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Finanzmärkte verhalten freundlich - OECD Steuerreform

02.07.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1844 (06.00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1839 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,15. EUR-CHF oszilliert bei 1,0969.

Zu Beginn des Wochenschlusses präsentierten sich die Finanzmärkte grundsätzlich in einer verhaltenen freundlichen Verfassung. Geholfen hat auch, dass der IWF die BIP-Prognose der USA per 2021 auf 7% wegen der fiskalischen und geldpolitischen Subventionen hochsetzte.

Aktienmärkte konnten zumeist geringfügig an Boden gewinnen (Ausnahme China). Der USD zeigt sich gegenüber Hauptwährungen in stabiler Verfassung. Edelmetalle verlieren zunächst nicht weiter an Boden. Der Zinsmarkt zeigt sich entspannt und Bitcoin verliert.

Heute ist der Markt auf die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarkts fokussiert, der von weiterem Arbeitsplatzaufbau geprägt sein wird. Diese Entwicklung zeigt sich gleichfalls in Kontinentaleuropa (siehe Datenpotpourri).


OECD: Die Steuerreform ist auf den Weg gebracht

130 von 139 Ländern einigten sich auf eine Steuerreform mit einem Mindestsatz in Höhe von 15%. Die Mindeststeuersätze gelten auch für Finanzinstitute. Letzteres erfreut (siehe Forex Report vom 01. Juli 2021). Gleichwohl wurden Sonderregelungen für Finanzinstitutionen auf Initiative Londons vereinbart, die jedoch nicht das Thema Mindeststeuersatz betreffen.

Damit wurde ein großer Schritt in der globalen Steuerharmonisierung vollzogen, der den Produktionsfaktor Kapital etwas stärker in die Verantwortung nimmt. Eine Verantwortung, die seit Jahrzehnten durch rigorose Steuerarbitrage unterlaufen wurde. Diese Steuerarbitrage, die den Gemeinschaften und Menschen vor Ort, die die Leistung erstellten, den fiskalischen Nutzen ihrer Leistung verweigerte, ist mitverantwortlich (nicht allein verantwortlich) für die Akzeptanzprobleme des westlichen Wirtschaftsmodells in den westlichen Ländern und Marketing-Problemen außerhalb der westlichen Welt.

Ich bin hocherfreut, dass damit strukturelle Schwächen (Aristoteles) des internationalen Systems im Kontext existierender Gerechtigkeitslücken adressiert wurden. Die neuen Regeln, die auch Schwellenländer besserstellen, sollen ab 2023 gelten. Erwartet wird, dass 150 Mrd. USD pro Jahr an zusätzlichem Steueraufkommen generiert werden.

Aus Europa verweigerten sich bisher Irland, Ungarn und Estland dieser Regelung. Neun von 139 Ländern machen zunächst nicht mit. Das kann sich im Hinblick auf einen erweiterten ESG-Ansatz schädlich für diese Länder auswirken. Die Messe ist auch für diese neun Länder noch nicht gelesen. Wer ist schon gern ein Paria?


Erlauben Sie mir an dieser Stelle einen kurzen Exkurs:

Es bedarf für eine nachhaltige Entwicklung auf dieser Welt und in den nationalen Staaten eines Gleichgewichts zwischen den Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital.
  • Wenn der Boden zerstört wird, wird auch die Grundlage für Kapital und Arbeit untergraben. Aus diesem Grund forcierte beispielsweise China wie kaum ein anderes Land in der letzten Dekade Umweltschutz.

  • Wenn der Produktionsfaktor Kapital zu Lasten Arbeit und Boden bessergestellt wird, hat das Konsequenzen. Der daraus folgende Krisenpotpourri ist hinlänglich bekannt mit dramatischen Folgen für Staatswesen und Bürger, denn Gewinne wurden zunächst privatisiert, die Verluste aber sozialisiert. Was war der Hintergrund? Der "Big Bang" in London, als 1986 Banker zu Maklern mutieren durften oder klarer ausgedrückt, als Antizykliker (Banker) prozyklisch wurden (Makler) und die folgende so genannte "neoliberale" Neuausrichtung mit Steuersenkungen und Deregulierungen waren die entscheidenden Katalysatoren.

  • Wird der Produktionsfaktor Arbeit unangemessen (oberhalb der Produktivitätsdividende) bessergestellt, hat das regelmäßig negative Wirkungen auf Investitionstätigkeit und damit den Kapitalstock der Volkswirtschaften, von dem die Gesamtgemeinschaft lebt (Deutschland 70er Jahre). Wird der Produktionsfaktor Arbeit schlechter gestellt (zu Lasten des "Westens" Lohnarbitrage zwischen 1990 - 2010) ergeben sich Verarmungstendenzen, die den jeweiligen Wirtschaftsstandort strukturell, ökonomisch und politisch destabilisieren.

Es kommt auf das Equilibrium an. Der jetzt von der OECD vollzogene Schritt weist in die richtige Richtung. Merci!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Starker Markit PMI, starker Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Juni auf 7,9% (Prognose 8,0%) nach zuvor 8,1% (revidiert von 8,0%). Damit ergab sich die niedrigste Quote seit Mai 2020. das Allzeittief wurde per März 2020 bei 7,1% markiert.

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Juni gemäß finaler Berechnung auf 63,4 (Prognose 63,1) nach zuvor 63,1 Punkte (vorläufiger Wert) und markierte ein neues Allzeithoch (Historie bis 1998).

Die deutschen Einzelhandelsumsätze stiegen per Mai im Monatsvergleich um 4,2% (Prognose 5,0%) nach zuvor -6,8% (revidiert von -5,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,4% nach zuvor +5,1% (revidiert von 4,4%).


UK: Markit PMI marginal schwächer

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Juni gemäß finaler Berechnung auf 63,9 (Prognose 64,2) nach zuvor 64,2 Punkte (vorläufiger Wert).


USA: Konsolidierung auf hohem Niveau

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Juni gemäß finaler Berechnung auf 62,1 nach zuvor 62,6 Punkte (vorläufiger Wert). Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank per Juni von zuvor 61,2 auf 60,6 Zähler (Prognose 61,0). Laut Challenger Report waren per Juni 20.476 Jobs nach zuvor 24.586 von Entlassungsankündigungen betroffen.

Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 26. Juni von zuvor 415.000 (revidiert von 411.000) auf 364.000 (Prognose 390.000). Die Bauausgaben fielen per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose +0,4%) nach zuvor 0,1% (revidiert von 0,2%).


Russland: Starkes BIP, Reserven etwas niedriger

Das BIP legte per Berichtsmonat Mai im Jahresvergleich um 10,9% nach zuvor 10,8% zu. Die Devisenreserven lagen per Berichtswoche 25. Juni bei 592,4 Mrd. USD nach zuvor 595,1 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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