Das größte Missverständnis im Goldsektor – Das hohe Stock-to-flow Ratio ist die wichtigste Eigenschaft von Gold
05.04.2024 | Ronald Peter Stöferle
In den vergangenen Wochen erzielte Gold in vielen Währungen neue Allzeithochs, so im US-Dollar, im Euro oder auch im Schweizer Franken. Die euphorische Stimmung unter Goldanlegern wollen wir bewusst zum Anlass nehmen, uns einem fundamentalen Thema zu widmen. Denn unserer Auffassung nach herrscht im Goldsektor ein elementares Missverständnis vor. Ein Großteil der Marktteilnehmer und Analysten messen der jährlichen Produktion aber auch der jährlichen Nachfrage deutlich zu viel Bedeutung bei. So liest man häufig, dass der Goldpreis niemals unter die Produktionskosten fallen könne. Nachfolgend wollen auf diesen Irrtum eingehen.
Jedes Gramm Gold, das aus unterschiedlichsten Motiven gehalten wird, ist zu einem bestimmten Preis verkäuflich. Manche Eigentümer würden bereits bei einem geringfügig über dem aktuellen Spot-Preis notierenden Preis verkaufen, viele erst in deutlich höheren Preis-Sphären. Wenn eine Privatperson – in Folge stark gestiegener Preise – seine vor Jahrzehnten gekauften Goldbestände veräußern will, verringert dies aber klarerweise nicht den Gesamtbestand von Gold. Es findet lediglich eine Verlagerung von einem Privatbestand zu einem anderen Privatbestand statt. Für den Käufer ist es völlig egal, ob das Gold vor drei Wochen oder drei Jahrtausenden gefördert wurde.
Die aktuelle jährliche Goldproduktion von mehr als 3.600 Tonnen ist deshalb für die Preisfindung vergleichsweise unbedeutend. Vielmehr setzt sich die Angebotsseite aus allem jemals geförderten und verfügbaren Gold zusammen. Das Recycling von Altgold ist ein wesentlich größerer Teil der Angebotsseite als bei Rohstoffen. Gold ist deshalb paradoxerweise nicht selten, im Gegenteil: Es ist eines der am weitesten verbreiteten Güter der Welt. Nachdem die industrielle Bedeutung gering ist, ist der Großteil des jemals geförderten Goldes noch immer verfügbar.
Anders als bei Rohstoffen wie z. B. Öl, Kupfer oder Agrargütern besteht bei Gold also eine enorme Diskrepanz zwischen jährlicher Produktion (= "flow") und dem gesamten verfügbaren Bestand (= "stock"). Anders gesagt: Gold besitzt ein hohes Stock-to-flow-Ratio (SFR). Das hohe Stock-to-flow-Ratio ist eine wichtige Eigenschaft von Gold (und Silber). Das gesamte jemals geförderte Gold beläuft sich auf fast 213.000 Tonnen. Die jährliche Produktion belief sich 2023 auf knapp über 3.650 Tonnen. Dividiert man die beiden Beträge, so erhält man das Stock-to-flow Ratio von 58,4. Das bedeutet, dass die Jahresförderung mehr als 58 Jahren aufrechterhalten muss, um den aktuellen Goldbestand zu verdoppeln.
Jährlich wächst der Goldbestand derzeit um ca. 1,7% und somit weitaus langsamer als alle Geldmengenaggregate rund um den Globus. Das Wachstum entspricht in etwa dem Bevölkerungswachstum. Das Vertrauen in die aktuelle und zukünftige Kaufkraft von Geld hängt maßgeblich davon ab, wie viel Geld derzeit vorhanden ist und wie sich die Quantität im Laufe der Zukunft verändern wird.
Goldbestand (oberirdisches Gold), in Tonnen, Geldmenge (US-M2), in Mrd. USD, 1910-2023
Jedes Gramm Gold, das aus unterschiedlichsten Motiven gehalten wird, ist zu einem bestimmten Preis verkäuflich. Manche Eigentümer würden bereits bei einem geringfügig über dem aktuellen Spot-Preis notierenden Preis verkaufen, viele erst in deutlich höheren Preis-Sphären. Wenn eine Privatperson – in Folge stark gestiegener Preise – seine vor Jahrzehnten gekauften Goldbestände veräußern will, verringert dies aber klarerweise nicht den Gesamtbestand von Gold. Es findet lediglich eine Verlagerung von einem Privatbestand zu einem anderen Privatbestand statt. Für den Käufer ist es völlig egal, ob das Gold vor drei Wochen oder drei Jahrtausenden gefördert wurde.
Die aktuelle jährliche Goldproduktion von mehr als 3.600 Tonnen ist deshalb für die Preisfindung vergleichsweise unbedeutend. Vielmehr setzt sich die Angebotsseite aus allem jemals geförderten und verfügbaren Gold zusammen. Das Recycling von Altgold ist ein wesentlich größerer Teil der Angebotsseite als bei Rohstoffen. Gold ist deshalb paradoxerweise nicht selten, im Gegenteil: Es ist eines der am weitesten verbreiteten Güter der Welt. Nachdem die industrielle Bedeutung gering ist, ist der Großteil des jemals geförderten Goldes noch immer verfügbar.
Anders als bei Rohstoffen wie z. B. Öl, Kupfer oder Agrargütern besteht bei Gold also eine enorme Diskrepanz zwischen jährlicher Produktion (= "flow") und dem gesamten verfügbaren Bestand (= "stock"). Anders gesagt: Gold besitzt ein hohes Stock-to-flow-Ratio (SFR). Das hohe Stock-to-flow-Ratio ist eine wichtige Eigenschaft von Gold (und Silber). Das gesamte jemals geförderte Gold beläuft sich auf fast 213.000 Tonnen. Die jährliche Produktion belief sich 2023 auf knapp über 3.650 Tonnen. Dividiert man die beiden Beträge, so erhält man das Stock-to-flow Ratio von 58,4. Das bedeutet, dass die Jahresförderung mehr als 58 Jahren aufrechterhalten muss, um den aktuellen Goldbestand zu verdoppeln.
Quelle: World Gold Council
Jährlich wächst der Goldbestand derzeit um ca. 1,7% und somit weitaus langsamer als alle Geldmengenaggregate rund um den Globus. Das Wachstum entspricht in etwa dem Bevölkerungswachstum. Das Vertrauen in die aktuelle und zukünftige Kaufkraft von Geld hängt maßgeblich davon ab, wie viel Geld derzeit vorhanden ist und wie sich die Quantität im Laufe der Zukunft verändern wird.
Goldbestand (oberirdisches Gold), in Tonnen, Geldmenge (US-M2), in Mrd. USD, 1910-2023
Quelle: USGS, World Gold, Council, Federal Reserve St. Louis, Reuters Eikon, Incrementum AG