5 Gründe, warum die Goldrally noch nicht am Ende ist
30.10.2024 | Ronald Peter Stöferle
+28,1%, +27,2%, +28,3% - so lauten die beeindruckende Performance von Gold in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres in US-Dollar, Euro bzw. Schweizer Franken.
+42,3%, +35,0%, +31,1% - das ist die noch beeindruckendere Performance im Jahresvergleich per Ende September. Angesichts dieser Zahlen drängt sich automatisch die Frage auf, ob der Goldpreis seinen Plafonds erreicht hat oder ob er sich gar in einer Blase befindet wie Anfang der 1980er-Jahre, und eine erhebliche Korrektur droht. Gewichtige Gründe sprechen jedoch dafür, dass der Goldpreis sich noch nicht Regionen extremer Überbewertung befindet.
Inflationsbereinigt ist Gold noch nicht am Allzeithoch
Seit Dezember 2023 in US-Dollar und seit Oktober 2023 in Euro jagt ein Allzeithoch beim Goldpreis das nächste. Dass der Goldpreis fast vier Jahre lang daran wiederholt daran scheiterte, die 2.000-USD-Marke dauerhaft zu überwinden, ist angesichts des daran anschließenden Anstiegs um über 30% auf über 2.600 USD in nicht einmal 6 Monaten heute nur mehr schwer vorstellbar.
Inflationsbereinigt liegt der Goldpreis per Monatsende allerdings noch immer unter seiner Rekordmarke aus dem Jänner 1980 von 2.646 USD, wenngleich nur mehr knapp. Daher sind Sorgen, dass die Luft in den aktuellen Sphären bereits dünn sein könnte, unbegründet. Positiv ist aktuell zudem zu werten, dass der seit dem Jahr 2000 andauernde Goldpreisanstieg deutlich gemäßigter verlief als der zweite Teil der Goldhausse in den 1970er-Jahren.
Zu bedenken ist, dass sich in diesen mehr als vier Jahrzehnten die Inflationsberechnung stark verändert hat. Auf Grundlage der Berechnungsmethode in den 1970er-Jahren wäre die ausgewiesene Inflationsrate in den darauffolgenden mehr als 40 Jahren deutlich höher als vor fast einem halben Jahrhundert und somit auch das inflationsbereinigte Allzeithoch von Gold. Das für die Berechnung des CPI zuständige US Bureau of Labor Statistics listet drei große Revisionen seit 1980 auf und unzählige weitere kleinere Anpassungen. Die Berechnungen Shadow Government Statistics ergeben im Vergleich zu 1980 mittlerweile einen Unterschied von rund 8 (!) Prozentpunkten.
Die Nachfrage nach Gold bleibt hoch:
Während unter den Zentralbanken China sein Aufstockungstempo in Q2/2024 spürbar verlangsamt hat, hat Indien dieses ebenso spürbar beschleunigt. In Q2/2024 erhöhte Indien seine Goldreserven um 18,7 t und nur um einen Hauch weniger als Polen. In Q1/2024 waren es nur unwesentlich weniger gewesen. Damit stockte die Bank of India ihre Goldbestände in nur einem halben Jahr um 4,6% auf.
Auffällig ist jedenfalls, dass sich nach dem herben Einbruch 2022 die OTC-Goldtransaktionen 2023 fast verachtfachten. 2024 setzte sich dieser Trend bislang fort. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 stiegen die OTC-Transaktionen im ersten Halbjahr 2024 um knapp 60%. Damit konnten in Q2/2024 die sonstige um 6% sinkende Goldnachfrage mehr als kompensiert werden und der höchste Wert für ein Q2 seit Beginn der Datenaufzeichnungen des WGC im Jahr 2000 erzielt werden. Es handelt sich auch um den höchsten Wert für ein erstes Halbjahr in diesem Vierteljahrhundert.
Die Goldreserven der Zentralbanken sind aber auch ein Ausdruck der ökonomischen Bedeutung eines Landes. So hat die polnische Zentralbank NBP mit einem Gesamtbestand von nunmehr 420 Tonnen höhere Goldreserven als Großbritannien. Auch in Europa verschiebt sich die ökonomische (Macht-)Balance zunehmend von West nach Ost. Polen ist eine der am kräftigsten wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Adam Glapinski, Präsident der polnischen Zentralbank NBP, betonte, dass Polen danach strebt, 20% seiner Währungsreserven in Gold halten zu wollen. Aktuell sind es 14,9%, Ende 2020 waren es nicht einmal 10% gewesen.
Der von Glapinski angeführte Grund für die kräftigen Goldkäufe spricht für sich: "Keiner unserer Handelspartner und Investoren kann an unserer Glaubwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit zweifeln, selbst wenn sich um uns herum dramatische Zustände entwickeln." Anders ausgedrückt: In Zeiten einer schweren Krise, also dann, wenn es ganz besonders darauf ankommt, ist Gold ein glaubwürdigerer Bürge für die Zahlungsfähigkeit als selbst die führenden Fiat-Währungen US-Dollar und Euro.
Zinswende zu niedrigeren Zinsen beflügelt den Goldpreis
Am Mittwoch, den 18. September, war es dann so weit. Inmitten heftiger Spekulationen um einen großen Zinsschritt senkte die Federal Reserve zum ersten Mal seit Ende Juli 2019 wieder die Zinsen, und schlussendlich doch überraschend gleich um 0,50 Prozentpunkte. Schließlich senkte die Federal Reserve die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte die letzten Male im Jänner 2001 und im September 2007 inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen. Die mit diesem Paukenschlag angebrochene Phase fallender Zinsen sollte den Goldpreis jedenfalls beflügeln. Jedenfalls war dies bislang in jeder der drei Zinssenkungsphase seit der Jahrtausendwende der Fall.
Zu Beginn der 2000er-Jahre legte der Goldpreise während des Zinssenkungszyklus nach dem Platzen der Dot.com-Blase Gold von 270 USD auf rund 420 USD oder um fast 60% zu. In den Jahren der Zinssenkungen im Anschluss an die Rezession nach der Weltfinanzkrise 2007/2008 setzte der Goldpreis zu einem Höhenflug von rund 660 USD auf rund 1.600 USD oder um mehr als 140 Prozent an. Während der Zinssenkungsphase 2019/2020 infolge der Abkühlung der US-Wirtschaft und dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der direkt daran anschließenden Corona-Pandemie kletterte Gold um mehr als ein Drittel von 1.400 USD auf rund 1.900 USD.
+42,3%, +35,0%, +31,1% - das ist die noch beeindruckendere Performance im Jahresvergleich per Ende September. Angesichts dieser Zahlen drängt sich automatisch die Frage auf, ob der Goldpreis seinen Plafonds erreicht hat oder ob er sich gar in einer Blase befindet wie Anfang der 1980er-Jahre, und eine erhebliche Korrektur droht. Gewichtige Gründe sprechen jedoch dafür, dass der Goldpreis sich noch nicht Regionen extremer Überbewertung befindet.
Inflationsbereinigt ist Gold noch nicht am Allzeithoch
Seit Dezember 2023 in US-Dollar und seit Oktober 2023 in Euro jagt ein Allzeithoch beim Goldpreis das nächste. Dass der Goldpreis fast vier Jahre lang daran wiederholt daran scheiterte, die 2.000-USD-Marke dauerhaft zu überwinden, ist angesichts des daran anschließenden Anstiegs um über 30% auf über 2.600 USD in nicht einmal 6 Monaten heute nur mehr schwer vorstellbar.
Inflationsbereinigt liegt der Goldpreis per Monatsende allerdings noch immer unter seiner Rekordmarke aus dem Jänner 1980 von 2.646 USD, wenngleich nur mehr knapp. Daher sind Sorgen, dass die Luft in den aktuellen Sphären bereits dünn sein könnte, unbegründet. Positiv ist aktuell zudem zu werten, dass der seit dem Jahr 2000 andauernde Goldpreisanstieg deutlich gemäßigter verlief als der zweite Teil der Goldhausse in den 1970er-Jahren.
Zu bedenken ist, dass sich in diesen mehr als vier Jahrzehnten die Inflationsberechnung stark verändert hat. Auf Grundlage der Berechnungsmethode in den 1970er-Jahren wäre die ausgewiesene Inflationsrate in den darauffolgenden mehr als 40 Jahren deutlich höher als vor fast einem halben Jahrhundert und somit auch das inflationsbereinigte Allzeithoch von Gold. Das für die Berechnung des CPI zuständige US Bureau of Labor Statistics listet drei große Revisionen seit 1980 auf und unzählige weitere kleinere Anpassungen. Die Berechnungen Shadow Government Statistics ergeben im Vergleich zu 1980 mittlerweile einen Unterschied von rund 8 (!) Prozentpunkten.
