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Rohöl: WTI Future legt Verschnaufpause ein

19.07.2021  |  Björn Heidkamp
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2006 bis heute, bei Kursen von 71,81 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.

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Langfristiger Aufwärtstrend intakt

Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich der WTI Future in einem klaren Aufwärtstrend. Ausgelöst durch das Kaufsignal im November 2020 legten die Kurse bis Anfang März dynamisch zu. Im Zuge dieser Aufwärtsbewegung wurde die seit Mitte 2014 bestehende eingezeichnete langfristige Abwärtstrendlinie überschritten.

Die darauf folgende dreimonatige trendbestätigende Konsolidierung zwischen 57 und 67 wurde Ende Mai bis Anfang Juni mit einem neuen Kaufsignal in Richtung des primären Haupttrends nach oben aufgelöst.


WTI Future testet nächstes Widerstandsbollwerk

Nach dem Überschreiten des angegebenen Konsolidierungsbereiches legten die Kurse des WTI-Futures in den nächsten vier Wochen bis zum 01. Juli bis auf 76,22 zu.

Neben der einfachen Kurszielprojektion aus der vorherigen Konsolidierung befindet sich zwischen 75 und 77 der nächste bedeutsame Bereich erhöhter Abgabebereitschaft, abgeleitet aus wichtigen Marktwendepunkten der letzten zehn Jahre, beispielsweise aus Oktober 2011, Juni 2012, Juli 2018 und Oktober 2018. Im Regelfall benötigt es mehrere Anläufe, um derartige "Beton-Widerstände" zu überschreiten.

Insgesamt hat der WTI-Future Chart seit der letzten vollständigen Korrektur aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts im Oktober 2019 um mehr als 118% steigen können!

Nach einem solchen starken Anstieg unterliegt der eine oder andere Marktteilnehmer der Versuchung seine aufgelaufenen Gewinne zu realisieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Abgabebereitschaft rund um den nächsten Widerstand größer ist als das sie auf tieferen Niveaus war, ist deshalb groß.

Dadurch korrigieren derartige Märkte häufig bzw. treten erst einmal auf der Stelle, ohne die langfristige positive Grundausrichtung zu gefährden. Genau in dieser Phase dürfte sich Rohöl aktuell befinden.


Notierungslücken (Gaps) auf den "großen" Zeiteinheiten

Am 01. Juli eröffnet der WTI-Future mit einer Notierungslücke, um dann ein mehrjähriges Hoch bei 76,22 zu erreichen. Das besondere an diesem Gap ist, dass aufgrund der Datumskonstellation gleichzeitig eine Notierungslücke auf den übergeordneten "großen" Zeitzonen wie dem Halbjahres-, dem Quartals- und dem Monatschart zu beobachten ist.

Solche Gaps stellen stellen häufig emotionale Extreme dar.

Insbesondere in Verbindung mit ermüdeten Kursbewegungen bieten derartige Gaps visuellen Anreiz für Investoren und Spekulanten bis dahin aufgelaufene Gewinne oder Teilgewinne zu realisieren. Dadurch erhöht sich die Abgabebereitschaft innerhalb der Lücke zusätzlich.


Möglicher Konsolidierungsbereich

Letztendlich hat es der WTI-Future in den letzten beiden Wochen nicht mehr geschafft das mehrjährige Jahreshoch zu überwinden. Die Art der Bewegung unter der Erhöhung der Schwankungsbreite deutet im Zusammenhang mit den angegebenen Widerständen und den Notierungslücken auf eine Atempause im langfristigen Aufwärtstrend hin.

Kurzfristig scheint sich eine richtungslose Konsolidierung zwischen den leichten Unterstützungen um die 50-Tage-Linie (nicht eingezeichnet) um 69,70 und den markanten Widerständen zwischen 75 und 77 auszubilden.


Zyklisches Hoch Anfang Juli?

Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien und Indizes statistische Durchschnittswerte berechnen.

Typische Durchschnittsverläufe der vergangenen 20 Jahre zeigen für den WTI-Future Anfang Juli ein zyklisches Hoch, gefolgt von einer Seitwärtsbewegung mit einem erneuten Anstieg in Richtung Julihoch (76,22) am Ende des Monats August.

Erfahrungsgemäß scheitert die Wideraufnahme des Aufwärtstrends, die potentielle Konsolidierung wurde nicht selten im September nach unten aufgelöst.

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Fazit:

Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich Rohöl spätestens seit November 2020 wieder in einem übergeordneten Aufwärtstrend. Langfristig dürften die Chancen somit weiter auf der Long-Seite zu finden sein.

Aus der mittelfristigen Sichtweise des Wochencharts ist die Abwärtsbewegung der letzten beiden Wochen bis dato lediglich als Korrektur im Aufwärtstrend zu werten. Es wurde noch keine obere Umkehrformation ausgebildet.

Die Kombination aus bedeutsamen Widerständen, langfristig verbrauchtem Momentum, vorerst neutraler, ab September schwächerer Saisonalität und den Gaps auf den langfristigen Zeitzonen erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit auf eine größere Korrektur innerhalb des langfristigen Aufwärtstrends. Zumindest sollten die Rohöl-Bullen diese Gemengelage als Warnsignal im Hinterkopf behalten.

Überschreitet der WTI Future das kritische Niveau um 77 klar, sind als nächsthöhere Etappenziele die Widerstände um 80, 84 bis 87 zu definieren.

Bei Kursen unter 69 ist ein Test des ehemaligen Widerstands- und jetzigen Unterstützungsbereich um 66 anzunehmen.

Fällt Rohöl auch unter diesen Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft ist von einer Beschleunigung der Korrekturbewegung auszugehen. Insbesondere im zeitlichen Zusammenhang des letzten Quartals ist ein Absinken bis 60 und 55 vorstellbar, ohne den primären Trend zu gefährden.


© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de


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