Ein Gespenst geht um: Das Gespenst des Sozialismus
18.12.2020 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: IIF; Graphik Degussa.
Getragen wird die derzeitige konjunkturelle Verbesserung von einer extremen Geldpolitik. Die Zentralbanken haben die Zinsen auf beziehungsweise sogar unter die Nulllinie gesenkt, sie finanzieren offene Rechnungen mit der Ausgabe von neu geschaffenem Geld, und sie sichern vor allem den Finanzmärkte zu, ungewollte Zahlungsausfälle von Schuldnern abzuwenden. Das alles läuft auf eine inflationäre Geldpolitik hinaus.
Angesichts des starken Anwachsens der Geldmengen dies- und jenseits des Atlantiks ist daher auch mit steigenden Konsumund/ oder Vermögenspreisen zu rechnen; die Kaufkraft von US-Dollar, Euro und Co wird fallen, und stärker als in den Jahren zuvor. Eine Abkehr von dieser Geldpolitik ist nicht zu erkennen.
Denn die politisch diktierte Lockdown-Krise hat die weltweite Verschuldungslage weiter verschlechtert: durch einen Rückgang der Wirtschaftsleistung und das Ansteigen der Kreditvolumina. Das International Finance Institute (IIF) schätzt, dass Ende 2020 die Schulden weltweit 277 Billionen US-Dollar betragen werden, das wären etwa 365 Prozent des Welt-Bruttoinlandsproduktes (Abb. 3).
Es bedarf nicht vieler Worte um zu verstehen, dass unter den anschwellenden Schulden ein Ansteigen der Zinsen sehr unwahrscheinlich geworden ist. Die Zentralbanken kontrollieren die Zinsmärkte. Und da es politisch nicht gewünscht ist, dass die Zinsen ansteigen, werden die Zentralbanken sie künstlich niedrig halten. Die inflationäre Geldpolitik täuscht die Menschen über die wahren Kosten der Lockdown-Krise und der damit verbundenen wachsenden staatlichen Eingriffe in Wirtschaft und Gesellschaft hinweg.
Der Einkommensausfall wird durch neue Staatsschulden und neu geschaffenes Geld finanziert. Das verringert den Widerstand gegen diese Politik. Denn die Härten der Arbeitslosigkeit und Umsatzausfälle lassen sich so abmildern. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit der Menschen vom Staat. Dieser Prozess wird verstärkt, wenn Unternehmen scheitern und die Arbeitslosigkeit strukturell ansteigt. Immer mehr Menschen befürworten dann den großen und mächtigen Staat, der für ihre Einkommen zu sorgen hat.
"Halb zog sie ihn, halb sank er hin", so heißt es in Johann Wolfgang von Goethes Balade "Der Fischer". Ganz ähnlich sind auch die Folgen, die das Flirten der westlichen Welt mit marxistischen-sozialistischen Ideen nach sich zieht. Nach und nach schwindet der Widerstand gegen das Vordringen des Staates. Die Freiheiten in Wirtschaft und Gesellschaft schwinden, Wachstums- und Beschäftigungspotentiale verschlechtern sich.
Wenn Freiheit und Wohlstand für die breite Bevölkerung erhalten beziehungsweise wiedererlangt werden sollen, dann gilt es in einem ersten Schritt zu erkennen: Es geht ein Gespenst um, das Gespenst des Marxismus-Sozialismus. Ob "Große Transformation", "Großer Neustart" ("Great Reset"), Null- und Negativzinspolitik oder die Politik des Klimawandels, sie alle kommen aus der marxistischen-sozialistischen Hexenküche. Der zweite Schritt erfordert die entschiedene Abkehr vom bisher verfolgten Weg.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH