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Nach und nach wird es schlimmer

23.06.2022  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Ich habe schon oft über die 1983 erfolgte Einführung der "Owner's Equivalent Rent" anstelle der tatsächlichen Hauspreise oder Hypothekenzahlungen geschrieben. Es gab gute Gründe für diese Änderung, aber sie erschwert Vergleiche für die Jahre vor und nach 1983. Die Index-Methoden unterscheiden sich erheblich. Summers argumentiert, dass die Änderung bedeutet, dass die CPI-Zahlen für die Zeit vor 1983, wenn damals OER zur Messung der Wohnungspreise verwendet worden wäre, niedriger gewesen wären, als sie jetzt aussehen. Die Einzelheiten können Sie in dem vollständigen Papier nachlesen, aber hier ist der Kernpunkt:

"Unsere Analyse zeigt, dass die derzeitige Inflation, insbesondere die Kerninflation, wesentlich näher an früheren Spitzenwerten liegt als die offiziellen Reihen. Die offizielle Kerninflation des CPI erreichte im Juni 1980 einen Höchststand von 13,6%, während wir die Kerninflation im selben Monat auf 9,1% schätzen, wenn man die Inflation für Unterkünfte berücksichtigt. Unsere Schätzungen deuten auch darauf hin, dass der lokale Tiefpunkt der CPI-Kerninflation im Jahr 1983 erheblich höher lag als ursprünglich gemeldet.

Insgesamt deuten diese Schätzungen darauf hin, dass die durch die Politik der Volcker-Ära verursachte Disinflation des Kern-CPI deutlich geringer ausfällt, wenn man die derzeitige Behandlung des Wohnraums zugrunde legt: nur 5 Prozentpunkte Rückgang anstelle von 11 Prozentpunkten in den offiziellen CPI-Statistiken. Um heute zu einem Kern-CPI von 2% zurückzukehren, brauchen wir also eine Disinflation in ähnlichem Ausmaß, wie sie der Vorsitzende Volcker erreicht hat."


Das ist eine Menge zum Nachdenken und es hat erstaunliche Auswirkungen, wenn es stimmt, was ich glaube. Es bedeutet, dass Volckers aggressive Zinserhöhungen weniger bewirkt haben als angenommen.

Das wiederum bedeutet, dass die heutige Fed die Geldpolitik noch stärker straffen muss als Volcker es tat, um die gleiche Wirkung auf die Inflation zu erzielen. Letzten Monat haben wir den Mitgliedern von Over My Shoulder ein weiteres Dokument zukommen lassen, in dem erläutert wird, warum die Regierung die Hauspreise aus ihrem Hauptinflationsindex herausgenommen hat. Sie haben eine ähnliche Berechnung angestellt (die Summers übrigens als Bestätigung anführt) und festgestellt, dass der Consumer Price Index seit 1983 ohne die OER-Änderung im Durchschnitt 2,2% statt 2,7% betragen hätte. Diese kleine Abweichung summiert sich, wenn man sie über 39 Jahre hinweg zusammenrechnet.

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In diesem Chart kann man sich die rote Linie so vorstellen, wie der Consumer Price Index ohne die OER-Änderung wäre. Er war während des gesamten Zeitraums niedriger und liegt jetzt ein ganzes Stück höher. Der Chart endet im Februar 2022, und die anschließende Differenz dürfte noch größer sein. Die heutige Fed ist sicher nicht mehr da, wo Volcker in Bezug auf die Politik war. In der letzten Woche hat Powell eine etwas falkenhaftere Haltung eingenommen. Aber was soll's - er ist weit davon entfernt, die Art von harter Medizin zu verabreichen, die Volcker praktizierte. Vielleicht hofft er, dass dies nicht notwendig sein wird. Wenn dem so ist, sollten wir alle hoffen, dass er Recht behält.


In den sauren Apfel beißen

Eine weitere Parallele zu den 1970er Jahren ist der Beitrag, den die Energiepreise zur Inflation leisten. Und in beiden Fällen war ein Krieg der Auslöser für die Inflation. George Friedman hat erst letzte Woche daran erinnert. Zu Beginn des Oktobers 1973 war die Inflation bereits ein ernstes Problem. Nixon hatte einen Lohn- und Preisstopp verhängt und das Goldfenster geschlossen. Die Arbeitslosigkeit stieg rapide an. Dann kam die nächste Hiobsbotschaft:

"Im Oktober 1973, als Nixon sich im Watergate-Skandal suhlte, überraschten Ägypten und Syrien Israel mit einem überraschenden und unerwarteten Angriff. Die USA hielten sich mit der Unterstützung Israels zurück, aber als Israel allmählich die Artilleriegranaten und andere notwendige Güter ausgingen, begannen die USA, Nachschub aus der Luft zu liefern. Die arabischen Ölproduzenten reagierten mit einem Ölembargo gegen die Vereinigten Staaten und andere Unterstützer Israels, insbesondere in Europa.

Dies war ein schwerer Schlag für die US-Wirtschaft, da nicht nur die Ölpreise stiegen, sondern auch das Öl nicht mehr verfügbar war. An Tankstellen, die Treibstoff hatten, bildeten sich Schlangen von Autos, die eine halbe Meile lang waren. Öl war ein lebenswichtiges Gut, und es war nicht mehr verfügbar. Die Inflation schoss in die Höhe. Die Arbeitslosigkeit stieg sprunghaft an, da Unternehmen schlossen. Die Zinssätze stiegen, da die Banken ihre Reserven schützten. Das Ölembargo hielt bei einigen Produzenten monatelang an. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die amerikanische und andere Volkswirtschaften auf einen Zusammenbruch zusteuerten."


Dies weist einige Parallelen zum Jahr 2022 auf. Die Energiepreise und die Inflation stiegen bereits, bevor Russland die Ukraine angriff. Wie der arabisch-israelische Krieg hat auch der Ukraine-Krieg frühere Trends verstärkt. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied. Im Jahr 1973 weigerten sich die arabischen Länder, Öl an die USA und ihre Verbündeten zu verkaufen. Im Jahr 2022 versuchen die USA und ihre Verbündeten, obwohl sie (noch) nicht vollständig boykottieren, ihre Käufe aus Russland drastisch zu reduzieren. Das Ergebnis ist jedoch das gleiche: höhere Energiepreise für die Verbraucher fast überall. Dies schlägt sich auf andere Preise nieder und erhöht die Inflation.

Diesmal stehen wir etwas besser da, weil die USA über viel mehr inländische Produktionskapazitäten verfügen. Außerdem verfügen wir über bedeutende erneuerbare Energiequellen. Aber im Verhältnis zur Nachfrage reichen sie immer noch nicht aus, und wir haben nur wenige Möglichkeiten, das Angebot schnell zu erhöhen. Das bedeutet, dass jede Preiserleichterung durch eine geringere Nachfrage erreicht werden muss.


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