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MAM-Berater Ronald Stöferle erklärt, warum 2022 ein Goldenes Jahr wird

25.01.2022  |  Ronald Peter Stöferle
Einleitung von Matthew Piepenburg

Ronald Stöferle, Berater bei Matterhorn Asset Management und Partner der Incrementum AG, erläutert im Folgenden seine Einschätzungen und Prognosen für Gold im Jahr 2022. Dabei geht Stöferle insbesondere auf legitime Bedenken hinsichtlich der Goldkursentwicklung im vergangenen Jahr ein, die trotz sinkender Realverzinsung und steigender Inflation - eigentlich ein günstiges Umfeld für Gold - eher verhalten/ enttäuschend ausfiel. Letztlich wertet er die jüngste Seitwärtsentwicklung der Goldkurse eher als Zeichen der Stärke und liefert mit Blick auf 2022 Argumente für ein "goldenes Jahr für Gold".

Stöferles Überzeugungen für das Jahr 2022 stützen sich auf fünf Kernargumente: 1.) weiterhin hohe und beständige Inflation 2.) anhaltender geldpolitischer Exzess 3.) negative Realverzinsung als bleibender Trend 4.) Inflation als Aktienmarktstörfaktor und 5.) der günstige relative Wert von Gold im Anlageklassenvergleich.

Als einer der global führenden Edelmetallexperten und Autor des weltberühmten Gold-Jahresberichts In Gold We Trust bestechen Stöferles Einsichten, Perspektiven und Datenpunkte durch unübertroffene Klarheit und Glaubwürdigkeit. Sie richten sich an alle, die die Entwicklungen an den Edelmetallmärkten verfolgen und/ oder interessiert sind an physischem Gold als historisch bestätigte Versicherung gegen zunehmende Markt-, Währungs- und Bankrisiken. Es ist uns eine Freude und Ehre, diese wichtigen Gedanken mit unserem MAM-Publikum zu teilen.



5 Gründe, warum 2022 ein goldenes Jahr für Gold sein wird

2021 war ein enttäuschendes Jahr für Goldanleger, denn die Inflationsraten sind im Laufe des Jahres dramatisch angestiegen. In den USA legte die Inflationsrate (CPI) von 1,4 Prozent im Jänner 2021 auf 7,0 Prozent im Jahresvergleich im Dezember zu. Das ist der stärkste 12-Monats-Anstieg seit Juni 1982. Dennoch hatte Gold in vielen Währungen im Laufe des Jahres zu kämpfen. Und in den Währungen, in denen Gold zulegen konnte, war dieser im Vergleich zum starken Anstieg der Inflation gering.

Die sinkenden und rekordtiefen Realzinsen hätten sich ebenfalls günstig auf den Goldpreis auswirken sollen. Im November 2021 fiel der reale Leitzins sogar unter den Tiefststand von 1975 (-5%). Doch der Goldpreis folgte diesem historischen Rückgang der Realzinsen entgegen der soliden negativen Korrelation zwischen Goldpreis und Renditen nicht, sondern bewegte sich lediglich seitwärts.

Diese Seitwärtsbewegung ist jedoch kein Zeichen für den Niedergang des Goldes, sondern für seine fundamentale Stärke. Wenn man den nervösen Goldanlegern und -investoren zuhört, könnte man meinen, der Goldpreis sei um 50 Prozent oder noch mehr eingebrochen. Wenn man jedoch die Perspektive erweitert, erscheint die Entwicklung des Goldpreises in den letzten Monaten, der zwischen 1.700 und 1.900 USD schwankte, wie eine vorübergehende Verschnaufpause und nicht wie der Beginn eines Bärenmarktes.

Und es gibt noch viele weitere Gründe, warum 2022 ein goldenes Jahr für Gold werden wird.


1. Die Inflation wird auf einem hohen Niveau bleiben

Am Ende war es eine vorhersehbare Kapitulation, als Jerome Powell einräumte, dass die Inflation nicht bloß vorübergehend erhöht ist. Und Christine Lagarde wird ihre hartnäckige Position aufgeben müssen, dass die Inflation nur vorübergehender Natur oder buckelförmig ist, wie sie es Anfang Dezember 2021 ausgedrückt hatte. Der Inflationsdruck wird auf kurze Sicht erheblich bleiben.

