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Ostern eine Chance? - EZB: Klare Ansage - Bidens Infrastrukturprogramm

01.04.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1726 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1720 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.74. EUR-CHF oszilliert bei 1,1084.

Christian Buntrock und ich wünschen Ihnen in Ihrer politisch verfügten Isolation ein frohes und voraussichtlich besinnliches Osterfest mangels umfangreicher Besuche. In der Besinnlichkeit liegt die Chance, sich demütig mit Themen auseinanderzusetzen, die Grundlage der freiheitlichen Ordnung Europas sind. Wie viele Jahrhunderte dauerte es, wie viele Menschenleben kostete es, das zu erreichen? Wie gehen wir heute mit dem System um? Wissen wir die "schillersche Freiheit" (u.a. Verantwortung) zu schätzen oder schätzen wir maßgeblich die Freizügigkeit (u.a. Selbstverwirklichung)? Wollen wir selbstverantwortlich agieren oder uns auf den "Nanny-Staat" verlassen und uns selbst entmündigen?

Es sind so viele Fragen, die brennend auf Antworten warten. So ein Osterfest ist klasse, es bietet Möglichkeiten.


EZB: Klare Ansage von Christine Lagarde

Die EZB will laut Lagarde entschlossen gegen eine Zunahme der Renditen von Staatsanleihen intervenieren. Die EZB hatte auf ihrer Sitzung beschlossen, das Tempo der Anleihenkäufe (PEPP-Programm) zu erhöhen. Die Politik zielt darauf ab, eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, Staaten und Haushalte zu verhindern. Frau Lagarde riet Investoren am Anleihemarkt, nicht gegen die Entschlossenheit der EZB zu spekulieren. Sie betonte, dass die EZB außergewöhnliche Werkzeuge vorhalte, die sie einsetzen könne. Die EZB würde sie nutzen, sofern das erforderlich wäre. Das war eine klare Ansage. Im Rückblick haben die großen westlichen Zentralbanken seit 2007 gewonnen.


Bidens Infrastrukturprogramm

Nach der Verabschiedung des jüngsten Corona-Hilfsprogramms in Höhe von 1,9 Billionen USD, das maßgeblich konsumtiver Natur ist (ökonomische Einmaleffekte), will US-Präsident Biden circa die doppelte Summe für eine Erneuerung der US-Wirtschaft in die Hand nehmen.

Hier reden wir von einem Investitionsprogramm. Strukturen werden verändert, die erhöhte Effizienz und Leistungsfähigkeit ermöglichen. Damit schwenken die USA erstmalig seit dem Ausbruch der Lehman-Krise 2008 in bedeutender Form in Richtung einer Strukturpolitik, die von Multiplikatoreffekten geprägt ist (Aristoteles). Diesbezüglich erinnere ich mich gerne an die Gespräche mit dem Fed Gouverneur Carles Evans (Chicago) in Stockholm und Frankfurt. Dieser US-Weg ist positiv.

Biden stellte Einzelheiten des ersten Teils des Programms vor, das ein Volumen von circa 2 Billionen USD hat. Einige Positionen nehmen wir hier auf.

Vorgesehen sind Investitionen in Höhe von 620 Mrd. USD in das äußerst marode US-Verkehrsnetz, das keinem ansatzweisen Vergleich mit China aushält (das gilt größtenteils auch für den Vergleich China/Deutschland). Laut dem Ingenieurverband ASCE sei jede zweite Straße löchrig, 230.000 Brücken hätten ihre Lebensspanne erreicht. Das Schienennetz, Schleusen und Staudämme müssten dringend repariert werden. Die Elektrifizierung der Mobilität soll mit Investitionen in Höhe von 170 Mrd. USD forciert werden. Jeweils 100 Mrd. USD gehen in Richtung schnelleres Internet (Breitband), Trinkwasserversorgung als auch ein zuverlässigeres Stromnetz.

