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China: Neue Börse für KMU - Gemeinsamer Wohlstand - Strukturwandel

03.09.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1878 (06:06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1838 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.01. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.66. EUR-CHF oszilliert bei 1,0859.

Seit mehr als 24 Jahren schreibe ich mit viel Freude und hohem Engagement den börsentäglich erscheinenden Kapitalmarktnewsletter FOREX Report. In der Zeit bei SOLVECON verfasste Christian Buntrock in meinen Abwesenheitszeiten den Report. An dieser Stelle bedanken wir uns für vielfältiges Feedback und Ihre Treue.

Auf Grund einer Neuausrichtung bei SOLVECON werden wir beide das Unternehmen verlassen. Der Forex Report wird per 30. September 2021 eingestellt. Aus der Anlageberatung des SOLVECON Global Opportunities Fund scheiden wir ebenfalls aus.

Der SOLVECON Global Opportunitis Fund wird selbstverständlich durch SOLVECON unverändert weitergeführt.

Der FOREX Report geht wie bei dem Wechsel von der Bremer Landesbank zu SOLVECON in einen temporären "Winterschlaf".

Wenn Sie den FOREX Report auch danach noch erhalten wollen, können Sie mich direkt über die nachfolgende private E-Mail-Adresse kontaktieren, um sich registrieren zu lassen: fh@hellmeyer.eu


Finanzmarkt: In den USA fallen Rekorde am Aktienmarkt (NASDAQ, S&P500), Japans Aktienmarkt kommt in Fahrt. Europas Markt ist lustlos. Der USD steht gegenüber dem EUR unter leichtem Druck. Der Edelmetallmarkt findet immer wieder "Papier-Edelmetallverkäufer", die Aufwärtsbewegungen verhindern helfen. Der physische Markt ist dagegen eng und heiß!

Die deutschen Maschinenbauer setzen weiter positive Akzente. Laut VDMA seien die Auftragseingänge im Jahresvergleich um 37% (Inland 24%/Ausland 43%) gestiegen. Im Drei-Monats-Zeitraum von Mai bis Juli betrage das Plus insgesamt 45%. Das war der sechste Monat in Folge mit zweistelligen Zuwachsraten. Laut Chefvolkswirt der VDMA wollten viele Kunden aufholen, was durch Corona 2020 liegengeblieben sei.

Der Auftragseingang ist die Produktion von morgen. Die Lieferkettenprobleme verzögern die Produktion, aber sie kommt. Der Ausblick ist extrem gut. Das wird man auch an den am 9. September veröffentlichten BIP-Stabprojektionen der EZB für 2022 und 2023 sehen.


Neue Börse in Peking (Strukturwandel von "Debt to Equity)

Laut Staatspräsident Xi wird eine Börse für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Peking eröffnet. Xi sagte, dass man die innovationsgetriebene Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützen würde, indem man die Pekinger Börse als primäre Plattform für innovationsorientierte KMU einrichtete. Damit arrondiert sich die Börsenstruktur Chinas. Die beiden wichtigsten Börsen befinden sich in der Finanzmetropole Shanghai und in der südlichen Stadt Shenzhen.

Die chinesische Wertpapieraufsicht erklärte, sie sei begeistert von den Plänen. Die Börse könne dabei helfen, die Kapitalmarktsysteme zu verbessern.

Chinas Politik ist geprägt von Strukturwandel. Es ist Aristoteles in Reinkultur.

Diese Maßnahme einer neuen Börse basiert auf Erkenntnissen und Lernkurven:
  • China restrukturiert sich weg von der Finanzierungsform Schulden hin zu Eigenkapital.

  • China will mehr KMUs. Damit nimmt man das positive Strukturbild Deutschlands faktisch zum Vorbild (Beschäftigung, Ausbildung, regionale Verantwortung).

  • China will sich durch Börsengänge chinesischer Unternehmen in den USA nicht weiter erpressbar machen, um Souveränität nach den Grundlagen der UN-Charta für China zu gewährleisten.

  • China wird die Attraktivität des eigenen Finanzstandorts für die Region Asien erhöhen, nachdem die USA ihren Finanzstandort durch nicht regelbasiertes Vorgehen in Frage stellten. Der US-Markt wird als Folge weniger international strukturiert sein. Wo liegt das Epizentrum globalen Wachstums? In Eurasien …

Es gibt noch mehr Strukturpolitik seitens Chinas. Hier reden wir über weiche Worte, die harte Fakten forcieren. Es geht um die von Xi ausgerufene Initiative "Gemeinsamer Wohlstand", die faktisch intellektuelle Elemente des Selbstverständnisses der deutschen „Sozialen Marktwirtschaft“ aufnimmt und verkörpert.

Alibaba will 15,5 Mrd. USD in diese vom chinesischen Präsidenten Xi ausgerufene Initiative investieren. Die Mittel soll unter anderem in die Unterstützung von kleineren und mittleren Firmen fließen. Alibaba schließt sich damit anderen Großkonzernen wie Tencent und Geely Automotive an, die ebenfalls spenden wollen, um das Ungleichgewicht in der Gesellschaft zu bekämpfen.


