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"Eine Portion Angst!" - Will der Markt den "Boom" und dann den "Bust"?

07.07.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1825 (05:58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1807 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,79. EUR-CHF oszilliert bei 1,0925.

Gestern dominierte Risikoaversion an den Märkten. Angst machte sich in mehreren Feldern breit. Ob Ängste gute Grundlagen für Sinn stiftende Anlageentscheidungen sind, darf diskutiert werden.

Inflationsangst trieb die Märkte dazu, westliche Staatsanleihen zu kaufen (Widerspruch in sich selbst) und Aktien zu verkaufen, die impliziten Inflationsschutz bieten (Bilanzsummen wachsen mit der Inflation).

Der Finanzmarkt wollte in Wirtschaftsdaten, die quantitativ leichte Dynamikverluste von Boom-Niveaus (risikobehaftet) implizierten, aber unter qualitativen Gesichtspunkten (Trendfähigkeit) überzeugten (siehe Datenpotpourri), Konjunkturrisiken erkennen.

Das Thema der vierten Corona-Welle erfuhr eine Frischzellenkur, die sich auf Risikoaversion forcierend auswirkte (siehe unten).


Markt-Fazit:

Aktienmärkte standen unter Druck, Zinsen am Kapitalmarkt waren rückläufig, Gold und Silber konnten ihre zwischenzeitlichen Gewinne nicht halten.

Es ist bemerkenswert, wie innerhalb weniger Wochen trotz weit überwiegend positiv überraschender Wirtschaftsdaten das Inflationsthema in der Wirkung auf die Rentenmärkte mittlerweile gedreht wurde. Gold und Silber wurden eingefangen und das Risiko von Überbewertungen an Aktienmärkten ist nicht akut.

Aus Sichtweise der Kräfte, die Lenkungsfunktionen haben, ist das nahezu die perfekte "freie" Welt. "Food for thought!"


Werfen wir einen Blick auf die Themen Inflationsrisiken und Inflationsangst:

Der 5-Jahres/5-Jahres Forward Zinssatz (ergo Zeitfenster 2026 - 2031), der als Inflationsbarometer der Eurozone bezeichnet wird, stellte sich gestern auf 1,6344% und markierte das höchste Niveau seit Mai diesen Jahres.

Zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr lag das Barometer im Dunstkreis von 1%. Anders ausgedrückt kommt demnach die EZB mit ihrer Politik des nachhaltigen Inflationsziels von 2% ganz langsam voran, ohne es jedoch bis 2031 zu erreichen. Noch einmal zum Bewusstsein, dieses Barometer sagt für 2026 - 2031 ein Inflationsniveau von gut 1,63% voraus, deutlich unterhalb des 2,0% Ziels der EZB. Das soll also Inflationsangst begründen? Ich nehme das zur Kenntnis.


Werfen wir einen Blick auf das Thema Corona, vierte Welle:

Das globale Bild ist heterogen gestaltet. Global hat sich eine Stabilisierung bezüglich neuer positiv getesteter Personen und Sterbefälle auf deutlich ermäßigtem Niveau ergeben. Nachfolgend sind diese beiden Kategorien auf der Datenbasis von der Johns Hopkins University abgebildet (rot: Tägliche Fälle, weiß: Todesfälle).

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© Johns Hopkins University


Fakt ist, dass es seit Ausbruch dieser Krise immer wieder zu neuen Hotspots kommt (auch EM). Dabei verändern sich Parameter. So korrelieren höhere neue positiv getestete Fälle nicht mit den Todesfällen sowohl im UK als auch in Spanien. Offenbar ergibt sich ein anderes Krankheits- und Sterberaster dank der vollzogenen Impfungen. Daraus resultiert dann ein verringertes Risiko zukünftiger Lockdowns oder anderer Einschränkungen. Hohe neue Anzahlen positiv getesteter Personen bei gleichzeitig anziehender Sterberaten sind derzeit in Russland, Indonesien, Südafrika und Thailand zu verzeichnen. Ergo ist Aufmerksamkeit, aber keine Alarmstimmung angemessen.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Zwischen den Zeilen gelesen

Der deutsche ZEW-Sentiment Index sank per Juli von zuvor 79,8 auf 63,3 Punkte. Dagegen legte der ZEW-Lageindex unerwartet stark von -9,1 auf +21,9 Zähler zu (Prognose 5,0). Die Normalisierung der Erwartungshaltung ist hinsichtlich der im Frühjahr markierten Höchstmarken des Sentiment Index seit 2000 zu begrüßen, da sich damit impliziert, dass Überhitzungsrisiken (Boom to Bust) abnehmen.

Mehr noch ist der Anstieg des Lageindex Ausdruck, dass die positive Erwartungshaltung der letzten Monate sukzessive in der Realität ankommt. So sank die Differenz der beiden Indices von 88,9 auf nun 41,4 Zähler. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten und Trendfähigkeit ist diese Entwicklung als positiv zu klassifizieren.

Der Auftragseingang Deutschlands enttäuschte per Mai mit einem Rückgang im Monatsvergleich um 3,7% (Prognose +1,0%) nach zuvor +1,2% (revidiert von -0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 59,5% nach zuvor 84,5% (revidiert von 83,3%). Im Hinblick auf das im Vormonat markierte Rekordhoch des Auftragsbestands (Indexbetrachtung) bahnt sich voraussichtlich keine Trendwende an. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Thema Lieferengpässe Auswirkungen auf angenommene Bestellungen, die hier abgebildet werden, hat.

Der von IHS/Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors verharrte in der Eurozone per Juni unverändert bei 50,3 Punkten.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone stiegen per Mai im Monatsvergleich um 4,6% (Prognose 4,4%) nach zuvor -3,9% (revidiert von -3,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 9,0% (Prognose 8,2%) nach zuvor 23,3% (revidiert von 23,9%).


USA: Zwischen den Zeilen

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich laut finaler Berechnung per Juni auf 64,6 (vorläufiger Wert 64,8) Punkte. In der Folge sank der Composite Index von 63,9 (vorläufigen Wert) auf 63,7 Zähler.

Der vom ISM berechnete Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors fiel deutlicher als das Markit-Pendant von 64,0 auf 60,1 Punkte (Prognose 63,5).

Beide Indices verlieren an Boden. Mit Werten oberhalb von 60 Punkten setzt sich sportliches Wachstum fort, das historisch betrachtet unüblich hoch ist.

Unter Trendfähigkeitsgesichtspunkten sind die aktuellen Entwicklungen positiv, da ansonsten perspektivisch die Risiken eines "Booms" mit der Folge eines "Busts" drohten. Es bietet sich die Analogie zu China an. Dort haben sich die PMIs abgeschwächt, dennoch liegen die BIP-Prognosen per 2021 zwischen 6% - 8%.

Der Index des US-Beschäftigungsbarometers stieg per Juni von zuvor 107,70 (revidiert von 107,35) auf 109,84 Zähler und markierte den höchsten Indexstand seit Januar 2020.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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