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EUR-USD in ruhigem Fahrwasser - "JPY-Carry-Trade" unter leichtem Druck

28.08.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3625 am unteren Ende der Bandbreite der letzten 24 Handelsstunden. Der USD hat gegenüber dem JPY an Boden verloren und notiert aktuell bei 115.50. Hintergrund der aktuellen Bewegung in den Paritäten EUR-USD und USD-JPY ist einmal mehr der "JPY-Carry-Trade". Hier kommt es aktuell zu Positionsauflösungen. Nach zwischenzeitlichen Höchstkursen bei 159.70 notiert der Euro aktuell bei 157.35 gegenüber dem JPY.

Gestern fokussierte sich der Finanzmarkt auf EZB-Präsident Trichet. Die Verbalanalysten unter uns stellten fest, dass die Begrifflichkeit "strong vigilance" in seinem Vortrag ausblieb und auch andere Formulierungen für eine Neubewertung der Situation durch die EZB sprachen. Daraus wurde abgeleitet, dass die Wahrscheinlichkeiten einer Verlängerung der Zinspause respektive einer Neuausrichtung der Zinspolitik zunehmen.

Im Hinblick auf die massiven Funktionsstörungen am globalen Geldmarkt und auch Kapitalmarkt nebst der Krise in den USA sind negative makroökonomische Folgen global in Folge einer Verschärfung der Risikoaversion bei den Finanzintermediären absehbar. Sie sind jedoch derzeit noch nicht quantifizierbar. Ein sich abschwächendes globales Wachstumsbild hat auch ein verändertes und zwar milderes Inflationsbild zur Folge.

Da die Zinserhöhungen der EZB erst mit einer Nachlaufzeit von 12 Monaten die volle makroökonomische Wirkung entfalten, ist die EZB sicherlich gut beraten, in dem aktuell von Unsicherheit geprägten Umfeld von einer Erhöhung des Reposatzes abzusehen. Ansonsten droht unter Umständen im globalen "Schwarze Kater Spiel" unangenehme Verantwortung für potentielle Unfälle im Finanzsystem.

Der Absatz genutzter Immobilien in den USA per Juli konnte einmal mehr nicht überzeugen:
  • Im Monatsvergleich ergab sich ein leichter Rückgang um 0,2% von annualisiert 5.760.000 auf 5.750.000 Immobilien.
  • Im Jahresvergleich stellte sich damit eine Abnahme um 9% ein.
  • Der Absatz ist auf das niedrigste Niveau seit Ende 2002 gesunken.
  • Der Bestand an zum Verkauf stehenden Immobilien legte von 9,1 auf 9,6 Monatsumsätze zu (Vorjahr 7,3) und bewegt sich damit auf dem Niveau der Immobilienkrise 1990.
  • Der "Median" Hauspreis sank im Jahresvergleich um 0,6%.

Der deutsche IFO-Index per August steht heute im Mittelpunkt des Interesses. Analysten erwarten einen Rückgang von zuvor 106,4 auf 105,4 Punkte. Damit ergäbe sich seit Mai 2007 ausgehend von 108,6 Punkten der dritte Rückgang in Folge.

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Die Geldmenge M-3 soll per Juli in der Eurozone um 11,0% nach zuvor 10,9% zugelegt haben. Damit ergäben sich keine neuen Erkenntnisse.

Aus den USA folgt das Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board per August. Im Vormonat ergab sich unverständlicherweise ein Anstieg von 105,3 auf 112,6 Punkte. Damit wurde das höchste Niveau seit August 2001 markiert. Diese "Irritation" wird aller Voraussicht nach heute durch einen Rückgang per August auf 104,0 Punkte beseitigt. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob der Pool der Befragten durch das Conference Board auch nur ansatzweise repräsentativen Charakter hat.

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Den Abschluss des heutigen Datenreigens macht der Richmond Fed Composite Index per August. Im Vormonat verharrte der Index unverändert bei 4 Punkten. Eine Konsensusprognose ist hier nicht erhältlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3450 -80 neutralisiert den positiven Bias.

© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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