Umsturz mit Fiat-Geld
28.03.2021 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Fiat-Geld und die Krisen, für die es sorgt, können die Volkswirtschaften nur allzu leicht in den Sozialismus katapultieren.
Im Fiat-Geldsystem wächst die Verschuldung von Privaten und vor allem des Staates im Zeitablauf stärker an, als das Volkseinkommen zulegt. Das liegt daran, dass sich nicht alle Investitionen rechnen, die mit der Ausgabe von neuem Fiat-Geld finanziert werden. Um die Kreditkosten zu senken und die wiederkehrenden Wirtschaftsstörungen, für die das Fiat-Geld unweigerlich sorgt, zu überwinden, senkt die Zentralbank die Zinsen immer weiter herab, indem sie die Kredit- und Geldmengen ausweitet. Das wirkt inflationär, es setzt die Kaufkraft des Geldes herab. Der gleichzeitige Zinsniedergang verstärkt diese Wirkung.
Dazu rufe man sich in Erinnerung, dass der Zins in allen Güterpreisen “steckt”. Beispiel Rohstoffe: Sie werden gebildet auf Basis ihres erwarteten abdiskontierten Wertgrenzproduktes: Je niedriger (höher) der Zins ist, desto höher (niedriger) fällt auch ihr Marktpreis aus. Oder Beispiel Vermögenspreise: Die Marktpreise von Aktien, Anleihen und Grundstücken errechnen sich, indem man ihre künftigen Zahlungsströme auf die Gegenwart abzinst. Auch hier gilt: Je niedriger (höher) der Zins ist, desto höher (niedriger) sind die Barwerte und damit auch die Preise für Aktien, Anleihen und Grundstücke.
Damit offenbart sich ein großes Problem: Die künstlich abgesenkten Zinsen treiben die (Vermögens-)Güterpreise in die Höhe, und die inflationierten Güterpreise bilden die "nominale Grundlage", auf der sich die Verschuldung aufbaut. Kreditnehmer stellen ihren Banken bekanntlich Sicherheiten. Werden diese Sicherheiten preislich inflationiert, nimmt auch die Möglichkeit zu, sich zu verschulden, und das Kreditvolumen steigt. Und sind die Vermögenspreise geldmengen- und zinsbedingt erst einmal stark inflationiert und die Marktakteure hoch verschuldet, wird ein Zinsansteigen sehr wahrscheinlich Pleitewellen in großem Stile nach sich ziehen.
Viele Schuldner werden sprichwörtlich Haus und Hof verlieren. Sie erleiden bei einer Preisdeflation nicht nur den Verlust ihres Eigenkapitals, wenn die Schulden ihr nunmehr wertgemindertes Vermögen übersteigen. Sie bleiben in diesem Falle auch noch auf ihren Schulden sitzen, sind überschuldet. In solch einer Überschuldungskrise kommt es zu einer gewaltigen Vermögensumverteilung: Die Kreditgeber - soweit in den Kreditverträgen Sicherheiten vereinbar wurden - werden Eigentümer des Vermögens, das die Verschuldeten bislang ihr Eigen nannten.
Es liegt auf der Hand, dass es vor allem die Banken wären, an die die Konkursmasse (Häuser, Grundstücke, Unternehmen(-santeile) übergeht: Sie sind schließlich die bedeutenden Kreditgeber. Allerdings wäre auch zu vermuten, dass die Banken im Zuge eines großangelegten Kreditausfalles ihr ohnehin dünnes Eigenkapital ebenfalls verlieren. Um die Banken zu “retten”, würde dann vermutlich der Staat dafür sorgen, dass die Verbindlichkeiten der Banken in Eigenkapital umgewandelt werden (“Debt for Equity Swap”); die Gläubiger der Banken würden also zur Ader gelassen.
Oder aber der Staat “rettet” die Banken, indem er ihnen neues Eigenkapital beschafft. Dazu kann er neue Anleihen ausgeben, die von der Zentralbank gekauft werden, und das dadurch neu geschaffene Geld wird als frisches Eigenkapital in die Banken eingezahlt. Der Staat hätte auf diese Weise den Bankensektor vor dem Untergang bewahrt, und gleichzeitigt hätte er ihn verstaatlicht. Er wäre damit letztlich auch der neue Eigentümer der Konkursmasse, über die er verfügen, die er neu verteilen kann.
