Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Dänemark-Skandal - EZB: Interventionsansage - Eurozone: Gute Qualität

01.06.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2228 (06:08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2185 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133,87. EUR-CHF oszilliert bei 1,0989.

Ohne die US-Märkte, die wegen des Memorial Day geschlossen waren, kam es an den westlichen Aktienmärkten zu leichten Gewinnmitnahmen. Edelmetalle haben gegenüber dem USD geringfügig an Boden gewonnen. Krypto-Anlagen waren weitgehend stabil auf den überwiegend ermäßigten Niveaus. An der Zinsfront ergaben sich keine neuen belastbaren Tendenzen.

Das Thema Corona-Entspannung greift in westlichen Ländern überwiegend Raum. So wird in Deutschland die Corona-Notbremse voraussichtlich per 30. Juni auslaufen. Damit korrelieren positive Impulse für den Dienstleistungssektor mit positiven Rückkoppelungseffekten für den industriellen Sektor.

China wird "kinderfreundlicher". Die Geburtenpolitik wird von einer "Zwei-Kind-Politik" auf eine "Drei-Kind-Politik" angepasst. Hinsichtlich der Entwicklung der Demografie war dieser Schritt überfällig.


Dänemark-Skandal

Kanzlerin Merkel will keinen nachhaltigen Schaden wegen des Spionage-Skandals in den Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland erkennen. Man setze weiter auf die vertrauensvollen Beziehungen (?). Sie sei beruhigt über die Reaktion der dänischen Regierung, die angeblich von nichts wusste, aber offenbar nichts gegen den Geheimdienst unternimmt (?!). Ich kann die Kanzlerin verstehen, dass sie nach außen milde reagiert. Es ist aber nicht nur ein Deutschland/Dänemark-Problem, sondern ein erhebliches Deutschland versus USA/Dänemark-Problem. Mediales Kleinbügeln darf nicht die einzige Reaktion sein.


EZB: Interventionsansage

Die EZB wird laut Italiens Notenbankchef Visco einen ungerechtfertigten Anstieg der Marktzinsen nicht hinnehmen. Große/anhaltende Zinsanstiege seien durch die wirtschaftlichen Aussichten nicht gerechtfertigt und würden gekontert. Die EZB sei bereit, ihr Anleiheankaufprogramm in vollem Ausmaß zu nutzen.

Visco stellt damit klar, dass der Kapitalmarktzins als systemisch relevant eingestuft wird und damit im Zweifelsfall eine "politische Bepreisung" in verschärfter Form gerechtfertigt sei. Mit seiner Sichtweise nähert er sich dem Politikansatz der Bank of Japan, die seit Jahren unmissverständlich Renditeziele für die Staatsanleihen definiert.

Den jüngsten Anstieg der Inflation in der Eurozone wertete Visco positiv. Es sei gut, dass die Inflation nicht fiele, sondern zunähme. Dem stimme ich zu. Die Normalisierung der ökonomischen Grundlagen als auch der ökonomischen Kraftentwicklung ist die Grundlage des Preisanstiegs. Mehr noch ist die Qualität der jetzt greifenden wirtschaftlichen Expansion im Vergleich zu anderen westlichen Wirtschaftsräumen beeindruckend positiv (siehe unter Kredite an Unternehmen).

Man sei immer noch weit von dem Ziel um 2% Inflation entfernt. Ja, das ist korrekt hinsichtlich der endogenen Inflation (Kernrate). Das ist auch die einzige Größe, die die EZB beeinflussen kann. Die EZB kann Zinsen erhöhen, sie wird damit aber keinen Einfluss auf Energiepreise nehmen können, die Preistreiber sind. Im Gegenteil würde sie die Kosten durch Zinserhöhungen für den Wirtschaftskreislauf noch erhöhen!

Fazit: Das Thema „freier Markt“ ist für den Geld- und Kapitalmarkt weiter nicht real.


Eurozone: Was für ein Unterschied zu den USA!

Kredite an Unternehmen verzeichneten per April eine Zunahme um 3,2% nach zuvor 5,3%. Hier ergibt sich seit Februar 2021 ein deutlicher Einbruch. Dieser Einbruch ist korreliert mit den Kreditprogrammen in Verbindung der Pandemie-Stabilisierungsmaßnahmen 2020 (u.a. KfW-Kredite). An der aktuellen Entwicklung wird deutlich, dass in der Eurozone anders als in den USA die Wirtschaftsentwicklung weit weniger von Krediten getragen ist. Wiederkehrende Einkommen spielen in der Euroz0ne eine weitaus wichtigere Rolle. Dieser qualitative Unterschied ist markant und massiv und in der Diskontierung an den Märkten weiter kaum gespiegelt.

Open in new window

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Caixin PMI freundlich

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Berichtsmonat Mai von zuvor 51,9 auf 52,0 Punkte (Prognose 51,9). Damit ergab sich das beste Ergebnis seit Dezember 2020.


Eurozone: Im Vergleich hohe Qualität

Die Geldmenge M-3 stieg per April im Jahresvergleich um 9,2% (Prognose 9,5%) nach zuvor 10,1%. Kredite an private Haushalte nahmen im Jahresvergleich per April um 3,8% nach zuvor 3,3% zu. Kredite an Unternehmen verzeichneten per April eine Zunahme um 3,2% nach zuvor 5,3%. Hier ergab sich seit Februar 2021 ein deutlicher Einbruch.

Die deutschen Verbraucherpreise legten per Mai im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,7% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,5% (Prognose 2,4%) nach zuvor 2,0%. Energiepreise waren wesentliche Treiber.

Diverse Einkaufsmanagerindices Verarbeitendes Gewerbe per Mai

Russland: 51,9 nach zuvor 50,4
Japan: 53,0 nach zuvor 52,5
Indien: 50,8 nach zuvor 55,5
Südkorea: 53,7 nach zuvor 54,6
Vietnam: 53,1 nach zuvor 54,7
Taiwan: 62,0 nach zuvor 62,4
Thailand: 47,8 nach zuvor 50,7
Malaysia: 51,3 nach zuvor 53,9
Philippinen: 49,9 nach zuvor 49,0
Myanmar: 39,7 nach zuvor 33,0 (Krisengebiet)


Australien: RBA mit ruhiger Hand

Die Reserve Bank of Australia hat den Leitzins erwartungsgemäß auf der aktuellen Sitzung unverändert bei 0,10% belassen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.

Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden.

Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"