Rohöl: WTI Future vor Unterstützungsbollwerk
09.09.2024 | Björn Heidkamp
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2010 bis heute, bei Kursen von 67,67 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.
Rohöl am Tief der Seitwärtsbewegung
Seit zwei Jahren pendelt das schwarze Gold in einem breiten neutralen Stauraum: Abgegrenzt wird diese Region durch die Widerstände zwischen 90 und 94 und die starken Unterstützungen zwischen 65 und 70. Erst Kurse außerhalb dieser Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend. Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich der WTI Future demnach immer noch in der im Monatschart eingezeichneten neutralen Konsolidierungszone.
Aus Dreieck ausgebrochen
Innerhalb dieser Seitwärtsbewegung erreichte das schwarze Gold am 12. April den bisherigen Jahreshöchststand bei 87,67. Ausgehend von diesem Marktwendepunkt übernahmen die Bären wieder das Zepter. Durch die Kursverluste der letzten Wochen wurde eine seit Dezember 2023 bestehende Aufwärtstrendlinie unterschritten, so dass das eingezeichnete Dreieck nach unten aufgelöst wurde. Innerhalb der übergeordneten Seitwärtsbewegung hat sich damit eine leicht negative Tendenz durchgesetzt.
Ausgelöst durch dieses Verkaufssignal der klassischen Chartanalyse ist ferner eine Zunahme der Abwärtsdynamik zu beobachten. Mit dem aktuellen Bewegungstief vom Freitag bei 67,17 erreichte der WTI Future den tiefsten Stand seit Juni 2023.
Damit befindet sich das schwarze Gold wieder im bedeutsamen Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft, resultierend aus wichtigen Marktwendepunkten im März, Juni und Dezember 2023.
Mittelfristiger Wochenchart seit April abwärts
Innerhalb der übergeordneten bestehenden primären Seitwärtsbewegung hat sich aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts seit April ein Abwärtstrend etabliert. Diese mittelfristige Abwärtsbewegung trifft nun auf die o.a. Unterstützungen der großen Seitwärtsbewegung. Solche Unterstützungen werden im Regelfall nur dann im ersten Anlauf unterschritten, wenn es in kürzester Zeit zu unvorhergesehenen Entwicklungen kommt. Durch die erhöhte Aufnahmebereitschaft der Investoren können sich die Bullen berechtigte Hoffnungen machen, dass ausgehend von dieser Zone der mittelfristige Abwärtstrend (zumindest vorrübergehend) unterbrochen wird.
Verhalten positive Saisonalität bis Mitte Oktober
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen. Typische geglättete Durchschnittsverläufe zeigen von Anfang/Mitte September bis Mitte Oktober einen verhaltenen Anstieg im WTI Future. Mitte Oktober lässt sich dann aus der Vergangenheit ein bärischer Pivotpunkt ableiten. Dieser dann einsetzende negative Zyklusverlauf setzt sich statistisch gesehen bis Anfang Dezember fort.
CoT: "Managed Money" halbiert Netto-Long-Positionen seit Juli
Im Commitment of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."
Auffällig ist, dass innerhalb der Abwärtsbewegung seit Juli mehr als eine Halbierung der Netto-Long-Positionen der Investorengruppe des "Managed Moneys" zu beobachten ist. Mitte Juli wurden noch 263.549 (Futures & Options) Netto-Long-Positionen angegeben, während am 03. September nur noch 124.868 Netto-Long-Positionen gemeldet worden sind.
Dagegen haben die "Commercials" in Form von Produzenten und weiter verarbeitetem Gewerbe diese Abwärtsbewegung zum Aufbau ihrer Netto Long Positionen genutzt: Vom 07. Juli bis 03. September sind die Netto-Long-Positionen dieser bestens informierten Investorengruppe von 98.381 (Futures & Options) auf 165.551 gestiegen.