Ein Platzen der Preisblase, die im Fiat-Geldsystem aufgebaut wurde, führt so gesehen zu einem wahren "Umsturz der Eigentumsverhältnisse". Es würde die Volkswirtschaften sprichwörtlich in den Sozialismus katapultieren. Eine finstere Aussicht. Der Sozialismus - er steht für die Verstaatlichung der Produktionsmittel - ist erwiesenermaßen unmöglich, er ist zum Scheitern verurteilt. Er lässt den materiellen Wohlstand der Volkswirtschaften gewaltig absinken. Mit der individuellen Freiheit (beziehungsweise mit dem, was davon heute noch übrig ist) wäre es vorbei. Zwang und Gewalt hielten Einzug in das Leben der Menschen.
Noch aber haben die "Inflationisten" die Oberhand in den Regierungen und Zentralbanken. Sie wollen die Preisdeflation mit allen Mitteln verhindern; die Geldpolitik im Zuge des politisch diktierten Lockdowns hat das wieder unmissverständlich deutlich gemacht. Aber auch der Weg in eine zusehends inflationäre Geldpolitik ist letztlich kein Ausweg. Inflation zerrüttet das Gemeinwesen, und sie ebnet ebenfalls den Boden für sozialistische Politiken - wie Preiskontrollen, Rationierungen, Verstaatlichung von Betrieben etc.
Wie man es auch drehen und wenden mag: Das Fiat-Geld scheint den Weg in eine Welt der Unfreiheit zu ebnen. Doch, und das ist vielleicht ein Trost, die Geschicke der Menschheit sind nicht vorherbestimmt, wie es marxistische Denker vorgeben. Und wer weiß: Vielleicht stellt sich ja doch noch eine glückliche Fügung ein. Diese Möglichkeit sollte man keinesfalls ausschließen, das empfahl schon Johann Wolfgang von Goethe: "Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln."
Im Fiat-Geldsystem wächst die Verschuldung von Privaten und vor allem des Staates im Zeitablauf stärker an, als das Volkseinkommen zulegt. Das liegt daran, dass sich nicht alle Investitionen rechnen, die mit der Ausgabe von neuem Fiat-Geld finanziert werden. Um die Kreditkosten zu senken und die wiederkehrenden Wirtschaftsstörungen, für die das Fiat-Geld unweigerlich sorgt, zu überwinden, senkt die Zentralbank die Zinsen immer weiter herab, indem sie die Kredit- und Geldmengen ausweitet. Das wirkt inflationär, es setzt die Kaufkraft des Geldes herab. Der gleichzeitige Zinsniedergang verstärkt diese Wirkung.
Dazu rufe man sich in Erinnerung, dass der Zins in allen Güterpreisen “steckt”. Beispiel Rohstoffe: Sie werden gebildet auf Basis ihres erwarteten abdiskontierten Wertgrenzproduktes: Je niedriger (höher) der Zins ist, desto höher (niedriger) fällt auch ihr Marktpreis aus. Oder Beispiel Vermögenspreise: Die Marktpreise von Aktien, Anleihen und Grundstücken errechnen sich, indem man ihre künftigen Zahlungsströme auf die Gegenwart abzinst. Auch hier gilt: Je niedriger (höher) der Zins ist, desto höher (niedriger) sind die Barwerte und damit auch die Preise für Aktien, Anleihen und Grundstücke.
Damit offenbart sich ein großes Problem: Die künstlich abgesenkten Zinsen treiben die (Vermögens-)Güterpreise in die Höhe, und die inflationierten Güterpreise bilden die "nominale Grundlage", auf der sich die Verschuldung aufbaut. Kreditnehmer stellen ihren Banken bekanntlich Sicherheiten. Werden diese Sicherheiten preislich inflationiert, nimmt auch die Möglichkeit zu, sich zu verschulden, und das Kreditvolumen steigt. Und sind die Vermögenspreise geldmengen- und zinsbedingt erst einmal stark inflationiert und die Marktakteure hoch verschuldet, wird ein Zinsansteigen sehr wahrscheinlich Pleitewellen in großem Stile nach sich ziehen.
