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Warum und wie der Sozialismus die Welt erobern will

20.11.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Der Drang nach weltweiter Geltung ist dem Marxismus-Sozialismus nachweislich eigen. Schon Karl Marx (1818-1883) rief am Ende des Kommunistischen Manifestes die "Proletarier aller Länder" dazu auf, sich zu vereinigen, und stellte ihnen in Aussicht, der Kapitalismus werde notwendigerweise durch den Sozialismus ersetzt, und zwar weltweit. Dem "proletarischen Internationalismus" verpflichtet, gründete Marx 1864 die "Internationale Arbeiterassoziation", die "Erste Internationale", auf die, angeregt von Friedrich Engels (1820-1895), 1889 die "Zweite Internationale" folgte.

Wladimir Iljitsch Uljanow, gennant Lenin (1870-1924), gründete 1919 die "Dritte Internationale" (die "Komintern"). Er sah den "Sieg des Weltsozialismus" als verbürgt an: "Der Sieg der proletarischen Revolution in der ganzen Welt ist sicher. Die Gründung der internationalen Räterepublik wird kommen."

Josef Stalin (1878-1953) strebte ebenfalls den Weltsozialismus an. Er wollte jedoch zunächst die Diktatur des Proletariats in der Sowjetunion errichten ("Sozialismus in einem Lande") und dies als Basis nutzen, um den Imperialismus aller Länder niederzuringen und dann die Weltrevolution zu verbreiten.

Stalins späterer Gegenspieler, Leo Trotzki (1879-1940), strebte die große Lösung an: eine weltweite "permanente Revolution" mit dem Ziel, eine "Diktatur des Proletariats", getragen von einer "proletarischen Internationalen" zu errichten, eben den Weltsozialismus.

Vor diesem Hintergrund kann man von einem "imperialistischen Sozialismus" sprechen. Seine Heilsverkündung treibt ihn zu "grundsätzlicher Grenzenlosigkeit". Der Sozialismus kann nicht eher zur Ruhe kommen, bevor er nicht alle Formen des freien Wirtschafts- und Gesellschaftslebens zerstört und beseitigt hat.


6.

Ein Weltsozialismus, der alle Regionen des Planeten umfasst, würde natürlich besonders schwerwiegende Probleme verursachen. Nicht nur würde die bereits dargelegte Problematik, dass der Sozialismus undurchführbar ist, auch hier in Erscheinung treten, und zwar in allergrößter Unerbittlichkeit. In der Welt, die wir heute vorfinden, würde zudem ein Wanderungsproblem heraufbeschworen, das die schwerwiegendsten Folgen für die betroffenen Menschen hätte. Denn wie in einer kapitalistische(re)n Wirtschaft wäre auch im Weltsozialismus die Entscheidung zu treffen, was wann wo produziert wird, und wo wann und wie
viele Arbeitskräfte anzusiedeln sind.

In einem Weltsozialismus trifft diese Entscheidung das Zentralbüro, der sozialistische Diktator. Sie schicken (nach welchen Willkürerwägungen auch immer) Menschen aus Nationen, deren Gebiet weniger günstig ist für die angestrebte Produktion, in das Gebiet von Nationen, in denen die Produktionsbedingungen günstiger sind. Per Diktat von oben werden Menschen einander räumlich aufgezwungen, Menschen, die sich durch Sprache, Tradition, Kultur, Religion etc. mehr oder weniger stark unterscheiden. Das muss mitunter schwere Konflikte zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Nationen heraufbeschwören.

Vor allem eine Minderheit zu sein in einem weltsozialistischen Regime wird für die Betroffenen vielfältige und gravierende Nachteile mit sich bringen. Schließlich hängen sie in allen Lebensbelangen von der einen zentralen Obrigkeit ab, sind ihr gegenüber ohnmächtig. Ein erbitterter Kampf würde darüber entbrennen, wer in den von der Natur reichlicher beschenkten Regionen auf dieser Erde leben darf, und wer sein Auskommen in unwirtlicheren Gegenden fristen muss. Vertreibung, Umsiedlung, Zwangsassimilierung, gewaltsame Umerziehung und andere Grausamkeiten wären die zu befürchteten Folgen.

Man denke nur einmal daran, die Führungsclique oder der Führer des Weltsozialismus käme zu dem Schluss, es lebten zu viele Menschen auf der Welt, ihre Zahl müsse durch Geburtenkontrolle gesteuert oder noch schlimmer: ihre Zahl müsse verringert werden. Es dürfte offenkundig sein, dass es für die Opfer solcher Entmenschlichungs-Programme in einem Weltsozialismus keine Fluchtorte mehr gibt.


7.

Man fragt sich: Warum hat der Sozialismus, obwohl seine ökonomische Unmöglichkeit seit langem bekannt, mit wissenschaftlichen Mitteln bewiesen ist, seine Faszination, seine Verführungskraft noch immer nicht eingebüßt? Zu sagen, die Menschen würden aus den schlechten Erfahrungen, die sie mit dem Sozialismus gemacht haben, nicht lernen, kann nicht überzeugen. Die Erklärung ist vielmehr auf der emotionalen-psychologischen Ebene zu suchen. Dazu einige Überlegungen.

Der Sozialismus verspricht den Menschen eine bessere, gerechtere, friedvollere Welt. Das öffnet ihm die Herzen vieler Menschen. Der Sozialismus appelliert zudem an die niedrigen Instinkte der Menschen, vor allem an Neid und Missgunst. Und auch das fällt auf fruchtbaren Boden. Der Sozialismus stellt den weniger Erfolgreichen und weniger Fleißigen in Aussicht, an das Geld der Erfolgreicheren und Tüchtigeren zu gelangen.

Denen, die meinen, sie seien zu kurz gekommen, eröffnet der Sozialismus die Möglichkeit, diejenigen, die aus ihrer Sicht besser weggekommen sind, zu erniedrigen und sich dadurch Genugtuung zu verschaffen. Den Sozialismus begrüßen meist auch diejenigen, die ihren Mitmenschen die eigene Denk- und Lebensweise vorschreiben, sie knechten wollen, die durch die Herabwürdigung ihrer Mitmenschen einen Zuwachs eigener Größe erfahren. Insbesondere Psychopathen und Soziopathen (also Menschen, denen es an Empathie mangelt) finden reichlich Möglichkeiten im Sozialismus, in seiner Kommando-, Zwang- und Gewaltkultur, ihre Persönlichkeitsstörungen auszuleben.

Diejenigen, die den Sozialismus errichten und den Kapitalismus (oder was davon noch übrig ist) umstoßen wollen, bedienen sich in der Regel sehr wirkungsvoller Sozialtechniken. Sie nutzen dafür vor allem den Staat für ihre Zwecke. In Kindergarten, Schule und Universität soll er sozialistische Lehren verbreiten, sie kultivieren, und gleichzeitig die Lehren der freien Gesellschaft, des freien Marktes, in Verruf bringen. Auch Bürokratie, Medien, die Rechtsprechung stehen im Fadenkreuz der sozialistischen Umstürzler. Hier gilt es, den sozialistischen Geist zu verankern; etwa indem ein "Marsch durch die Institutionen" organisiert wird.

Ebenfalls versuchen Sozialisten (in der kulturmarxistischen Ausprägung) die Gesellschaft zu spalten, Konflikte herbeizureden - zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, Mann und Frau, Eltern und Kindern, Geimpften und Ungeimpften - mit dem Ziel, den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufzulösen, den Menschen Halt und Orientierung zu nehmen, den einzelnen zu atomisieren und ihn empfänglich für die sozialistische Heilsvision zu machen.


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