In der Mehrzahl der Fälle war bei einem derartigen Investitionsverhalten dieser Investorengruppen ein Kursanstieg in näherem zeitlichen Zusammenhang zu beobachten. Insgesamt sind die CoT-Daten schwer zum kurzfristigen Timing zu nutzen, als Warnsignal sollte man bestimmte Positionierungen zumindest im "Hinterkopf" behalten. Wenn das "Smart-Money" derartig die Positionen vergrößert, sollte man als Bär zumindest die (Gewinnrealisierungs)stops näher am Marktgeschehen platzieren.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts ist das Chartbild des Rohöl Futures weiter als neutral zu betrachten. Seit September 2022 pendelt das schwarze Gold in einem breiten Stauraum, eingekeilt in dem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft zwischen 90 und 94 und dem starken Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 65 und 70. Erst Kurse außerhalb dieser Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend.
Aus der Sichtweise des Wochencharts hat sich das technische Bild innerhalb der großen Seitwärtsbewegung durch den Abwärtsimpuls der letzten Wochen verschlechtert: Durch das Unterschreiten der eingezeichneten Aufwärtstrendlinie hat sich trendbestätigend die Abwärtsdynamik erhöht. Nichts desto trotz trifft dieser Abwärtstrend nun auf die bedeutsamen Unterstützungen der übergeordneten Seitwärtsbewegung.
Betrachtet man die Gesamtgemengelage (Saisonalität bis Oktober, CoT, Unterstützungen) besteht für die Bullen berechtigte Hoffnung, dass die erhöhte Aufnahmebereitschaft am Tief der Seitwärtsbewegung zwischen 65 und 67 den mittelfristigen Abwärtstrend vorerst unterbrechen kann. Bei Kursen über 73 neutralisiert sich das mittelfristige negative Chartbild wieder. Mehr als eine potentielle Gegenbewegung lässt sich aktuell jedoch noch nicht ableiten.
Fällt der WTI Future bei Kursen unter 65 aus der großen Seitwärtsbewegung, ließe sich ein weiterer Preisrutsch in Richtung 62 und 57 als erster Kurszielkorridor ableiten.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de
Rohöl am Tief der Seitwärtsbewegung
Seit zwei Jahren pendelt das schwarze Gold in einem breiten neutralen Stauraum: Abgegrenzt wird diese Region durch die Widerstände zwischen 90 und 94 und die starken Unterstützungen zwischen 65 und 70. Erst Kurse außerhalb dieser Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend. Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich der WTI Future demnach immer noch in der im Monatschart eingezeichneten neutralen Konsolidierungszone.
Aus Dreieck ausgebrochen
Innerhalb dieser Seitwärtsbewegung erreichte das schwarze Gold am 12. April den bisherigen Jahreshöchststand bei 87,67. Ausgehend von diesem Marktwendepunkt übernahmen die Bären wieder das Zepter. Durch die Kursverluste der letzten Wochen wurde eine seit Dezember 2023 bestehende Aufwärtstrendlinie unterschritten, so dass das eingezeichnete Dreieck nach unten aufgelöst wurde. Innerhalb der übergeordneten Seitwärtsbewegung hat sich damit eine leicht negative Tendenz durchgesetzt.
Ausgelöst durch dieses Verkaufssignal der klassischen Chartanalyse ist ferner eine Zunahme der Abwärtsdynamik zu beobachten. Mit dem aktuellen Bewegungstief vom Freitag bei 67,17 erreichte der WTI Future den tiefsten Stand seit Juni 2023.
Damit befindet sich das schwarze Gold wieder im bedeutsamen Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft, resultierend aus wichtigen Marktwendepunkten im März, Juni und Dezember 2023.