Viele Schuldner werden sprichwörtlich Haus und Hof verlieren. Sie erleiden bei einer Preisdeflation nicht nur den Verlust ihres Eigenkapitals, wenn die Schulden ihr nunmehr wertgemindertes Vermögen übersteigen. Sie bleiben in diesem Falle auch noch auf ihren Schulden sitzen, sind überschuldet. In solch einer Überschuldungskrise kommt es zu einer gewaltigen Vermögensumverteilung: Die Kreditgeber - soweit in den Kreditverträgen Sicherheiten vereinbar wurden - werden Eigentümer des Vermögens, das die Verschuldeten bislang ihr Eigen nannten.
Es liegt auf der Hand, dass es vor allem die Banken wären, an die die Konkursmasse (Häuser, Grundstücke, Unternehmen(-santeile) übergeht: Sie sind schließlich die bedeutenden Kreditgeber. Allerdings wäre auch zu vermuten, dass die Banken im Zuge eines großangelegten Kreditausfalles ihr ohnehin dünnes Eigenkapital ebenfalls verlieren. Um die Banken zu “retten”, würde dann vermutlich der Staat dafür sorgen, dass die Verbindlichkeiten der Banken in Eigenkapital umgewandelt werden (“Debt for Equity Swap”); die Gläubiger der Banken würden also zur Ader gelassen.
Oder aber der Staat “rettet” die Banken, indem er ihnen neues Eigenkapital beschafft. Dazu kann er neue Anleihen ausgeben, die von der Zentralbank gekauft werden, und das dadurch neu geschaffene Geld wird als frisches Eigenkapital in die Banken eingezahlt. Der Staat hätte auf diese Weise den Bankensektor vor dem Untergang bewahrt, und gleichzeitigt hätte er ihn verstaatlicht. Er wäre damit letztlich auch der neue Eigentümer der Konkursmasse, über die er verfügen, die er neu verteilen kann.
Ein Platzen der Preisblase, die im Fiat-Geldsystem aufgebaut wurde, führt so gesehen zu einem wahren "Umsturz der Eigentumsverhältnisse". Es würde die Volkswirtschaften sprichwörtlich in den Sozialismus katapultieren. Eine finstere Aussicht. Der Sozialismus - er steht für die Verstaatlichung der Produktionsmittel - ist erwiesenermaßen unmöglich, er ist zum Scheitern verurteilt. Er lässt den materiellen Wohlstand der Volkswirtschaften gewaltig absinken. Mit der individuellen Freiheit (beziehungsweise mit dem, was davon heute noch übrig ist) wäre es vorbei. Zwang und Gewalt hielten Einzug in das Leben der Menschen.
Noch aber haben die "Inflationisten" die Oberhand in den Regierungen und Zentralbanken. Sie wollen die Preisdeflation mit allen Mitteln verhindern; die Geldpolitik im Zuge des politisch diktierten Lockdowns hat das wieder unmissverständlich deutlich gemacht. Aber auch der Weg in eine zusehends inflationäre Geldpolitik ist letztlich kein Ausweg. Inflation zerrüttet das Gemeinwesen, und sie ebnet ebenfalls den Boden für sozialistische Politiken - wie Preiskontrollen, Rationierungen, Verstaatlichung von Betrieben etc.
Wie man es auch drehen und wenden mag: Das Fiat-Geld scheint den Weg in eine Welt der Unfreiheit zu ebnen. Doch, und das ist vielleicht ein Trost, die Geschicke der Menschheit sind nicht vorherbestimmt, wie es marxistische Denker vorgeben. Und wer weiß: Vielleicht stellt sich ja doch noch eine glückliche Fügung ein. Diese Möglichkeit sollte man keinesfalls ausschließen, das empfahl schon Johann Wolfgang von Goethe: "Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln."