Dollar-Illiquidität? Ignorierter Funke der nächsten Krise
12.01.2022 | Matt Piepenburg
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Jede Krise ist eine LiquiditätskriseWenn sich das Angebot an Dollars verknappt/ schrumpft, folgt stets und immer eine Krise, denn jede Marktkrise ist, im Kern, eine Liquiditätskrise.
Noch einmal: Während der kleinen Repo-Panik im September 2019 haben wir einen kurzen Vorgeschmack auf diese Dollarknappheit bekommen. Doch all das war nur Geplänkel im Vergleich zu dem, was frühere Krisen, man denke an 2008, im Rahmen von Dollar-Illiquidität mit den Märkten anrichten konnten und auch wieder können. Damals 2008 litten unsere Märkte unter einer US-Dollarknappheit im Umfang von 2 Billionen (!) $ (alias "Finanzierungslücke"). Wie wurde diese "Lücke" gefüllt?
Sie haben es geahnt: durch globale Geldschöpfung außer Rand und Band.
Mit Blick auf die Zukunft, und rückblickend auf die jüngsten (absolut heruntergespielten) Beben im barmittelarmen Repo-Markt, rüsten sich die Insider in Washington und Wall Street für weitere Dollar-Illiquiditätskrisen - also große Marktdesaster, die von "Finanzierungslücken" (alias Mangel an genügend Dollars) angetrieben werden. Auch die Fed weiß das - ein klein wenig zumindest. Sie ist jedenfalls heute nicht in der Position, den US-Dollar aus seiner Weltwährungsfunktion zu entlassen. Das braucht Jahre, allerdings hat der IWF praktisch schon durchblicken lassen, dass es kommen wird.
In der Zwischenzeit bedeutet das, dass der Fed, wenn die nächste Dollar-Liquiditätskrise unsere Märkte und Ökonomien in einen weiteren Abgrund stürzt, aktuell nur ein Werkzeug zur Verfügung steht: verzweifelte und im letzten Moment kommende Geldschöpfung - ihren Ankündigungen geldpolitischer Straffungsmaßnahmen für Anfang 2022 (!) zu Trotz.
Längerfristig wird derartige, unausweichliche Geldschöpfung gut für Gold sein.
Hab ich doch gesagt…
In den Jahren 2019 und 2020 hatte ich davor gewarnt. Ich hatte gewarnt, dass aufgrund massiver Dollar-Illiquidität auch massive, unvorstellbare Geldschöpfung sowie eindeutige Schuldenmonetisierung kommen werden. Falls Sie mir nicht glauben, dann schauen Sie sich diese erneut veröffentlichte Ad-Hoc-Warnung, die ich im März 2020 abgegeben hatte, hier an. Seit dieser Warnung hat sich die Bilanzsumme der Federal Reserve mehr als verdoppelt.
Fakten sind wirklich hartnäckige Dinge, nicht?
Investieren im neuen Anormalzustand
Diese Maßnahmen haben natürlich überhaupt nichts mit Kapitalismus oder freien Märkten zu tun. Zentral- und Geschäftsbanken haben jenen alten Werten und Systemen den Abschiedskuss zugeworfen.
Wir leben, investieren und traden heute in einem zentralisierten Markt, in dem Zentralbanken weiter die Macht über das US-Dollarangebot in den ausländischen Eurodollar-Schattenbankensystemen verlieren und verloren haben. Die hier zugrundliegenden Risiken, Gefahren und Extreme werden - hinsichtlich Verflechtung, Hebelwirkung, Illiquidität und Komplexität - nur von einer Handvoll von Insidern verstanden; ihre vollständige Aufdröselung würde hunderte Seiten zusätzlich in Anspruch nehmen.
Was SIE aus all dieser Komplexität für sich mitnehmen sollten, ist recht simpel: Normale Konjunkturzyklen sind jetzt ausgestorben. Sie wurden durch Liquiditätszyklen der Zentralbanken ersetzt, welche letztendlich auch die Währungen zerstören.
Natürliche Kräfte von Angebot und Nachfrage, auch beim Dollar, wurden durch Geldschöpfung der Zentralbanken ersetzt.