Mittelfristiger Wochenchart seit April abwärts
Innerhalb der übergeordneten bestehenden primären Seitwärtsbewegung hat sich aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts seit April ein Abwärtstrend etabliert. Diese mittelfristige Abwärtsbewegung trifft nun auf die o.a. Unterstützungen der großen Seitwärtsbewegung. Solche Unterstützungen werden im Regelfall nur dann im ersten Anlauf unterschritten, wenn es in kürzester Zeit zu unvorhergesehenen Entwicklungen kommt. Durch die erhöhte Aufnahmebereitschaft der Investoren können sich die Bullen berechtigte Hoffnungen machen, dass ausgehend von dieser Zone der mittelfristige Abwärtstrend (zumindest vorrübergehend) unterbrochen wird.
Verhalten positive Saisonalität bis Mitte Oktober
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen. Typische geglättete Durchschnittsverläufe zeigen von Anfang/Mitte September bis Mitte Oktober einen verhaltenen Anstieg im WTI Future. Mitte Oktober lässt sich dann aus der Vergangenheit ein bärischer Pivotpunkt ableiten. Dieser dann einsetzende negative Zyklusverlauf setzt sich statistisch gesehen bis Anfang Dezember fort.
CoT: "Managed Money" halbiert Netto-Long-Positionen seit Juli
Im Commitment of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."
Auffällig ist, dass innerhalb der Abwärtsbewegung seit Juli mehr als eine Halbierung der Netto-Long-Positionen der Investorengruppe des "Managed Moneys" zu beobachten ist. Mitte Juli wurden noch 263.549 (Futures & Options) Netto-Long-Positionen angegeben, während am 03. September nur noch 124.868 Netto-Long-Positionen gemeldet worden sind.
Dagegen haben die "Commercials" in Form von Produzenten und weiter verarbeitetem Gewerbe diese Abwärtsbewegung zum Aufbau ihrer Netto Long Positionen genutzt: Vom 07. Juli bis 03. September sind die Netto-Long-Positionen dieser bestens informierten Investorengruppe von 98.381 (Futures & Options) auf 165.551 gestiegen.
In der Mehrzahl der Fälle war bei einem derartigen Investitionsverhalten dieser Investorengruppen ein Kursanstieg in näherem zeitlichen Zusammenhang zu beobachten. Insgesamt sind die CoT-Daten schwer zum kurzfristigen Timing zu nutzen, als Warnsignal sollte man bestimmte Positionierungen zumindest im "Hinterkopf" behalten. Wenn das "Smart-Money" derartig die Positionen vergrößert, sollte man als Bär zumindest die (Gewinnrealisierungs)stops näher am Marktgeschehen platzieren.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts ist das Chartbild des Rohöl Futures weiter als neutral zu betrachten. Seit September 2022 pendelt das schwarze Gold in einem breiten Stauraum, eingekeilt in dem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft zwischen 90 und 94 und dem starken Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 65 und 70. Erst Kurse außerhalb dieser Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend.
Aus der Sichtweise des Wochencharts hat sich das technische Bild innerhalb der großen Seitwärtsbewegung durch den Abwärtsimpuls der letzten Wochen verschlechtert: Durch das Unterschreiten der eingezeichneten Aufwärtstrendlinie hat sich trendbestätigend die Abwärtsdynamik erhöht. Nichts desto trotz trifft dieser Abwärtstrend nun auf die bedeutsamen Unterstützungen der übergeordneten Seitwärtsbewegung.
Betrachtet man die Gesamtgemengelage (Saisonalität bis Oktober, CoT, Unterstützungen) besteht für die Bullen berechtigte Hoffnung, dass die erhöhte Aufnahmebereitschaft am Tief der Seitwärtsbewegung zwischen 65 und 67 den mittelfristigen Abwärtstrend vorerst unterbrechen kann. Bei Kursen über 73 neutralisiert sich das mittelfristige negative Chartbild wieder. Mehr als eine potentielle Gegenbewegung lässt sich aktuell jedoch noch nicht ableiten.
Fällt der WTI Future bei Kursen unter 65 aus der großen Seitwärtsbewegung, ließe sich ein weiterer Preisrutsch in Richtung 62 und 57 als erster Kurszielkorridor ableiten.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de