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Was sollte man als junger Mensch auf der Suche nach Freiheit in der heutigen Zeit wissen?

12.09.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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In diesem Sinne schrieb der US-amerikanische Jurist und libertäre Autor Lysander Spooner (Zitat): “If taxation without consent is not robbery, then any band of robbers have only to declare themselves a government, and all their robberies are legalized.” Übersetzt heißt das: “Wenn die Besteuerung ohne Zustimmung keine Räuberei ist, dann bräuchte jede Räuberbande nur zu erklären, sie sei die Regierung, und alle Räuberei wäre legalisiert.”

Das ist eine logische Einsicht, die übrigens nicht auf den Kreis der Libertären beschränkt zu sein scheint. Der Philosoph Peter Sloderdijk (* 1947) hat am 13. Juni 2009 in der FAZ einen Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel “Die Revolution der gebenden Hand”. Seine Forderung: Verzicht auf Zwangssteuern, Steuern sollten fortan freiwillige Zuwendung an das Gemeinwesen sein. Es gibt viele weitere Beispiele, die zeigen, wo der Staat das Eigentum der Bürger und Unternehmer verletzt beziehungsweise zerstört: Schulzwang, Wehrpflicht, gesetzliche Rente, Mindestlöhne, Monopolisierung des Geldes, Besteuerung etc.

Man mag sich vielleicht beruhigen wollen: Es lebt sich ja ganz gut unter den Bedingungen, die der Staat in der westlichen Welt setzt, die meisten haben ihr Auskommen, es herrscht Frieden. Doch das wäre kurzsichtig geurteilt. Denn der Staat, wie wir ihn heute kennen, wird immer größer und mächtiger. Er lässt sich nicht zähmen, nicht auf eine gewisse Größe beschränken. Selbst jeder Minimalstaat wird früher oder später zum Maximalstaat, wie es Hans Hermann Hoppe eindrücklich formuliert.


6.

Der Kampf gegen die Unfreiheit, gegen Kollektivismus, Sozialismus ist ein intellektueller Kampf, ein Kampf der Ideen. Denn es sind die Ideen, die die Menschen zum Handeln bewegen. Wenn die Mehrheit der Menschen meint, sie müsse sozialistische Politiken unterstützen, dann wird es Sozialismus geben. Wenn sie aber einsehen, dass der Sozialismus und alle seine Spielarten Armut, Chaos und Gewalt bringen, gibt es Hoffnung auf Besserung. So betrachtet kann sich niemand, dem etwas an seiner Freiheit und der seiner Mitmenschen liegt, aus dem Kampf der Ideen heraushalten.

Wo aber kann man ansetzen? Man kann beispielsweise mithelfen, eine "Graswurzelbewegung" für die Freiheit in Gang setzen. Dazu will ich zehn praktikable Maßnahmen nennen:

1) Verbreitet die ökonomische Erkenntnis, dass die freien Märkte Wohlstand und Frieden schaffen, dass Sozialismus hingegen Armut und Gewalt bringt. Vermittelt diese Einsicht, wo immer ihr könnt: im Familienkreis, Schule, Universität, in der Nachbarschaft, im Sportverein.

2) Verschenkt zu Geburtstagen und Festtagen Bücher von Mises, Hayek und anderen libertären Denkern.

3) Versendet per Mail Artikel und Videovorträge an Freunde und Bekannte, in denen die freiheitliche Lehre erklärt werden. Im Internet findet sich ein überaus reichhaltiges Angebot.

4) Widersprecht aktiv all denen, die bewusst oder unbewusst sozialistische Ideen verbreiten. Schreibt Leserbriefe, meldet euch auf Social Media zu Wort.

5) Sucht Kontakt zu und Austausch mit Gleichgesinnten. Besucht Konferenzen und Vortragsveranstaltungen, auf denen die Lehre der Freiheit verbreitet wird. Ladet Freunde, Eltern, Onkel und Tante ein, euch dorthin zu begleiten.

6) Veranstaltet im Freundeskreis Diskussionsabende. Schickt dazu jedem Gast vorab einen Aufsatz von Mises, Hayek und Co, verbunden mit der Bitte, den Aufsatz vorher durchzulesen (und belohnt das mit "Freibier").

