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Gold in Zeiten der Entwertung von US$, Euro & Co

10.09.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Wie problematisch es für den Investitionserfolg ist, wenn man das Market Timing nicht beherrscht, soll das folgende Beispiel zeigen. Nehmen wir an, Sie haben 100 Aktien in ihrem Portfolio, die zum Kurs von 2.000 € handeln. Der Depotwert beträgt folglich 200.000 €. Nun fällt der Aktienkurs auf 1.500 €. Sie erleiden einen Buchverlust von 50.000 €. Sie warten ab, und der Kurs fällt auf 1.000 €. Jetzt bekommen sie Angst und ver-kaufen. Ihr realisierter Verlust beträgt 100.000 €, und in der Kasse haben sie jetzt 100.000 €.

Der Aktienkurs steigt daraufhin auf 1.200 €. Sie trauen dem Braten aber nicht und warten weiter ab. Der Kurs steigt auf 1.300 €. Jetzt haben sie Angst, dass der Markt ihnen davonläuft. Sie kaufen 76 Aktien – denn mehr bekommen sie für ihre 100.000 € nicht bei einem Kurs von 1.300 € pro Aktie. Der Kurs steigt wieder auf 2.000 €. Ihr gesamtes Vermögen beträgt nur noch 153.200 € (Aktiendepot: 152.000 €, Kasse: 1.200 €). Ihr Verlust aus dem misslungenen Market Timing beträgt also 46.800 € (200.000 € minus 153.200 €).

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Quelle: Degussa; eigene Berechnungen.


Wo lag der Fehler? Sie haben es sicherlich schon bemerkt: In diesem Beispiel wurde zu spät verkauft, also erst dann verkauft, nachdem die Kurse schon gefallen waren, und es wurde zu spät gekauft, also erst dann gekauft, nachdem die Kurse bereits ihren Tiefpunkt hinter sich gelassen hatten. Schlechtes Market Timing ist für den Investitionserfolg Gift (zudem wäre ja auch noch die Belastung durch Transaktionsgebühren zu berücksichtigen).

Um es noch einmal zu unterstreichen: Hätte der Investor das Auf und Ab "ausgesessen", wäre sein Gesamtvermögen unverändert geblieben. Wenn er so gehandelt hätte, wie in diesem Beispiel gezeigt, hätte er 23,4 Prozent seines eingesetzten Kapitals verloren! Welche Lehren lassen sich daraus ziehen?

Beantworten Sie sich, bevor sie sich ans Werk machen, die folgende Frage: Beherrsche ich das Market Timing, ja oder nein? Und wenn ich es nicht beherrsche, glaube ich, dass ich es lernen kann, ja oder nein? Wenn sie zum Schluss gelangen, dass das Market Timing nichts für sie ist, dann grämen sie sich nicht, sie sind in guter Gesellschaft - denn, wie gesagt, die meisten Personen sind mit Market Timing nicht erfolgreich (beziehungsweise schlagen damit nicht (dauerhaft) den Markt, oder schneiden damit sogar schlechter als der Markt ab).

In diesem Fall sind sie gut beraten, "passiv" zu investieren, das heißt, auf die Entwicklung des Weltkapitalmarktes zu setzen - beispielsweise indem sie sich (im einfachsten Fall) ein Welt-Vermögensportfolio zusammenstellen - beispielsweise durch den Erwerb von Weltaktien-, Weltimmobilien- und (Welt-)Rohstoff-ETFs.


Versicherungsfunktion des Goldes

Und was ist mit Gold und Silber? Selbst wenn sie sich entscheiden, "passiv" zu investieren, gibt es eine Reihe von guten Gründen, zusätzlich zum Welt-Vermögensportfolio auch physisches Gold (und Silber) zu halten (auch wenn es bereits mit einem gewissen Anteil im Rohstoff-ETF enthalten sein sollte). Physisches Gold und Silber haben besondere ökonomische Eigenschaften. Das Gold repräsentiert das "ultimative Zahlungsmittel", das "Grundgeld der Menschheit".

Gold - und auch sein "kleiner Bruder", das Silber - wurden, so zeigt die Währungsgeschichte unmissverständlich, immer wieder von den Menschen als das bevorzugte Geld nachgefragt, wenn ihnen die Wahl der Geldart frei stand. Eine Eigenschaft, die heutzutage zwar vielfach vergessen scheint, die aber (sehr bald) eine Wiederentdeckung erfahren könnte (und wohl auch wird).

Das weltweite ungedeckte Papiergeldsystem befindet sich mittlerweile in äußert prekärer Lage. Die gewaltige Schuldenpyramide wird mit Null- oder gar Negativzinsen vor dem Einsturz bewahrt, die Konjunkturen und Finanzmärkte hängen mehr denn je am Tropf der Zentralbanken, die die Kredit- und Geldmengen immer weiter erhöhen. Mittlerweile wird sogar die "Politik der höheren Inflation" eingesetzt, um die ausstehenden Schuldenlasten auf Kosten der Gläubiger zu verringern.

Die fortgesetzte Entwertung der Kaufkraft des Geldes ist so gut wie sicher - vor allem auch weil Regierende und Regierte in der Politik der Inflation das vergleichsweise kleinere Übel erblicken: lieber "etwas höhere Inflation" also Rezession und Massenarbeitslosigkeit, so wird gedacht. Und ist die Inflation erst einmal in Gang gekommen, lässt sie sich nur schwer wieder eindämmen.

Die Erfahrung zeigt, dass dem Ansteigen der Inflation anfänglich meist nicht entschieden genug entgegen-getreten wird. Erst dann, wenn es schon zu spät ist, wenn die Inflation also schon merklich angestiegen ist und die Kosten der Inflation schmerzhaft für die breite Bevölkerung geworden sind, setzt ein Umdenken ein.

Mit Blick auf die weltweite Verschuldungssituation ist das Ansteigen der Inflation allerdings ganz besonders problematisch: Ziehen die Zentralbanken die Zinsen an, um die Inflation in den Griff zu bekommen, droht der Schuldenturm umzustürzen und die Volkswirtschaften mit sich in die Tiefe zu reißen. So gesehen erscheint es ein recht plausibles Szenario zu sein, dass die Zentralbanken die Inflation bis auf Weiteres weiter anheizen werden.

Physisches Gold und Silber tragen - anders als Bankguthaben - kein Zahlungsausfallrisiko; sie können sprichwörtlich nicht Pleite gehen. Ihre Marktfähigkeit hängt zudem auch nicht an den Handelszeiten der Bör-sen (und dem Funktionieren der Stromnetze).

Gold und Silber in physischer Form sind so gesehen eine Versicherung für das Portfolio: Ihre Kaufkraft kann durch das Anwerfen der elektronischen Notenpressen nicht herabgesetzt werden. Und das Gold ist letztlich natürlich die ultimative Versicherung im Falle einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Wie die nachstehende Tabelle sehr deutlich zeigt, hat das Gold langfristig das "offizielle Geld", hier dargestellt am Beispiel des US-Dollar, "geschlagen". In den letzten Jahrzehnten hat es sich also durchaus gelohnt, Gold zu halten. Die Chancen stehen gut, dass das Gold auch künftig attraktiv bleibt.

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