"Evergrande-Crash" im Oktober?
22.09.2021 | Andreas Hoose
Nach der atemlosen Hausse seit dem Corona-Crash vom März 2020 zieht wie aus heiterem Himmel plötzlich ein Unwetter auf. Was kann daraus werden?
Mitten in der schönsten Partystimmung geraten die Börsenkurse plötzlich ins Trudeln. Mit bangem Blick Richtung China stellen sich immer mehr Anleger die Frage, ob der wankende chinesische Immobilienkonzern "Evergrande" das Potential haben könnte, analog zu den Entwicklungen im Jahr 2008 eine Art "Lehman-Ereignis" auszulösen. Passend dazu haben wichtige Indizes, wie der DAX oder der S&P 500 in dieser Woche "schöne" Verkaufssignale ausgebildet. Wie ist die Lage?
Werfen wir zunächst einen Blick auf den marktbreiten S&P 500: Die folgende Grafik zeigt, dass hier jetzt gleich mehrere Aspekte auf weitere Kursverluste hindeuten.
Da ist zunächst das starke Abwärtsvolumen von vergangener Woche.
Was das Handelsvolumen angeht, war es die stärkste Abwärtswoche der vergangenen Monate. Achten Sie auf den roten Pfeil in der folgenden Grafik. Schon allein dieses Ereignis muss besonders beachtet werden, denn es ist denkbar, dass die vergangene Verfallswoche mit dem starken Abwärtsvolumen einen größeren Kursrutsch im gerade beginnenden Börsenherbst angekündigt hat.
Folgerichtig kam es dann auch bereits zur Eröffnung am Montag dieser Woche zu einem Abwärtsgap. Die Kurslücke weckt Erinnerungen an den Beginn des März-Crash vom vergangenen Jahr. Achten Sie auf die beiden roten Markierungen in der folgenden Grafik.
Ob daraus jetzt mehr wird, das wird sich in China entscheiden. Dazu einige Zahlen: Die Staatsverschuldung des Riesenreichs liegt mittlerweile bei rund 270 Prozent der Wirtschaftsleistung. Notleidende Kredite haben die stattliche Summe von 467 Milliarden US-Dollar erreicht.
Doch ganz aktuell kommt ein weiteres Problem hinzu: Zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen hat der Immobilienriese Evergrande signalisiert, dass fällige Zahlungen an diverse Gläubiger vom Ausfall bedroht sind.
Chinas zweitgrößter Immobilienkonzern steht mit dem Rücken zur Wand: Ohne Zugang zu weiteren Finanzmitteln wird das Unternehmen nicht in der Lage sein, seine Lieferanten zu bezahlen, Projekte fertigzustellen oder Einnahmen zu erzielen. Eine Pleite des Riesen ist somit eine realistische Option - was bei den Größenordnungen, um die es hier geht, die gesamte chinesische Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte:
Im vergangenen Jahr hatte der taumelnde Konzern Umsätze in Höhe von 110 Milliarden Dollar erzielt. Die Vermögenswerte belaufen sich auf 355 Milliarden Dollar. Schon im Juni konnte Evergrande einige Forderungen nicht begleichen. In Summe sitzt das Unternehmen auf Verbindlichkeiten in Höhe von 305 Milliarden US-Dollar (das sind 305.000 Millionen) - und ist damit der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt.
Außerdem ist Evergrande der größte Emittent von Dollar-Junk-Bonds in Asien. Pikant dabei: Das Unternehmen hat Schulden bei 128 Banken, sowie bei 120 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Die Konstellation ist somit geeignet, einen Flächenbrand in der chinesischen Wirtschaft zu entfachen:
Auf den Konzern entfallen vier Prozent der gesamten hochverzinslichen chinesischen Immobilienanleihen. Die Schulden des Unternehmens sind so groß, dass sie ein systemisches Risiko für das chinesische Bankensystem darstellen, denn verspätete oder ausfallende Zahlungen könnten eine Kettenreaktion bei anderen Instituten auslösen.
Ein Verkauf des Unternehmens könnte wiederum die Immobilienpreise in den Keller treiben und so überschuldete Bauträger zu Fall bringen. Die Behörden befürchten, dass dies den gesamten chinesischen Immobilienmarkt zu destabilisieren droht. Der Sektor macht etwa 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung aus.
Darüber hinaus hat der schwergewichtige Konzern massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Rund 200.000 Menschen arbeiten festangestellt bei Evergrande, hinzu kommen rund 3,8 Millionen Projektarbeiter pro Jahr.
Als Folge der Turbulenzen ist der Aktienkurs des Unternehmens in den vergangenen 14 Monaten um satte 90 Prozent eingebrochen. Die Anleihen werden derzeit 60 bis 70 Prozent unter ihrem Nennwert gehandelt.
