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Ein Blick auf Deutschland - Schockierende Bilder aus Xinjiang

25.05.2022  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0710 (06:01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0663 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 127,10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136,16. EUR-CHF oszilliert bei 1,0309.

An den Finanzmärkten ergeben sich divergente Signale. Der DAX war schwach, der Dow etwas fester. Unerwartet schwache US-Daten (siehe Datenpotpourri) belasteten den USD gegenübe dem Euro. Der Rubel bleibt fest. Edelmetalle konnten geringfügig Boden gewinnen. Das Thema Unsicherheit beherrscht weiter das Geschehen an den Finanzmärkten.


Ein Blick auf Deutschland:

Beginnen wir mit positiven Nachrichten. Laut IFO-Institut stieg der Index der Exporterwartungen per Mai von 1,5 auf 4,5 Punkte. Der Index legte den zweiten Monat in Folge zu.

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Der Chart impliziert eine Stabilisierung. Das ist vor dem aktuellen Hintergrund der geopolitischen Lage als positiv zu bewerten.

Laut MINT-Report des IW in Köln fehlen in Deutschland 320.600 MINT-Arbeitskräfte. Gegenüber dem Vorjahr hätte sich die Lücke verdoppelt. Diese Entwicklung ist unter strukturellen Aspekten kritisch zu bewerten. Ohne den Sektor MINT verlöre Deutschland den Anschluss.


DIHK mit Ergebnissen von der Front der Realwirtschaft

Der DIHK rechnet per 2022 mit einer Inflation in Höhe von 7,0% (Vorjahr 3,1%). Basis ist eine Umfrage unter 25.000 Unternehmen aus allen Branchen. 79% der Unternehmen rechnen mit höheren Einkaufspreisen bei Energie, 70% bei Rohstoffen und Vorprodukten. Höhere Arbeitskosten werden von 57% der Unternehmen erwartet. Über alle Branchen hinweg geben 39% der Betriebe an, die erhöhten Kosten an Kunden weiterzugeben. 34% wollen das vermeiden.

Kommentar: Der Kostendruck ist erheblich. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Anteil der Unternehmen erhöht, die den Kostendruck weitergeben wollen oder aus existentiellen Gründen müssen, ist hoch. Dennoch freuen wir uns zunächst über diese aktuelle Wasserstandsmeldung, die als relativ entspannt zu klassifizieren ist.

Insgesamt rechnet der DIHK 2022 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5%, nach 2,9% per 2021. Einer der wesentlichen Treiber des BIP per 2022 dürfte der private Konsum sein. Hier erwartet der DIHK einen Anstieg um 3,0% (Vorjahr 0,1%). Der staatliche Konsum dürfte laut DIHK stagnieren (Vorjahr 1,0%). Der Export würde weder Wachstums- noch Kontraktionstreiber sein.

Kommentar: Die aktuellen Prognose basieren auf den Vorgaben des derzeitigen geopolitischen Umfelds. Veränderungen zum Positiven oder Negativen werden das Stimmungsbild in der Realwirtschaft prägen. Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine-Krise, aber auch bezüglich der Causa China/Uiguren geben keinen Anlass optimistischer nach vorne zu schauen.


Deutschland: Digitalisierung auf dem Vormarsch

Die Digitalisierung von Fabriken ist laut einer Umfrage des Verbands Bitkom unter 553 Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten für Industriebetriebe mittlerweile unverzichtbar, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. 91% der Betriebe teilen diese Auffassung. 81% der Firmen seien der Überzeugung, dass die Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit beitrage. 61% der befragten Unternehmen sind überzeugt, dass die Qualität der Produkte über eine geringere Fehleranfälligkeit erhöht würde.

Schauen wir auf den grünen Fußabdruck: Man schätzt, dass eine digitalisierte Industrie im Jahr 2030 eine Einsparung von 64 Millionen Tonnen CO2 erreichen könne. Das entspreche 17% der insgesamt geplanten CO2-Einsparungen im Rahmen der Klimaziele für 2030.

Kommentar: Ja, das ist der richtige Weg. Er führt zu Wettbewerbsfähigkeit und entspricht den Zielen der grünen Transition, ohne den Standort zu schleifen.


