Wer zwischen Schein und Sein unterscheiden kann, der will Gold halten
05.07.2021 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Durch ihre Markteingriffe täuschen die Zentralbanken die Menschen über die Probleme und Risiken im Kredit- und Geldsystem hinweg. Lassen Sie sich nicht in die Irre führen - halten Sie physisches Gold.
"In reality there is no such thing as an inflation of prices, relatively to gold. There is such a thing as a depreciated paper currency." - Lysander Spooner
Die Zinsen und das Sicherheitsnetz
Von seinem bisherigen Allzeithoch von 2.052 USD/oz am 6. August 2020 hat der Goldpreis (in USD/oz) bis heute etwa 14 Prozent nachgegeben, der Silberpreis (in USD/oz) etwa 11 Prozent. Eine enttäuschende Entwicklung - zumal in der gleichen Zeit die US-Geldmenge M2 um gut 11 Prozent angestiegen ist (seit Februar 2020 beträgt ihr Anstieg sogar 32 Prozent) und eine merkliche Preisinflation nicht nur bei Konsum- und Produktionsgütern eingesetzt hat, sondern vor allem auch bei Rohstoffen, Aktien und Immobilien. Es sind vermutlich vor allem zwei Faktoren, die derzeit dem Goldpreis zu schaffen machen: (1) das Zinsumfeld und (2) das "Sicherheitsnetz", das die Zentralbanken aufgespannt haben.
Zu (1): Ab etwa Juli 2020 zogen die US-Zinsen an und beendeten den bis dato fulminanten Goldpreisanstieg. Dieser Zusammenhang überrascht nicht. Steigende Zinsen verteuern die Goldhaltung. Dem Goldhalter entgegen Zinsen, die er mit dem Investieren in zinstragende Papiere hätte erzielen können. Das schmälert die Goldnachfrage und den Goldpreis. Mitte März 2021 kam der Zinsanstieg zum Stillstand, und eine Phase fallender Zinsen setzte ein. Der Goldpreis erholte sich merklich und überstieg dabei sogar die Marke von 1.900 USD/oz.
Am 16. Juni 2021 signalisierte die US-Zentralbank (Fed), sie werde ihre ersten Leitzinsanhebungen schon in 2023 vollziehen. Auf den Finanzmärkten löste das heftige Bewegungen aus - schließlich sollten doch erst in 2024 die Zinszügel angezogen werden. Am folgenden Tag brachte dann auch noch Fed-Ratsmitglied Jim Bullard eine erste Zinserhöhung in 2022 ins Spiel. Die Rendite für 2-jährige US-Staatsanleihen stieg daraufhin um 0,1 Prozentpunkte auf 0,26 Prozent. Eine kleine Bewegung. Aber sie reichte aus, den Gold- und Silberpreis auf Talfahrt zu schicken - auch wenn die Kreditkosten erst in zwei Jahren steigen sollen.
Zu (2): Die Fed, zusammen mit allen anderen Zentralbanken, hat de facto ein "Sicherheitsnetz" unter die Finanzmärkte und Konjunkturen gespannt. Sie haben der Öffentlichkeit (offen oder hinter vorgehaltener Hand) zugesichert, neuerliche Krisen mit allen Mitteln zu "bekämpfen". Vor allem haben sie sich bereit erklärt, die Schulden der Staaten aufzukaufen und dafür neu geschaffenes Geld in Umlauf zu bringen. Das ist der Grund, warum die Zahlungsausfallsorgen in den Kreditmärkten stark abgesunken sind, wie der Finanzmarkt-Stress-Indikator der Federal Reserve Bank of St. Louis unmissverständlich zeigt (siehe Abb. 2).
Wie schon 2008/2009 hat die Fed auch Anfang 2020 ihre Bilanz sehr stark ausgeweitet, um eine Pleitewelle auf breiter Front und damit einen Systemzusammenbruch zu verhindern. Für Investoren war und ist die Botschaft unmissverständlich: Die Fed hat das System schon (mindestens) zwei Mal gerettet, sie wird es auch ein drittes (und viertes) Mal retten! Und ganz ähnlich verfahren auch die anderen großen Zentralbanken auf der Welt. Auch sie stehen Gewehr bei Fuß, um eine erneute Kreditkrise abzuwehren. Wenn strauchelnde Schuldner von den Zentralbanken mit allen Mitteln liquide gehalten werden, ist es nicht verwunderlich, dass die Investoren keine Furcht mehr vor Zahlungsausfällen haben.
