"Realitätsferne" EZB?
18.05.2022 | Vertrauliche Mitteilungen
Im gesamten Euroraum kämpfen Wirtschaft und private Verbraucher mit teilweise heftigen Teuerungsraten und die eigentlich in erster Linie der Währungsstabilität verpflichtete Europäische Zentralbank (EZB) scheint unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde die letzte "Bodenhaftung“ verloren zu haben.
Obwohl in Europa inzwischen die höchsten Inflationsraten der letzten 40 Jahre herrschen, hielt der EZB-Rat auf seiner bisher letzten Sitzung kurz vor Ostern stur an seiner ultraexpansiven Geldpolitik fest. Noch gutmeinende Beobachter wollen dies nur noch mit einer besonderen Art der Realitätsverweigerung erklären.
Tatsächlich ist die Lage in einigen Euroländern schon viel dramatischer, als es der Euro-weite Durchschnitt erwarten läßt. Denn während die Geldentwertungsrate im März dieses Jahres im Durchschnitt der Euro-Staaten „erst“ bei 7,5 % lag, erreichte sie in Estland und Litauen schon runde 15%. Dies sind durchaus kritische Werte, die sich vor nicht langer Zeit selbst die kritischsten EZB-Beobachter nicht vorstellen konnten und wollten.
Denn bei einer anhaltenden Geldentwertungsrate von 15% p.a. verringert sich die Kaufkraft des Geldes in nur sechs Jahren um die Hälfte! Eine restriktive Geldpolitik wäre vor diesem Hintergrund mehr als angezeigt, doch die EZB ist hiervon noch sehr weit entfernt.
Tatsächlich heizt sie mit ihrer anhaltend expansiven Geldpolitik die Inflation noch weiter an. Zur Beurteilung dieser Frage lohnt ein Blick auf den "neutralen“ Zentralbank-Zins, bei dem die Geldpolitik weder restriktiv noch expansiv wirken würde. Leider können die Ökonomen diesen Zins nicht exakt berechnen, sondern nur näherungsweise schätzen - die meisten Fachleute verorten ihn zur Zeit zwischen 1,5% und 2%.
Im Sinne einer inflationsbekämpfenden, restriktiven Geldpolitik müßte der Zentralbankzins über diesem Wert liegen. Stattdessen liegt der Einlagensatz (der zur Zeit die Funktion des Leitzinses übernommen hat) bei minus 0,5% und der eigentliche Leitzins bei 0%. Und damit nicht genug: Ihre geldmengenerhöhenden Wertpapierkäufe hat die Zentralbank auch noch nicht eingestellt. Hier ist ein Ende erst für das dritte Quartal 2022 in Aussicht gestellt...
Tatsächlich halten die EZB-Ökonomen noch an volkswirtschaftlichen Modellen fest, die die aktuell veränderten Einflußgrößen nur unzureichend oder gar nicht erfassen. Stark gestiegene Rohstoffpreise kommen darin z.B. ebenso wenig vor wie die Auswirkungen der langfristig gestörten Lieferketten.
Noch vor wenigen Wochen (als die aktuellen Preissteigerungsrunden längst absehbar, wenn nicht sogar schon eingeleitet waren) gingen die EZB-Oberen für die Jahre 2023 und 2024 offiziell von einer Geldentwertungsrate von bis zu 2% aus.
Wie diese Werte jetzt noch erreichbar sein sollen, bleibt ein Geheimnis der EZB-Experten. Inzwischen drängt sich bei immer mehr Beobachtern der böse Verdacht auf, daß eine Mehrheit der EZB-Ratsmitglieder angesichts der in einigen Ländern sehr ausufernden Staatsschulden hohe Inflationsraten für gar nicht so schlecht erachten.
Es wäre nicht das erste Mal, daß Staatsschuldenprobleme mit vernichtend wirkenden Inflationsraten "gelöst“ werden sollen!
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4493
Obwohl in Europa inzwischen die höchsten Inflationsraten der letzten 40 Jahre herrschen, hielt der EZB-Rat auf seiner bisher letzten Sitzung kurz vor Ostern stur an seiner ultraexpansiven Geldpolitik fest. Noch gutmeinende Beobachter wollen dies nur noch mit einer besonderen Art der Realitätsverweigerung erklären.
Tatsächlich ist die Lage in einigen Euroländern schon viel dramatischer, als es der Euro-weite Durchschnitt erwarten läßt. Denn während die Geldentwertungsrate im März dieses Jahres im Durchschnitt der Euro-Staaten „erst“ bei 7,5 % lag, erreichte sie in Estland und Litauen schon runde 15%. Dies sind durchaus kritische Werte, die sich vor nicht langer Zeit selbst die kritischsten EZB-Beobachter nicht vorstellen konnten und wollten.
Denn bei einer anhaltenden Geldentwertungsrate von 15% p.a. verringert sich die Kaufkraft des Geldes in nur sechs Jahren um die Hälfte! Eine restriktive Geldpolitik wäre vor diesem Hintergrund mehr als angezeigt, doch die EZB ist hiervon noch sehr weit entfernt.
Tatsächlich heizt sie mit ihrer anhaltend expansiven Geldpolitik die Inflation noch weiter an. Zur Beurteilung dieser Frage lohnt ein Blick auf den "neutralen“ Zentralbank-Zins, bei dem die Geldpolitik weder restriktiv noch expansiv wirken würde. Leider können die Ökonomen diesen Zins nicht exakt berechnen, sondern nur näherungsweise schätzen - die meisten Fachleute verorten ihn zur Zeit zwischen 1,5% und 2%.
Im Sinne einer inflationsbekämpfenden, restriktiven Geldpolitik müßte der Zentralbankzins über diesem Wert liegen. Stattdessen liegt der Einlagensatz (der zur Zeit die Funktion des Leitzinses übernommen hat) bei minus 0,5% und der eigentliche Leitzins bei 0%. Und damit nicht genug: Ihre geldmengenerhöhenden Wertpapierkäufe hat die Zentralbank auch noch nicht eingestellt. Hier ist ein Ende erst für das dritte Quartal 2022 in Aussicht gestellt...
Tatsächlich halten die EZB-Ökonomen noch an volkswirtschaftlichen Modellen fest, die die aktuell veränderten Einflußgrößen nur unzureichend oder gar nicht erfassen. Stark gestiegene Rohstoffpreise kommen darin z.B. ebenso wenig vor wie die Auswirkungen der langfristig gestörten Lieferketten.
Noch vor wenigen Wochen (als die aktuellen Preissteigerungsrunden längst absehbar, wenn nicht sogar schon eingeleitet waren) gingen die EZB-Oberen für die Jahre 2023 und 2024 offiziell von einer Geldentwertungsrate von bis zu 2% aus.
Wie diese Werte jetzt noch erreichbar sein sollen, bleibt ein Geheimnis der EZB-Experten. Inzwischen drängt sich bei immer mehr Beobachtern der böse Verdacht auf, daß eine Mehrheit der EZB-Ratsmitglieder angesichts der in einigen Ländern sehr ausufernden Staatsschulden hohe Inflationsraten für gar nicht so schlecht erachten.
Es wäre nicht das erste Mal, daß Staatsschuldenprobleme mit vernichtend wirkenden Inflationsraten "gelöst“ werden sollen!
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4493