Die Nachfrage nach Gold bleibt hoch:
Während unter den Zentralbanken China sein Aufstockungstempo in Q2/2024 spürbar verlangsamt hat, hat Indien dieses ebenso spürbar beschleunigt. In Q2/2024 erhöhte Indien seine Goldreserven um 18,7 t und nur um einen Hauch weniger als Polen. In Q1/2024 waren es nur unwesentlich weniger gewesen. Damit stockte die Bank of India ihre Goldbestände in nur einem halben Jahr um 4,6% auf.
Auffällig ist jedenfalls, dass sich nach dem herben Einbruch 2022 die OTC-Goldtransaktionen 2023 fast verachtfachten. 2024 setzte sich dieser Trend bislang fort. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 stiegen die OTC-Transaktionen im ersten Halbjahr 2024 um knapp 60%. Damit konnten in Q2/2024 die sonstige um 6% sinkende Goldnachfrage mehr als kompensiert werden und der höchste Wert für ein Q2 seit Beginn der Datenaufzeichnungen des WGC im Jahr 2000 erzielt werden. Es handelt sich auch um den höchsten Wert für ein erstes Halbjahr in diesem Vierteljahrhundert.
Die Goldreserven der Zentralbanken sind aber auch ein Ausdruck der ökonomischen Bedeutung eines Landes. So hat die polnische Zentralbank NBP mit einem Gesamtbestand von nunmehr 420 Tonnen höhere Goldreserven als Großbritannien. Auch in Europa verschiebt sich die ökonomische (Macht-)Balance zunehmend von West nach Ost. Polen ist eine der am kräftigsten wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Adam Glapinski, Präsident der polnischen Zentralbank NBP, betonte, dass Polen danach strebt, 20% seiner Währungsreserven in Gold halten zu wollen. Aktuell sind es 14,9%, Ende 2020 waren es nicht einmal 10% gewesen.
Der von Glapinski angeführte Grund für die kräftigen Goldkäufe spricht für sich: "Keiner unserer Handelspartner und Investoren kann an unserer Glaubwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit zweifeln, selbst wenn sich um uns herum dramatische Zustände entwickeln." Anders ausgedrückt: In Zeiten einer schweren Krise, also dann, wenn es ganz besonders darauf ankommt, ist Gold ein glaubwürdigerer Bürge für die Zahlungsfähigkeit als selbst die führenden Fiat-Währungen US-Dollar und Euro.
Zinswende zu niedrigeren Zinsen beflügelt den Goldpreis
Am Mittwoch, den 18. September, war es dann so weit. Inmitten heftiger Spekulationen um einen großen Zinsschritt senkte die Federal Reserve zum ersten Mal seit Ende Juli 2019 wieder die Zinsen, und schlussendlich doch überraschend gleich um 0,50 Prozentpunkte. Schließlich senkte die Federal Reserve die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte die letzten Male im Jänner 2001 und im September 2007 inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen. Die mit diesem Paukenschlag angebrochene Phase fallender Zinsen sollte den Goldpreis jedenfalls beflügeln. Jedenfalls war dies bislang in jeder der drei Zinssenkungsphase seit der Jahrtausendwende der Fall.
Zu Beginn der 2000er-Jahre legte der Goldpreise während des Zinssenkungszyklus nach dem Platzen der Dot.com-Blase Gold von 270 USD auf rund 420 USD oder um fast 60% zu. In den Jahren der Zinssenkungen im Anschluss an die Rezession nach der Weltfinanzkrise 2007/2008 setzte der Goldpreis zu einem Höhenflug von rund 660 USD auf rund 1.600 USD oder um mehr als 140 Prozent an. Während der Zinssenkungsphase 2019/2020 infolge der Abkühlung der US-Wirtschaft und dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der direkt daran anschließenden Corona-Pandemie kletterte Gold um mehr als ein Drittel von 1.400 USD auf rund 1.900 USD.