Gemäß ASCE wären in den oben genannten Feldern Investitionen in Höhe von 2,6 Billionen USD (jetzt geplant circa 1,1 Billionen USD) notwendig, um den Investitionsstau zu neutralisieren. Ergo ist das der erste Schritt.

Der zweite Teil des Investitionsprogramms soll im April folgen. Dabei wird es dann um Investitionen in das Gesundheitssystem und in die Sozialinfrastruktur (z.B. Kindergeld) gehen. Auch für dieses Programm sollen circa 2 Billionen USD aufgewandt werden.

Insgesamt sind damit circa vier Billionen USD für die Erneuerung der USA veranschlagt.

Die Crux liegt in der Finanzierung dieser Programme. Zur Finanzierung sollen zunächst die Unternehmen herangezogen werden. Dazu sollen unter anderem die zuvor unter Trump von 35% auf 21% gesenkten Unternehmenssteuern auf 28% angehoben werden. Alle Förderungen von fossilen Brennstoffen sollen gestrichen werden. Ebenso Steuervermeidung durch Steueroasen. Entgegen Bidens Wahlversprechen sind vorerst keine höheren Steuern für wohlhabende US-Bürger vorgesehen.

Kritik an der Refinanzierung ist vorprogrammiert. Die US-Handelskammer nannte die Steuerpläne fehlgeleitet. Nutzer der Infrastruktur sollten für die Investitionen aufkommen. Politisch löst das Volumen der Maßnahmen auf dem "Hill" Kontroversen aus. Republikaner seien besorgt, dass die Demokraten über das Infrastrukturpaket einen Ausbau des Sozialstaates vorantrieben.

Fazit: Insbesondere der gestern vorgestellte Teil geht in die richtige Richtung. Das Programm wird im Rahmen des politischen Prozesses verändert werden.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Kernrate der Verbraucherpreise sinkt

Die Verbraucherpreise der Eurozone nahmen per März laut Erstschätzung im Jahresvergleich um 1,3% (Prognose 1,3%) nach zuvor 0,9% zu. Die Kernrate verzeichnete einen Anstieg um 0,9% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,1%.

In Deutschland stellte sich die Arbeitslosenquote per März in der saisonal bereinigten Fassung unverändert auf 6,0% (Prognose 6,0%). Die Zahl der Arbeitslosen sank um 8.000.


USA: Bis auf Immomarkt starke Daten

Laut ADP nahm die Zahl der Beschäftigten (ohne öffentlichen Sektor) per März um 517.000 zu (Prognose 550.000). Der Vormonatswert wurde von 117.000 auf 176.000 revidiert. Aggregiert ergab sich für die Zweimonatsperiode Februar/März damit ein leicht besseres Ergebnis als erwartet.

Der Einkaufsmanagerindex von Chicago legte per März markant von zuvor 59,5 auf 66,3 Zähler zu (Prognose 60,7) und markierte den höchsten Indexstand seit November 2018.

Der Index anhängiger Hausverkäufe sank per Februar unerwartet stark im Monatsvergleich um 10,6% (Prognose -2,6%) nach zuvor -2,4% (revidiert von -2,8%). Damit wurde der niedrigste Indexwert seit Mai 2020 erreicht. Hintergrund sind zu großen Teilen die Preisanstiege im Immobiliensektor, die nicht im Einklang mit Einkommensentwicklung stehen (Affordability Gap).


China: Caixin PMI enttäuscht

Im Gegensatz zu dem offiziellen PMI vom NBS sank der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, der von Caixin ermittelt wird, per März von zuvor 50,9 auf 50,6 Zähler (Prognose 51,3).


Japan: Starker Tankan-Bericht

Bauaufträge stiegen per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 2,5% nach zuvor 14,1%. Neubaubeginne sanken per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 3,7% (Prognose -4,8%) nach zuvor 3,1%.

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© SOLVECON-INVEST


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2090 - 1.2120 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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