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Die Zentralbanken machen die Finanzmärkte zu einem inflationären Spielcasino

12.02.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Nachfolgend hat die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 eine gewaltige Kapitalfehlallokation offengelegt und bereinigt. Kapital, das während der "Euro-Euphorie" aufgebaut wurde (bei Unternehmen und Banken), entpuppte sich als Fehlinvestition. Im Unternehmens- und Bankensektor löste sich investiertes Kapital sprichwörtlich in Luft auf. Angesichts der Kapitalverluste hat die Ausweitung der Euro-Geldmenge die Euro-Aktienkurse zwar nicht in die Höhe getrieben wie in den USA und in Japan, sie hat aber immerhin verhindert, dass die Euro-Aktienkurse auf noch geringere Niveaus gefallen sind.


Interventionismus-Effekt

Eine zentrale Frage für Anleger ist: Wie lange wird und kann die Inflationierung andauern? Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sobald keinen Ausstieg aus der Politik des Niedrig- und Nullzinses und der Geldmengenausweitung geben wird. Würde man sich von dieser Politik verabschieden, stünde die Krise, die man durch Niedrig- und Nullzinsen und Geldmengenausweitung verhindern will, erneut vor der Tür. Doch könnten die Finanzmärkte selbst dem Preisboom ein jähes Ende setzen? Das ist natürlich nicht ausgeschlossen, aber allzu wahrscheinlich ist es nicht. Denn: Die Zentralbanken haben die Korrekturkräfte ausgehebelt, indem sie die Zinsen an die Kette gelegt haben.

Das, was einen durch Kreditgeld angetriebenen Boom üblicherweise zu Fall bringt, sind steigende Zinsen. Doch wenn die Zentralbanken die Marktzinsen kontrollieren, dann können sie auch verhindern, dass die Zinsen ungewollt steigen. Würde es beispielsweise einen Ausverkauf bei Staatsanleihen geben, können die Zentralbanken die Schuldpapiere aufkaufen und mit neuem Geld bezahlen. Die Kurse der Papiere würden dadurch hochgehalten, und deren Rendite auf niedrigem Niveau verharren. Die Kreditnehmer hätten weiterhin Zugang zu Kredit und neuem Geld, bereitgestellt zu niedrigen Zinsen. Vor diesem Hintergrund werden zwei Gefahren sichtbar.

Erstens: Die anhaltende Geldpolitik der Niedrig-, Null- oder gar Negativzinsen, verbunden mit einem Ausweiten der Geldmenge, verursacht Fehlentwicklungen. Der Konsum wird ermutigt, das Sparen entmutigt, und die niedrigen Zinsen verlocken Unternehmen zudem zu Investitionen, die nicht mehr darauf ausgerichtet sind, die dringendsten Bedürfnisse der Nachfrager zu befriedigen; es kommt zu "Investitions-Flops". Auch das Leben auf Pump wird befördert, das Verschulden von Privaten und Unternehmen und Staaten angeheizt. Vor allem der Staat wird größer und drängt die Privatwirtschaft zurück. Das wiederum schränkt die Freiheitsgrade von Konsumenten und Produzenten ein und lähmt die Wachstumskräfte der Volkswirtschaften.

Zweitens: Das Ausweiten der Geldmenge wird den Preisauftrieb der Konsumund/ oder Vermögenspreise weiter antreiben. Dadurch lässt sich zwar eine gefürchtete Kreditkrise verhindern - also eine Situation, in der die Schuldner ihren Schuldendienst nicht mehr leisten können. Aber ein fortgesetztes Anschwellen der Geldmengen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann zu einer Währungskrise kommt:

Dass die Menschen das Vertrauen in die Werthaltigkeit des Geldes verlieren, ihre Geldhaltung verringern und im Gegenzug Sachwerte - wie Aktien, Häuser, Rohstoffe, Kunst, Oldtimer und vor allem auch Edelmetalle - nachfragen. Das kann dann eine sich selbst verstärkende Inflationsspirale auslösen.


Gold und Silber

Die Zentralbanken machen mit ihrer Geldpolitik die Finanzmärkte zu einem inflationären Spielcasino: Indem sie die Zinsen auf extrem niedriger Niveaus gedrückt haben, werden die Preise auf den Finanzmärkten und letztlich auch die Preise auf den Gütermärkten verzerrt. Die damit verbundenen falschen Preissignale verleiten Konsumenten und Produzenten zu falschen Entscheidungen. Knappe Ressourcen werden in falschen Verwendungen gelenkt, Ungleichgewichte bauen sich auf. Da jedoch die Zentralbanken eine Korrektur dieser Entwicklugn mit allen Mittel verhindern wollen, ist damit zu rechnen, dass das inflationäre Finanzmarkt-Spielcasino noch größer wird.

Das ist jedoch keine Empfehlung, aus den Finanzmärkten jetzt auszusteigen. Phasen inflationärer Blasen können andauern, können länger laufen, als man vielleicht meinen würde. Anleger sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Finanzmärkte angetrieben werden von einer gewaltigen Geldmengenflut, begleitet von Niedrigzinsen, die auf absehbare Zeit aus politischen Gründen weiterhin auf sehr niedrigen Niveaus festgezurrt sind. Es ist gut möglich, dass den Anlegern auf den Aktien- und Immobilienmärkten noch beträchtliche Kursgewinne winken. Dem steht jedoch ein Abwärtsrisiko gegenüber: der Absturz.

In diesem Umfeld ist es ratsam, Gold und Silber als Teil der Kapitalanlage zu halten. Gold und Silber tragen kein Kontrahenten- beziehungsweise Zahlungsausfallrisiko, und ihre Kaufkraft lässt sich nicht durch die Geldpolitik der Zentralbanken herabsetzen. Mit Blick auf die aktuellen Preise stellen Gold und Silber ein beträchtliches Steigerungspotential in Aussicht; sie lassen sich als eine Versicherung für das Portfolio ansehen. Gold und Silber bieten zudem auch die Möglichkeit, Vermögenspositionen außerhalb des Finanzsystems zu halten - und damit jederzeit die Verfügbarkeit zur Vermögensposition zu gewährleisten.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. M2 bis 5. Feb. ’21, Goldpreis bis 10. Februar 2021.
Annahme, dass das US-Konjunkturpacket von 1,9 Billionen US-Dollar von der US-Fed finanziertwird.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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