Was hinter Chinas Streben nach dem "gemeinsamen Wohlstand" steckt

Seit Präsident Xi Anfang August die Initiative ausgerufen hat, kommt es zu markanten Veränderungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in China bei den Menschen das Gemeinwohl kulturell tief verankert ist (Westen: Individualismus und Egoismus). Gemeinsamer Wohlstand bedeute laut Führung nicht Gleichmacherei. Man wolle nicht die Reichen töten, um den Armen zu helfen.

Reuters hat sich mit der Initiative intensiv beschäftigt. Aus diesem Artikel erlaube ich mir, die Kernbotschaften für Sie zu extrahieren und zu kommentieren.

Zur Historie schreibt Reuters:

"Geprägt wurde der Begriff in den 50er Jahren von Staatspräsident Mao Zedong. In den 80er Jahren nahm der damals starke Mann Deng Xiaoping das Motto wieder auf, der eine durch die Kulturrevolution zerstörte Wirtschaft modernisieren wollte. Deng gestand Menschen und Regionen zu, zuerst reich zu werden, um das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen. Das alles mit dem Ziel, am Ende allgemeinen Wohlstand zu erreichen.

Mit der Politik des "Sozialismus mit chinesischen Merkmalen" stieg die Volksrepublik zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA auf. Hunderte Millionen Menschen wurden durch den rasanten Aufschwung aus bitterer Armut geholt. Zugleich vertiefte sich die Ungleichheit, insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.

Diese Kluft bedroht den sozialen Zusammenhalt. In keinem anderen Land gibt es so viele Milliardäre. Der Gini-Koeffizient - ein international anerkanntes Maß für die gerechte Verteilung von Wohlstand - liegt in China bei 0,46 Punkten. Liegt der Wert bei null, dann besitzen alle gleich viel, bei einem Wert von eins gehört einer Person alles. In Deutschland beträgt er knapp 0,30, in der EU etwas über 0,30."

Kommentar:

Chinas Führung erkennt Handlungsbedarf und agiert umfänglich. Seit Präsident Xi Anfang August die Initiative ausgerufen hat, spenden Konzerne Milliarden für wohltätige Zwecke. Der Mietenanstieg wird gedeckelt, Steuerhinterziehung wird stärker bekämpft, eine Begrenzung der Arbeitszeiten für Angestellte im Technologiesektor steht im Raum, ein Verbot gewinnorientierter Nachhilfe in den wichtigsten Schulfächern wurde erlassen. Dazu gehört auch eine Begrenzung der Zeit, die Minderjährige mit Videospielen verbringen dürfen. Wirtschaftlich geht es Peking darum, den Mittelstand zu fördern und Armut weiter zurückzudrängen.

Dabei spielt der Konflikt mit den USA eine hervorgehobene Rolle. Die Initiative in ihrer Gesamtheit steht im Kontext mit Xis Strategie des "doppelten Kreislaufs" für die wirtschaftliche Entwicklung (Forcierung der Binnennachfrage, der Innovation und Eigenständigkeit Chinas). Die Aggressionspolitik der USA gegen China war und ist ein entscheidender Katalysator für das Tempo dieser aktuellen Entwicklungen.

Was ist die Gemeinsamkeit zwischen dem "Westen" und China? Man erkennt Probleme. Was ist der Unterschied zwischen dem "Westen" und China. China löst Probleme (auch Einhegung IT-Sektor). "Food for thought!"


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.


Eurozone: Erzeugerpreise deutlich höher

Die Erzeugerpreise nahmen per Juli im Monatsvergleich um 2,3% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,4% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 12,1% (Prognose 11,0%) nach zuvor 10,2%.


USA: Weit überwiegend positive Entwicklungen

Laut Challenger Report sind per August 15.732 nach zuvor 18.942 Jobs von Entlassungsankündigungen betroffen. Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 28. August von zuvor 354.000 (revidiert von 353.000) auf 340.000 (Prognose 345.000).

Die Handelsbilanz wies per Juli ein Defizit in Höhe von 70,1 Mrd. USD (Prognose 71,0 Mrd. USD) nach zuvor 73,2 Mrd. USD (revidiert von 75,7 Mrd. USD aus. Entscheidend waren geringere Importe. Das hängt mit höchster Wahrscheinlichkeit mit den Staus der Containerschiffe vor den US-Häfen zusammen.

Der Auftragseingang der US-Industrie stieg per Juli im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%) nach zuvor 1,5%. Gemäß Revision stellte sich die Produktivität per 2. Quartal 2021 auf 2,1% (Prognose 2,4%, bisheriger Wert 2,3%).


Russland: Devisenreserven mit neuem Rekord

Die Devisenreserven legten in der Berichtswoche per 27. August deutlich von 595,6 auf 615,6 Mrd. USD zu und verzeichneten damit einen neuen Rekordwert.


China: Dienstleistungssektor schwach

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors sank per August von zuvor 54,9 auf 46,7 Zähler.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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