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Die Zentralbanken machen die Finanzmärkte zu einem inflationären Spielcasino

12.02.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Dass die Aktienmarktbewertung steigt bei fallendem Zins, ist, wie bereits obenstehend erläutert, durchaus plausibel. Die Frage ist jedoch, ob die Bewertung des Aktienmarktes nicht bereits "aus dem Ruder gelaufen" ist, wie der sehr starke Anstieg des KGVs ab etwa Frühjahr 2020 nahelegt. Um das besser illustrieren zu können, zeigt Abb. 3 das KGV des US-Aktienmarktes (vertikale Achse) im Verhältnis zum US-Langfristzins (horizontale Achse). Diese Darstellung bestärkt den Eindruck, dass die aktuelle Aktienmarktbewertung extrem hoch ist angesichts des vorherrschenden Zinsniveaus.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. Periode: Januar 1973 bis Februar 2021; Wochendaten. Schwarze Linie: Geschätzte Trendlinie.


Geldmengeneffekt

Zusätzlich zum Zinseffekt wirkt der Geldmengeneffekt in den Finanzmärkten. Die Zentralbanken haben in den letzten Jahrzehnten die Geldmengen sehr stark ausgeweitet. Diese inflationäre Geldpolitik hat spätestens mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 eine Dramatisierung erfahren, und sie hat sich im Zuge der politisch diktierten Lockdown-Krise noch weiter verschärft. Es herrscht mittlerweile nicht nur ein chronisches Niedrigzinsumfeld vor, sondern jetzt werden auch die Geldmengen mit sehr hohen Raten ausgeweitet, vor allem um Staatsausgaben (hauptsächlich Transferzahlungen) zu finanzieren.

Die anschwellenden Geldmengen finden ihren Weg vor allem auch in die Finanzmärkte. Professionelle Investoren wissen, dass die Zentralbanken bis auf weiteres die Zinsen niedrig halten und die Geldmengen ausweiten. Sie haben daher gute Gründe, "Long-Positionen" im Anleihe- und Aktienmarkt einzunehmen, aber auch auf steigende Häuser- und Rohstoffpreise zu setzen. Denn die Politik der Zentralbanken läuft - und Anleger sollten sich da keinen Illusionen erliegen - darauf hinaus, dass letztlich alle Güterpreise - ob Konsumgüter, Produktionsgüter oder Vermögensgüter - inflationiert werden; dass ein Ansteigen der Güterpreisinflation gewolltes Ergebnis der Zentralbankpolitik ist.

Denn die Verschuldung der Volkswirtschaften ist mittlerweile so hoch geworden, dass man nicht mehr damit rechnen kann, dass die Verschuldeten - Konsumenten, Unternehmen, der Staat und die Banken - noch in der Lage sind, ihren Schuldendienst (also Zins- und Tilgungszahlungen) vollumfänglich leisten zu können. Um Zahlungsausfälle auf breiter Front abzuwehren, haben die Zentralbanken zunächst die Marktzinsen heruntergeschleust. Jetzt kaufen sie auch Schuldpapiere in großem Stil auf und bezahlen die Käufe mit neu geschaffenem Geld, und lässt die Kaufkraft des Geldes schwinden.

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Quelle: Refinitiv; Graphiken Degussa.


Die Vermutung, dass sich der Preiseffekt der Geldmengenflut vor allem (auch) in den Aktienmärkten zeigt, scheint sich zu bestätigen. In den USA ist der Verbund zwischen Geldmengenausweitung und Aktienkurse recht eng (Abb. 4 a). Ähnlich sieht es in Japan aus (Abb. 4 c). Im Euroraum zeigt sich allerdings ein anderes Bild (Abb. 4 b). Die Euro-Geldmenge ist im Betrachtungszeitraum um 208 Prozent gestiegen, die Aktienkurse sind jedoch um 27 Prozent gefallen. Wie passt das zusammen?

Im Vorfeld der Euro-Einführung Anfang 1999 hatte sich eine Preisblase im Euro-Aktienmarkt aufgebaut, die im Zuge des geplatzten "New Economy"- Hypes 2000/2002 abgebaut wurde und zu deutlich niedrigen Kursen geführt hat.


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