Auch mittel- und sogar langfristig wird der Inflationsdruck erhöht bleiben, da sich aktuell mehrere grundlegende Veränderungen - wirtschaftlich, politisch, psychologisch und demografisch - vollziehen. Das In Gold We Trust-Spezialmit dem Titel "Der Junge, der Wolf rief: Inflationäre Dekade voraus?" bietet einen umfassenden Einblick in diese vielschichtigen strukturellen Veränderungen, Ronald-Peter Stöferles Keynote-Vortrag "The Monetary Tipping Point" liefert ein Update zu diesen grundlegenden Veränderungen. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Inflationsraten weiter steigen werden, sondern dass das Inflationsniveau hoch bleiben wird, d. h. (deutlich) über den Inflationszielen der Zentralbanken.

Der Rekordanstieg der Erzeugerpreise rund um den Globus bestätigt unsere Ansicht. In den USA steigen die Erzeugerpreise im Jahresvergleich mittlerweile um 9,6 Prozent, in China um 12,9 Prozent und in der Eurozone um sage und schreibe 21.9 Prozent. Entgegen der landläufigen Meinung beschränkt sich der markante Preisauftrieb auch nicht nur auf die Energiepreise. Mehr als 80 Prozent der CPI-Komponenten verzeichnen bereits eine Inflationsrate von 2,5 Prozent oder mehr.


2. Die Geldpolitik bleibt locker

Die Zentralbanken werden kaum in der Lage sein, die Geldpolitik deutlich zu straffen. Ein Grund dafür ist die hohe Verschuldung in allen drei Sektoren der Wirtschaft - Staat, Unternehmen und private Haushalte. Denn je höher die Verschuldung ist, desto stärker wirken sich Zinserhöhungen auf die Zahlungsfähigkeit der Schuldner aus. Nach Angaben des "Internationalen Währungsfonds" (IWF) stieg 2020 die weltweite Verschuldung um 28 Prozentpunkte auf 256 Prozent des globalen BIP.

Obwohl die Staatsverschuldung mit einem Anstieg um 19 Prozentpunkte auf 99 Prozent des Bruttoinlandsprodukts den stärksten Zuwachs verzeichnete, legte auch die private Verschuldung, bestehend aus Unternehmen und privaten Haushalten, deutlich um 14 Prozentpunkte auf 178 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu. Daten für das Jahr 2021 liegen noch nicht vor.

Beispielsweise hat das "Congressional Budget Office" (CBO) für die USA berechnet, dass selbst bei einem moderaten Anstieg der Anleiherenditen der Zinsendienst von derzeit 1,4 Prozent des BIP auf unfinanzierbare 8,6 Prozent im Jahr 2051 ansteigen wird. In einem weiteren Szenario, das das CBO in Betracht zieht, und das nicht als extrem zu bezeichnen ist, könnte der Zinsdienst sogar auf 15,8 Prozent explodieren.

Daher wird es den Zentralbanken bestenfalls gelingen, ihre Geldpolitik von ultra-locker auf locker zu straffen. Denn sobald die unvermeidlichen Folgen einer auch nur etwas strafferen Geldpolitik auf den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft spürbar werden, werden die Zentralbanken den Normalisierungsprozess aufgeben. Wir sind ziemlich sicher, dass dies die kürzeste und geringste Zinserhöhungskampagne in der Geschichte der Federal Reserve sein wird.


3. Die Realzinsen werden negativ bleiben

Wer zum aktuellen Zeitpunkt gegen Gold wettet, setzt darauf, dass die Zentralbanker tatsächlich in der Lage sein werden, eine straffere Geldpolitik durchzusetzen und den Kurs zu halten, wenn als Reaktion auf das Tapering und die Erhöhung der Leitzinsen die Märkte einbrechen, die Zinssätze steigen und sich die Wirtschaft abkühlt. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken diesen Test nicht bestehen werden. Infolgedessen werden die realen Renditen viel länger im negativen Bereich bleiben, als selbst Pessimisten glauben.

Anders ausgedrückt: Die finanzielle Repression wird uns noch lange erhalten bleiben. Und wie der folgende Chart deutlich zeigt, sind negative Realrenditen die Basis für jeden Bullenmarkt bei Gold.

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