"In reality there is no such thing as an inflation of prices, relatively to gold. There is such a thing as a depreciated paper currency." - Lysander Spooner
Die Zinsen und das Sicherheitsnetz
Von seinem bisherigen Allzeithoch von 2.052 USD/oz am 6. August 2020 hat der Goldpreis (in USD/oz) bis heute etwa 14 Prozent nachgegeben, der Silberpreis (in USD/oz) etwa 11 Prozent. Eine enttäuschende Entwicklung - zumal in der gleichen Zeit die US-Geldmenge M2 um gut 11 Prozent angestiegen ist (seit Februar 2020 beträgt ihr Anstieg sogar 32 Prozent) und eine merkliche Preisinflation nicht nur bei Konsum- und Produktionsgütern eingesetzt hat, sondern vor allem auch bei Rohstoffen, Aktien und Immobilien. Es sind vermutlich vor allem zwei Faktoren, die derzeit dem Goldpreis zu schaffen machen: (1) das Zinsumfeld und (2) das "Sicherheitsnetz", das die Zentralbanken aufgespannt haben.
Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa.
Zu (1): Ab etwa Juli 2020 zogen die US-Zinsen an und beendeten den bis dato fulminanten Goldpreisanstieg. Dieser Zusammenhang überrascht nicht. Steigende Zinsen verteuern die Goldhaltung. Dem Goldhalter entgegen Zinsen, die er mit dem Investieren in zinstragende Papiere hätte erzielen können. Das schmälert die Goldnachfrage und den Goldpreis. Mitte März 2021 kam der Zinsanstieg zum Stillstand, und eine Phase fallender Zinsen setzte ein. Der Goldpreis erholte sich merklich und überstieg dabei sogar die Marke von 1.900 USD/oz.
Am 16. Juni 2021 signalisierte die US-Zentralbank (Fed), sie werde ihre ersten Leitzinsanhebungen schon in 2023 vollziehen. Auf den Finanzmärkten löste das heftige Bewegungen aus - schließlich sollten doch erst in 2024 die Zinszügel angezogen werden. Am folgenden Tag brachte dann auch noch Fed-Ratsmitglied Jim Bullard eine erste Zinserhöhung in 2022 ins Spiel. Die Rendite für 2-jährige US-Staatsanleihen stieg daraufhin um 0,1 Prozentpunkte auf 0,26 Prozent. Eine kleine Bewegung. Aber sie reichte aus, den Gold- und Silberpreis auf Talfahrt zu schicken - auch wenn die Kreditkosten erst in zwei Jahren steigen sollen.
Zu (2): Die Fed, zusammen mit allen anderen Zentralbanken, hat de facto ein "Sicherheitsnetz" unter die Finanzmärkte und Konjunkturen gespannt. Sie haben der Öffentlichkeit (offen oder hinter vorgehaltener Hand) zugesichert, neuerliche Krisen mit allen Mitteln zu "bekämpfen". Vor allem haben sie sich bereit erklärt, die Schulden der Staaten aufzukaufen und dafür neu geschaffenes Geld in Umlauf zu bringen. Das ist der Grund, warum die Zahlungsausfallsorgen in den Kreditmärkten stark abgesunken sind, wie der Finanzmarkt-Stress-Indikator der Federal Reserve Bank of St. Louis unmissverständlich zeigt (siehe Abb. 2).
Quelle: Refinitiv, Federal Reserve of St. Louis; Graphik Degussa. * Steigt (fällt) die Linie, nimmt der “Stress” im Finanzmarkt zu (ab).
Wie schon 2008/2009 hat die Fed auch Anfang 2020 ihre Bilanz sehr stark ausgeweitet, um eine Pleitewelle auf breiter Front und damit einen Systemzusammenbruch zu verhindern. Für Investoren war und ist die Botschaft unmissverständlich: Die Fed hat das System schon (mindestens) zwei Mal gerettet, sie wird es auch ein drittes (und viertes) Mal retten! Und ganz ähnlich verfahren auch die anderen großen Zentralbanken auf der Welt. Auch sie stehen Gewehr bei Fuß, um eine erneute Kreditkrise abzuwehren. Wenn strauchelnde Schuldner von den Zentralbanken mit allen Mitteln liquide gehalten werden, ist es nicht verwunderlich, dass die Investoren keine Furcht mehr vor Zahlungsausfällen haben.