Tatsächlich deutet der Kursverlauf der Aktie an der New Yorker Börse auf eine bevorstehende Pleite hin. Die folgende Grafik lässt das bereits erahnen:
Mitten in der schönsten Partystimmung geraten die Börsenkurse plötzlich ins Trudeln. Mit bangem Blick Richtung China stellen sich immer mehr Anleger die Frage, ob der wankende chinesische Immobilienkonzern "Evergrande" das Potential haben könnte, analog zu den Entwicklungen im Jahr 2008 eine Art "Lehman-Ereignis" auszulösen. Passend dazu haben wichtige Indizes, wie der DAX oder der S&P 500 in dieser Woche "schöne" Verkaufssignale ausgebildet. Wie ist die Lage?
Werfen wir zunächst einen Blick auf den marktbreiten S&P 500: Die folgende Grafik zeigt, dass hier jetzt gleich mehrere Aspekte auf weitere Kursverluste hindeuten.
Da ist zunächst das starke Abwärtsvolumen von vergangener Woche.
Was das Handelsvolumen angeht, war es die stärkste Abwärtswoche der vergangenen Monate. Achten Sie auf den roten Pfeil in der folgenden Grafik. Schon allein dieses Ereignis muss besonders beachtet werden, denn es ist denkbar, dass die vergangene Verfallswoche mit dem starken Abwärtsvolumen einen größeren Kursrutsch im gerade beginnenden Börsenherbst angekündigt hat.
Folgerichtig kam es dann auch bereits zur Eröffnung am Montag dieser Woche zu einem Abwärtsgap. Die Kurslücke weckt Erinnerungen an den Beginn des März-Crash vom vergangenen Jahr. Achten Sie auf die beiden roten Markierungen in der folgenden Grafik.
Ob daraus jetzt mehr wird, das wird sich in China entscheiden. Dazu einige Zahlen: Die Staatsverschuldung des Riesenreichs liegt mittlerweile bei rund 270 Prozent der Wirtschaftsleistung. Notleidende Kredite haben die stattliche Summe von 467 Milliarden US-Dollar erreicht.
Doch ganz aktuell kommt ein weiteres Problem hinzu: Zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen hat der Immobilienriese Evergrande signalisiert, dass fällige Zahlungen an diverse Gläubiger vom Ausfall bedroht sind.
Chinas zweitgrößter Immobilienkonzern steht mit dem Rücken zur Wand: Ohne Zugang zu weiteren Finanzmitteln wird das Unternehmen nicht in der Lage sein, seine Lieferanten zu bezahlen, Projekte fertigzustellen oder Einnahmen zu erzielen. Eine Pleite des Riesen ist somit eine realistische Option - was bei den Größenordnungen, um die es hier geht, die gesamte chinesische Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte:
Im vergangenen Jahr hatte der taumelnde Konzern Umsätze in Höhe von 110 Milliarden Dollar erzielt. Die Vermögenswerte belaufen sich auf 355 Milliarden Dollar. Schon im Juni konnte Evergrande einige Forderungen nicht begleichen. In Summe sitzt das Unternehmen auf Verbindlichkeiten in Höhe von 305 Milliarden US-Dollar (das sind 305.000 Millionen) - und ist damit der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt.
Außerdem ist Evergrande der größte Emittent von Dollar-Junk-Bonds in Asien. Pikant dabei: Das Unternehmen hat Schulden bei 128 Banken, sowie bei 120 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Die Konstellation ist somit geeignet, einen Flächenbrand in der chinesischen Wirtschaft zu entfachen:
Auf den Konzern entfallen vier Prozent der gesamten hochverzinslichen chinesischen Immobilienanleihen. Die Schulden des Unternehmens sind so groß, dass sie ein systemisches Risiko für das chinesische Bankensystem darstellen, denn verspätete oder ausfallende Zahlungen könnten eine Kettenreaktion bei anderen Instituten auslösen.
Ein Verkauf des Unternehmens könnte wiederum die Immobilienpreise in den Keller treiben und so überschuldete Bauträger zu Fall bringen. Die Behörden befürchten, dass dies den gesamten chinesischen Immobilienmarkt zu destabilisieren droht. Der Sektor macht etwa 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung aus.
Darüber hinaus hat der schwergewichtige Konzern massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Rund 200.000 Menschen arbeiten festangestellt bei Evergrande, hinzu kommen rund 3,8 Millionen Projektarbeiter pro Jahr.
Als Folge der Turbulenzen ist der Aktienkurs des Unternehmens in den vergangenen 14 Monaten um satte 90 Prozent eingebrochen. Die Anleihen werden derzeit 60 bis 70 Prozent unter ihrem Nennwert gehandelt.
Tatsächlich deutet der Kursverlauf der Aktie an der New Yorker Börse auf eine bevorstehende Pleite hin. Die folgende Grafik lässt das bereits erahnen: