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Der dunkle Schatten das Papiergoldmarktes

13.08.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Auffassung, man könne dem ungedeckten Geld ungestraft vertrauen, wird sich als Illusion, als fataler Fehler erweisen; genauso wie die Meinung, Gold und Silber hätten ihre monetäre Funktion verloren.

"Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir.“ - Friedrich Schiller


“Flash Crash“

Edelmetallanleger mussten jüngst ein festes Nervenkostüm beweisen. Am 9. August 2021 im frühen Handel in Asien gab es bei den Gold- und Silberpreisen kurzzeitig so etwas wie einen "Flash Crash", also einen plötzlichen Preissturz. Der Goldpreis fiel kurzzeitig von knapp 1.800 USD/oz bei Handelsbeginn auf 1.676,40 USD/oz, fing sich dann bei knapp unter die Marke 1.750 USD/oz.

Noch tiefer hinab ging es für den Silberpreis: Er öffnete bei 24,0 USD/oz und erreichte kurzeitig einen Handelstiefstand von 22,10 USD/oz. Was war geschehen? Nach Angaben des Nachrichtensenders Bloomberg wurden binnen einer Minute 3.000 Gold-Future-Kontrakte mit einem Nominalwert von einer halben Milliarde US-Dollar gehandelt - und das in einem sehr dünnen Handelsgeschehen, in dem die Hauptakteure des Goldhandels noch gar nicht teilhatten.

Wer hinter derartigen Marktbewegungen steckt, darüber lässt sich nur spekulieren. Eigner von physischen Goldpositionen waren es sicherlich nicht, denn der Preissturz ging ganz offensichtlich vom "Papiergeldmarkt" aus. Aber auch hier sind es vermutlich nicht diejenigen gewesen, die aus Gold-Long-Positionen aussteigen wollten. Denn auch sie und ihre Broker sind ja an einem "marktschonenden" Verkaufsprozess interessiert.

Es bleiben daher nur so etwas wie "Fehler" - beispielsweise bei Ausführung von Transaktionen ("Fat Finger") oder der Programmierung von Handelsalgorithmen –; oder bewusst und gezielt herbeigeführte Preisdrückerei (um zum Beispiel günstige Einstiegsniveaus realisieren zu können); oder "Überreaktionen", die im Papiergoldmarkt ausgelebt werden.


Goldnachfrage erholt sich im zweiten Quartal 2021 - und signalisiert fundamentalen Rückenwind für den Goldpreis

Am 29. Juli 2021 hat das World Gold Council die Daten für das zweite Quartal 2021 veröffentlicht (wir hatten bereits darüber in einem Kurzkommentar berichtet).

Die weltweite Goldnachfrage ging insgesamt nur leicht um 1% gegenüber dem Vorjahr (J/J) zurück auf 955,1 Tonnen. Dies lag jedoch allein am Rückgang der Goldnachfrage der ETFs, alle anderen Nachfragekomponenten entwickelten sich überaus positiv.

Die Gold-Schmucknachfrage erreichte 390,7 Tonnen, ein Plus von 60% J/J - wobei die Nachfragemenge in Q2 2020 Coronavirus-bedingt sehr gering ausgefallen war.

Die Goldnachfrage der Konsumenten in China legte um 55% J/J zu auf 211,7 Tonnen, die in Indien stieg um 20% J/J auf 76,2 Tonnen. Auffällig starke Zuwächse gab es zudem in Japan (+113% J/J), Russland (+122% J/J), den USA (+107% J/J), Italien (+99% J/J) und Großbritannien (+30% J/J); in Deutschland wuchs die Goldnachfrage um 8% J/J auf 48,8 Tonnen, in der Schweiz um 2% J/J auf 12,0 Tonnen, in Spanien um 21% J/J auf 1,9 Tonnen.

Für Technologiezwecke wurden 80 Tonnen Gold nachgefragt (Elektronik: 66,3 Tonnen, andere Verwendungen: 10,8 Tonnen; Zahngold: 2,9 Tonnen), ein Plus von 18% J/J.

Die Goldnachfrage für Investmentzwecke fiel - wie eingangs erwähnt - um 51% J/J auf 284,5 Tonnen. Das lag aber nur an einer gegenüber dem Vorjahresquartal um 90% geschrumpften Goldnachfrage der ETFs (sie erreichte 40,7 Tonnen). Erfreulicherweise verbuchte jedoch das zweite Quartal 2021 den ersten Goldnachfrageanstieg seitens der ETFs nach zwei Quartalen des Nachfragerückgangs.

Die Goldnachfrage in Form von Barren stieg um 79% J/J auf 168,1 Tonnen, die Nachfrage nach Goldmünzen um 23% J/J auf 63,5 Tonnen.

Die Zentralbanken fragten 199,9 Tonnen Gold nach, ein sehr kräftiger Anstieg von 214% J/J.

Mit Blick auf das gesamte Goldangebot stieg die Minenförderung um 16% J/J und erreichte 924,0 Tonnen. Das Recycled Gold ging um 2% J/J auf 276,6 Tonnen zurück.

Insgesamt gesehen hat sich die Goldnachfrage im zweiten Quartal 2021 merklich (gegenüber dem Vorquartal) gefestigt, liegt aber noch unter dem Vorkrisenniveau. Ein "Bremseffekt" ging lediglich von den Gold-ETFs aus, der sich aber nun verflüchtigen sollte. Denn die anhaltend niedrigen Zinsen, die anschwellenden Geldmengen und die zunehmende Güterpreisinflation sollten der Goldnachfrage und damit auch dem Goldpreis fortan verstärkt Rückenwind geben. Wir empfehlen, bei gegenwärtigen Goldpreisen die Goldbestände auf- beziehungsweise weiter auszubauen - und Gold als Versicherung gegen die Kaufkraftverlust der offiziellen Währungen im Portfolio zu halten.




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