7) Verbreitet Zuversicht unter euren Gesprächspartnern, und bleibt sachlich und höflich, geht mit gutem Beispiel voran, verliert nie die Geduld.

8) Konsumiert so wenig wie möglich das Angebot der Hauptstrom-Medien. Lest stattdessen ein gutes Buch und hört klassische Musik.

9) Versucht einen Beruf zu ergreifen, der euch nicht direkt abhängig macht vom Staat (und überlegt euch auch gut, ob ihr für einen Großkonzern arbeiten wollt).

10) Strebt nach finanzieller Unabhängigkeit. Durch Sparsamkeit, aber auch durch umsichtiges Investieren. Lest dazu, wie die wirklich erfolgreichen Investoren vorgegangen sind.

7. Vor allem auf zwei Einsichten, mit denen die Idee der Freiheit befördert werden kann, solltet ihr eure Gesprächspartner aufmerksam machen. Die erste Idee lautet: Informiert eure Mitmenschen darüber, dass das ungedeckte Papiergeldsystem das große Übel unserer Zeit ist. Erklärt ihnen klipp und klar, warum sie dem Euro ihre Ersparnisse nicht anvertrauen sollten. Eine große Zahl von Menschen - das ist meine Überzeugung - wird das verstehen. Und aus diesem Verstehen erwächst der Ruf nach besserem Geld (und in der Folge gebietet das dem Staat Einhalt).

Die zweite Idee lautet: Setzt eure Mitmenschen darüber in Kenntnis, dass jeder Mensch ein unbestreitbares Recht auf Selbstbestimmung besitzt; dass sie und du selbst ein nicht in Abrede zu stellendes Recht haben, eigenbestimmt zu leben - und dass niemand ein Recht hat, anderen ihr Selbstbestimmungsrecht abzusprechen (und das könnt ihr bei Bedarf über das Apriori des Eigentums auch noch näher begründen.)

Diese zentrale Erkenntnis der Aufklärung, dass jeder von uns ein Selbstbestimmungsrecht besitzt, bedeutet, konsequent zu Ende gedacht, vor allem eines: Wir alle haben das Recht, aus einem Staat (wie wir ihn heute kennen) auszusteigen, haben das Recht auf Sezession. Im Aufspalten der großen politischen Einheiten in kleine politische Einheiten liegt ein Schlüssel, den übergroßen Staat zu verhindern und Wohlstand und Frieden zu bewahren.

Kleine politische Einheiten sind besser, sie sind wohlhabender und friedvoller. Denken Sie nur an die Rangliste der wohlhabenden Länder auf der Welt: Schweiz, Liechtenstein, Monaco, Hong Kong, Singapur. Alles Kleinstaaten. Der Grund für den Erfolg der "kleinen Einheiten" liegt auf der Hand: Kleine politische Einheiten sind angewiesen auf freien Handel, auf Kapitalimporte, sie müssen freundlich zu ihren Bürgern sein, müssen niedrige Steuern haben, damit Talente sich ansiedeln und nicht abwandern. Es gibt gute Gründe darüber nachzudenken, ob eine politische Einheit wie die EU nicht doch zu groß ist; gleiches gilt für die Vereinigten Staaten von Amerika, China, die Bundesrepublik Deutschland.

Das Bestreben, große politische Einheiten in viele kleine politische Einheiten zu überführen, ist ein sehr erfolgsversprechender Weg, um dem Sozialismus, der gerade zur Tür hereinspaziert, vielleicht doch noch von der Schippe springen zu können. Das rigorose Durchsetzen des Freiheitsgedankens, das damit eingefordert wird, sollte uns nicht verschrecken. Denken wir nur etwa an die Worte von Friedrich Schiller (1759-1805):

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd er in Ketten geboren,
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Mißbrauch rasender Toren.
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht.


Ein Zoom-Vortrag von Thorsten Polleit, gehalten auf der Veranstaltung des "Liberty Sunrise Summer Camp" am 13. August 2021.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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