Schockierende Bilder aus Xinjiang

Bundesaußenministerin Baerbock fordert von China Aufklärung zu Enthüllungen über Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren. Die Vorwürfe schwerer Menschenrechtsverletzungen müssten aufgeklärt werden. Die jetzt veröffentlichten Daten belegten die willkürliche und massenhafte Internierung von Uiguren in Xinjiang.

Führende Politiker der Regierung fordern Konsequenzen. Wirtschaftsminister Habeck sagte, dass es seit langem klar sei, dass China zwar ein großer Handelspartner sei, es aber sehr relevante Probleme gäbe, auch bei der Einhaltung von Menschenrechten. Als Konsequenz diversifizierte sich Deutschland stärker und verringerte die Abhängigkeiten von China. So würden Anträge deutscher Unternehmen auf Bundes-Bürgschaften mit Blick auf Umwelt-, Sozial und Menschenrechtsaspekte genau untersucht.

Kommentar: Es ist richtig und notwendig, belastbare Beweise von Menschenrechtsverletzungen öffentlich zu machen und im bilateralen Verhältnis zu China auf dieser Basis Druck aufzubauen. Es geht darum, die Welt unter Rücksichtnahme auf die jeweiligen kulturellen Hintergründe zu einem besseren und nicht einem schlechteren Platz zu entwickeln.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: PMI enttäuschen hinsichtlich Erwartungen

Erstschätzungen der S&P Einkaufsmanagerindices per Berichtsmonat Mai:
  • Verarbeitendes Gewerbe: 54,4 (Prognose 54,9) nach zuvor 55,5
  • Dienstleistungssektor: 56,3 (Prognose 57,5) nach zuvor 57,7
  • Composite Index: 54,9 (Prognose 55,3) nach zuvor 55,8

In Frankreich verharrte der Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft bei 106 Punkten. Der Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel per Mai von zuvor 108 auf 106 Punkte (Prognose 107).


UK: PMIs enttäuschen stark hinsichtlich Erwartungen

Erstschätzungen der Einkaufsmanagerindices per Berichtsmonat Mai:
  • Verarbeitendes Gewerbe: 54,6 (Prognose 55,0) nach zuvor 55,8
  • Dienstleistungssektor: 51,8 (Prognose 57,0) nach zuvor 58,9
  • Composite Index: 51,8 (Prognose 56,5) nach zuvor 58,2

Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel erholte sich per Mai markant von zuvor -35 auf -1 Zähler (Prognose -30).


USA: PMIs enttäuschen, Absatz neuer Wohnimmobilien bricht weg

Erstschätzungen der S&P Einkaufsmanagerindices per Berichtsmonat Mai:
  • Verarbeitendes Gewerbe: 57,5 (Prognose 57,5) nach zuvor 59,2
  • Dienstleistungssektor: 53,5 (Prognose 55,2) nach zuvor 55,6
  • Composite Index: 53,8 nach zuvor 56,0

Der Absatz neuer Wohnimmobilien sank per April im Monatsvergleich drastisch um 16,6% auf annualisiert 591.000 Objekte (Prognose 750.000), Das war der schwächste Wert seit Oktober 2018. Der Vormonatswert wurde zudem von zuvor -8,6% auf -10,5% revidiert. Das veränderte Zinsumfeld hat seinen Preis. Der Richmond Fed Composite Index sackte per Mai von zuvor 14 auf -9 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert seit Mai 2020.


Südkorea: Stabilität im Verarbeitenden Gewerbe

Der von der Bank of Korea ermittelte Business Survey für das Verarbeitende Gewerbe verharrte per Mai unverändert bei 85 Punkten. Die Bandbreite lag in den letzten 12 Monaten zwischen 83 und 101 Punkten.


Neuseeland: Zinserhöhung erwartungsgemäß

Die Notenbank hat die "Cash Rate" erwartungsgemäß von zuvor 1,50% auf 2,00% angehoben.


Malaysia: Beneidenswert niedrige Preisinflation

Die Verbraucherpreise nahmen per April im Jahresvergleich um 2,3% (Prognose 2,3%) nach zuvor 2,2% zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0870 - 1.0900 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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