Protection Program sollte kleinen Unternehmen dabei helfen, ihre Angestellten weitere acht Wochen bezahlen zu können und außerdem einige feste Ausgaben abdecken. Praktisch stellte sich dies als komplizierter heraus als erwartet. Tausende, vielleicht Millionen, kleine Unternehmen bekamen gar nichts.

Einige, die tatsächlich Leistungen erhielten, fanden heraus, dass die zugehörigen Regeln sie davon abhielten, das Geld auf die notwendige Art und Weise auszugeben. Und dann ging selbst dieses Geld aus. Und es war nicht überraschend, dass größere Unternehmen stärker in Sachen Dollar profitierten als echte, kleine Unternehmen. Der untere Chart sieht wie eine Bestätigung des Paretoprinzips aus, die berühmte 80-20-Regel: Fast das gesamte Geld ging an einen Bruchteil der Unternehmen.

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Kleinen Unternehmen wurde außerdem disproportional durch willkürliche, inkonsistente, lokale Regulierungen geschadet, die ihre Operationen einschränkten und sie sogar manches Mal dazu zwangen, vollständig zu schließen. Ich verstehe die gesundheitlichen Sorgen. Die anfänglichen Schließungen machten im letzten Frühling Sinn, wenn man bedenkt, wie groß die Bedrohung wirkte und wie wenig wir damals wussten.

Wir haben seitdem eine Menge dazugelernt. Gouverneure und Bürgermeister können präziser sein und wichtiger noch, kleinen Unternehmen dabei helfen, sicher zu operieren. Stattdessen haben sie Schlimmste beider Welten getan; den Unternehmen und Arbeitern geschadet und das Virus noch immer nicht verlangsamt.


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